STADECKEN-ELSHEIM - Der Applaus und die Zugaberufe bestätigten: Es war eine gelungene Veranstaltung, mit der sich die Kulturinitiative KiStE (Kultur in Stadecken-Elsheim) in die Sommerpause verabschiedete. Inge und Matthias Mandos bewegten sich mit ihrem Thema „Moscheljer und Mussik“ auf einem tiefgreifenden historischen Hintergrund, boten musikalische Vielfalt und ein reizvolles thematisches Spektrum, dem der Wormser Buchautor und Mundartexperte Hartmut Keil mit seinen Gedichtvorträgen eine humorvolle regionale Erdung verlieh.
Das Frankfurter Wort Moscheljer ist entstanden aus dem jiddischen Moschel für „Gleichnis, Parabel, Sprichwort“. Wer „Moscheljer verzählt“, gibt Geschichten zum Besten. Die von den Geschwistern Mandos verbindet, dass es meist Volkslieder unterschiedlicher Herkunft sind, meist aus dem Rhein-Main-Gebiet, wo sich schon vor 1000 Jahren aschkenasische Juden angesiedelt hatten. Dazu kamen Stücke mit persönlichen Bezügen oder typisch „rhoihessischen“ Themen, die Matthias Mandos komponiert, getextet und arrangiert hat. Los ging es mit einer Klage – der einer Musikantenfrau aus dem 19. Jahrhundert über den Schlamassel, in den sie ihr leichtlebiger Ehemann gebracht hat mit Ruhelosigkeit, Wein und Lärm im Übermaß den ganzen Tag.
Klage einer verlassenen Frau und todtrauriges Liebeslied
Mit der alten Volksweise über „Die Brücke über den Main“ im mehrstimmigen Harmoniegesang wird Tanz und Frohsinn für jedermann gepriesen. „Shoyn tsvey dray yor“ verleiht der Klage einer verlassenen Frau in wortstarkem Jiddisch Ausdruck.
Familiäre Bezüge offenbarten Lieder wie „Was isch der noch sage wollt“ an die verstorbene Mutter Mandos. Schaurig-schön präsentierte Inge Mandos das todtraurige, 200 Jahre alte Liebeslied „Es fiel ein Reif in der Sommernacht“. Und mit „Di Mashke“, einem Lied über Whisky und seine Folgen für Heiratsvertrag über Beschneidungsfeier bis zur Verlobung des Kindes, intonierte sie beeindruckend eine Perle jiddischen Liedguts. Die poetischen Spritzer von Hartmut Keil verliehen dem Cocktail der Mandos-Geschwister die richtige Würze. Die Zuhörer kamen in den Genuss des Erlkönigs, Struwwelpeters und der Streiche von Max und Moritz im Dialekt.
Inge Mandos’ Engagement bei dem Bewahren dieses Teils jiddischer Sprache und Kultur verdient Anerkennung. Die ist ihr zuteilgeworden mit der Nominierung ihres Projekts „WAKS – Yiddish Voices“ für den Preis der Deutschen Schallplattenkritik. Mit Applaus belohnt wurde auch die Band, die Matthias Mandos (Gesang, Posaune, Ziehharmonika) vorstellte: Uli Roos (Saxophone, Querflöte), Peter Breitmann (Piano), Udo Dengel (Gitarre), Martin Weber (Bass), Torsten Klehr (Trompete) und Jürgen Hartmann (Schlagzeug).