In Essenheim, Heidesheim und Stadecken-Elsheim sind die Narren in der Übermacht
Von Nicholas Matthias Steinberg, Gerhard Wieseotte und Gisela Zurmühlen
Das „Raumschiff“ Rathaus stürmten die Essenheimer Kinder, in Heidesheim wurde Ortsbürgermeister Martin Weidmann (M.) gefangen genommen, während in Stadecken-Elsheim Bürgermeister Barth von den „Patriots“ unterstützt wurde – vergeblich (von oben). Fotos: hbz/Harry Braun/Jörg Henkel/Judith Wallerius
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ESSENHEIM/HEIDESHEIM/STADECKEN-ELSHEIM - Viele der ausgewachsenen Narren hatten am Morgen nach Altweiberdonnerstag wohl vor allem eines im Sinn: wieder zu Kräften zu kommen. Das nutzte der Nachwuchs. In Essenheim übernahmen die kleinen Narren kurzerhand das Zepter, schickten sich an, das Rathaus oder besser gesagt das Raumschiff zu stürmen, um Ortsbürgermeister Hans-Erich Blodt den goldenen Schlüssel zu entreißen.
In voller Montur, mit weißen Weltraumanzügen, Sauerstofftanks und Raketen bewaffnet zog der Tross um Kinder, Eltern und Erzieher der Kindertagesstätte Domherrngärten sowie der Kindergärten Pfiffikus und Wirbelwind vors Rathaus und skandierte immer wieder: „Erich, gib den Schlüssel heraus.“ Zur Unterstützung hatten sich auch ein paar Schäfchen, Prinzessinnen und Feuerwehrmänner unter das Volk gemischt. Doch der Bürgermeister ließ sich nicht beirren. Er versuchte es mit Bestechung, brachte kistenweise Süßigkeiten, Kleinspielzeug und bunte Aufkleber unters Volk. Doch es half nichts, aller Widerstand war zwecklos. Letztlich schafften es die Weltraumfahrer doch, das Raumschiff zu erobern. Der Weg ins Weltall war frei.
Für die Umsetzung der Idee, für die in diesem Jahr die Kita Domherrngärten verantwortlich zeichnete, überreichte Alexander Schott, Präsident der „Esemer Hefdbidsel“, den Erzieherinnen Michaela Lowey und Christine Hesselbarth den Narrenorden.
Das „Raumschiff“ Rathaus stürmten die Essenheimer Kinder, in Heidesheim wurde Ortsbürgermeister Martin Weidmann (M.) gefangen genommen, während in Stadecken-Elsheim Bürgermeister Barth von den „Patriots“ unterstützt wurde – vergeblich (von oben). Fotos: hbz/Harry Braun/Jörg Henkel/Judith Wallerius Foto:
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Punkt 17.11 Uhr standen die Fastnachter in Heidesheim vor den Toren des Amtssitzes von Ortsbürgermeister Martin Weidmann und forderten ihn zur Kapitulation auf: „Wie schnell geht doch jed’ Jahr vorbei, es herrscht widder das Volk der Narretei. In der 5. Jahreszeit, an den tolle Tage, hat Gott Jokus einmal mehr das Sage“, kündigte der Sitzungspräsident des Heidesheimer Carneval Vereins, Stephan Schmidt, die Machtübernahme an. Weidmann und seine Gefolgschaft um die Erste Beigeordnete Silvia Klengel gaben sich so schnell nicht geschlagen: „Dass ich nett lach’, dess kann nett sein, mitnichten kommt Ihr hier herein“.
Doch die Narren konnten auf tatkräftige Verstärkung von auswärts bauen. Aus Ingelheim waren der Erste Vorsitzende des Carnevalvereins „Wäschbächer“, Guido Simons, und sein Sitzungspräsident Thomas Felde gekommen, aus Finthen die Reservisten Oberst Peter Hilpert, Leutnant Maximilian Weil und Oberstrittmeister Wolf-Rüdiger Altvater. Sie stürmten gemeinsam das Rathaus und überwältigten den Ortsbürgermeister, der, beide Hände in einem Fangeisen, wehrlos vor die versammelten Narren geführt wurde. Als sichtbares Zeichen der Machtübernahme übergab Thomas Felde den Rathausschlüssel an den HCV-Sitzungspräsidenten. Die „Ingelumer Rotwoigeister“ steuerten „Gugge-Musik“ bei.
Die Narrensonne war mit von der Partie in Stadecken-Elsheim, als die Truppen des Elsheimer Carneval Vereins (ECV) sich zum Zug auf die Gemeinde formierten. Die Verteidiger blieben nicht untätig, hatten zum „Super Bowl 2017“ ins STH (Selztalhallen)-Stadion geladen und skandierten, die „Patriots“ der „Stadecke-Elsemer Ochse“ seien „die beste in Rhoihesse“. Coach und Referee Bürgermeister Thomas Barth setzte vor interessiertem Publikum eine ultimativ letzte Trainingseinheit mit seinem „Altstar Kick Returner“ W. Strutz, „Quarterback“ W .Ruf und „Runningback“ Doll.ER an . . .
Doch plötzlich brach sich die närrische Übermacht von zwei Seiten Bahn. Der Haupt-Stoßtrupp tauchte mit lautstarken „Helau“-Rufen und Konfettikanonen verstärkt auf der Langweid auf, und aus dem Schutz der Selztalhalle versuchten weitere Angreifer, von der Flanke den Vorplatz zu stürmen. Doch „Stadecken-Elsheim first – Fassenacht second, nobody is kamming an uns vorbei“, schallte es ihnen mutig entgegen. Die „von Trump geschickten“ Footballhelden im heroischen Dress boten den Jokusjüngern einen sportlichen Kampf an – auf den sich ECV-Chef Udo Kleemann und seine Mannen Michael Schuler und Christian Steiner prompt einließen. So wendig sich die „Patriots“ auch wehrten, die ECV’ler übernahmen die Führung und stürmten die Selztalhalle. Den Schlüssel in der Hand von Schnörresboss Roman Reiser, intonierten sie im Foyer ihr Selztal- und Schnörres-Lied, verteilten Orden an Verwaltung und Getreue und stürmten die Rheinhessenstube zwecks Stärkung vor den tollen Tagen.