Weiß, adrett, frisch gestärkt: Ein Blick in den Wäscheschrank von einst gewährt die Schau in Stadecken-Elsheim. Foto: hbz/Michael Bahr
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STADECKEN-ELSHEIM - (nwz). Samt, Seide und Spitze: nur zu festlichen Anlässen wurden diese Kleider und Blusen einst getragen. Jahrzehnte später erstrahlen sie wieder in neuem Glanz. Das kleine Museum in der Alten Schmiede widmet sich in seiner aktuellen Schau „Kleidung aus Ur-Omas Zeiten“.
Auch Stadecker haben besonders schöne Stücke von anno dazumal gespendet oder als Leihgaben zur Verfügung gestellt. Ein Konfirmationskleid wirkt selbst nach heutigem Geschmack noch sehr adrett, ein Gehrock sieht wieder aus wie neu. Ute Wolf-Holl hat die kleine Schau mitorganisiert und auch einen edlen Zylinder mitgebracht.
Schirmchen und Schürze, Handtaschen und Hüte
Stolz auf die Sammlung, die stetig wächst, ist auch Gerlinde Kersten, die dem Museum unter anderem ihre Schlafzimmereinrichtung von früher überlassen hat. Auch weitere Kostbarkeiten hat sie zusammengetragen, so eine über 200 Jahre alte Pelerine, mit Mustern und Pailletten bestickte Tücher oder Schürzen, ein altes Schirmchen, Handtaschen und Hüte. Schwarz dominiert, denn es war für Frauen, zumal in höherem Alter, früher nicht üblich, allzu farbenfrohe Kleidung zu tragen. Das „Darunter“ war häufig weiß, wie die Strümpfe in feinsten Maschen, die wohl über Wochen hinweg gestrickt worden waren. Für die Aussteuer wurden Wäschestücke und Handtücher mit Initialen bestickt und fein aufeinandergestapelt.
KONTAKT
Interessenten an der Ausstellung „Kleidung aus Ur-Omas Zeiten“ im Museum in der Portstraße 27 in Stadecken können gern Kontakt aufnehmen unter Telefon 06136-9 16 50.
Neben dem Blick in einen solchen Schrank gibt es auch eine gute Stube mit Sammeltassen, Puppen, Spielsachen oder einen Kaufmannsladen mit allerlei „Krimskrams“ zu bewundern. Dass hier Geschichte lebendig wird, für Besucher aller Generationen, findet auch Thomas Barth toll – zur Kerbe-Ausstellung war der Ortsbürgermeister mit seiner Familie zu Gast.
Bei einem Glas Bowle im Hof gab es mehr zu erfahren über die Adam-Elsheimer-Initiative, die unter anderem einlädt, Kunst und Wandern zu kombinieren. Winfried Steinborn, der dabei ehrenamtlich aktiv ist, stellte auch seine eigenen Werke näher vor. Um markante Details in der Architektur hervorzuheben, sei es an Gotteshäusern oder Gasthöfen der Region, hat er die Technik der retuschierten Computergraphiken für sich entdeckt.
Wenige Schritte weiter öffnete auch Annemarie Kijaszek wieder das Tor zu ihrem idyllischen Innenhof in der Katharinenstraße. Zusammen mit ihrer langjährigen Künstlerkollegin Britta Jung präsentierte sie ansprechende Werke rund um das Thema „Stadecken und die Welt“. Die Motive zeigen Reben, den Blick auf die Selz, das Tempelchen oder einen Tisch des Weines. Gute Tropfen in Gläsern und Flaschen wurden als Stillleben arrangiert. Mal mit eher lockerer Hand und leicht abstrahierend, mal stärker detailgetreu entstehen auch ihre Bilder, für die sie Anregungen von Reisen mitbringen, wie Nilpferd oder Pfau. „Wir sind heimatverliebt und weltoffen zugleich“, sagen die kreativen Frauen, die eifrig Ideen und Werke sammeln für ihre Ausstellung „Wildes Rheinhessen“ im November. Eine Eule breitet schon ihre Flügel aus.