Ober-Olmer Michael Werner sieht sich als Brückenbauer zwischen Deutschen und Pennsylvania-Deutschen
Der Ober-Olmer Michael Werner (links) bildet zusammen mit Uwe Volk, Adelheid Hillner und Josef Rill die New-Paltz-Band. Foto: Sammlung Werner
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OBER-OLM - Donald Trump, der Enkel eines Auswanderers aus der Pfalz, hält als neuer US-Präsident die Welt mit seinen Eskapaden in Atem und möchte sein Land abschotten. Der Ober-Olmer Sprachwissenschaftler Dr. Michael Werner (51) macht sich dagegen seit über 20 Jahren für die deutsch-amerikanische Freundschaft stark und sieht sich als Brückenbauer zwischen Deutschen und Pennsylvania-Deutschen mit einer Zeitung, einem Arbeitskreis und einer Folkband.
Herr Werner, was macht für Sie die Geschichte der nach Amerika ausgewanderten Pfälzer so interessant?
Nach der Wahl von Trump werden die deutsch-amerikanischen Beziehungen wieder komplexer, auch die zwischen uns und den Pennsylvania-Deutschen. Es ist spannend, dass man mit einem gemeinsamen Dialekt mit Wörtern wie „Belzenickel“, „Osterhas“ oder „Elwetritsche“ viel vertrauter miteinander reden kann, man leichter in Kontakt kommt. Für mich sind meine Kontakte und regelmäßigen Reisen in die USA auch immer wieder wie ein Gang ins Museum.
Sie sind in der Nähe von Grünstadt geboren und gelten als Kenner der pennsylvanisch-amischen Sprache und Kultur, geben seit 1997 die transatlantische Lokalzeitung „Hiwwe wie Driwwe“ heraus und haben 2003 den Verein Deutsch-Pennsylvanischen Arbeitskreis in Ober-Olm aus der Taufe gehoben. Was verbindet denn die Pfälzer mit dem US-Bundesstaat Pennsylvania?
Der Ober-Olmer Michael Werner (links) bildet zusammen mit Uwe Volk, Adelheid Hillner und Josef Rill die New-Paltz-Band. Foto: Sammlung Werner Foto: Sammlung Werner
Die Spuren der Pfälzer sind überall in Pennsylvania zu sehen. Foto: Sammlung Werner Foto: Sammlung Werner
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Zwischen 1683 und 1776 verließen Zehntausende Menschen die Pfalz und die angrenzenden Regionen aus wirtschaftlicher Not, vor religiöser Unterdrückung oder politischer Verfolgung. 100 000 Deutsche lebten westlich von Philadelphia, dem „Pennsylvania Dutch Country“, blieben weitgehend unter sich und prägten die Region. Heute sprechen in den USA und in Kanada rund 400 000 Menschen diesen besonderen Dialekt. Und es werden immer mehr.
Was ist das Anliegen Ihrer Projekte?
Wir möchten eine pfälzisch-rheinhessisch-pennsylvanische Ebene des Austauschs etablieren, um eine Transatlantik-Brücke mit Menschen zu schaffen, mit denen uns eine gemeinsame Geschichte und Kultur verbindet. Dabei geht es darum, wie wir eine gemeinsame Basis für Kommunikation und Verständnis entwickeln. Seit 2006 veranstalten wir beispielsweise bei uns einen Deutsch-Pennsylvanischen-Tag, jeweils mit vier Veranstaltungen am dritten Oktoberwochenende. Der Auftakt findet immer in Ober-Olm statt. In diesem Jahr ist der Country-Musiker Mike Hertzog unser Gast.
AUFTRITT
Die New-Paltz-Band tritt am Freitag, 17. März, um 20 Uhr im Lincoln-Theater in Worms (Obermarkt 10) auf. Präsentiert wird die Geschichte der Pfälzer in Pennsylvanien unter dem Motto „Dem Uncle Sam sinn mir gedrei“. Karten im Vorverkauf und an der Abendkasse.
Das Thema Auswanderung und Flucht beschäftigt Sie ja auch musikalisch.
Ja, ich spiele zusammen mit drei Freunden in der Folkband „New Paltz“ und erzähle die Geschichte der nach Amerika ausgewanderten Pfälzer in Texten, Liedern und Bildern. Ähnlichkeiten mit aktuellen Ereignissen sind kein Zufall. Respekt und Verständnis waren und sind auch heute wichtig. Was im 18. Jahrhundert nämlich die „Transatlantik-Route“ von London nach Philadelphia war, ist heute die Flüchtlingsroute über das Mittelmeer von Afrika nach Europa. „Ellis Island“, ab dem späten 19. Jahrhundert Registrier- und Kontrollstation bei New York, liegt heute an der geschlossenen Grenze des Westbalkans. Die Fluchtgründe sind heute ähnlich; und freiwillig gehen nur wenige. Sehnsuchtsziel ist inzwischen Europa und Deutschland, nicht mehr Amerika, seit der Enkel des 1885 ausgewanderten Pfälzers Friedrich Trump die Vereinigten Staaten unsicher macht.
Sind denn Trump und seine umstrittene Politik Thema in Ihren Publikationen, etwa in „Hiwwe wie Driwwe“?
Es geht uns ums Verbindende, die Sprache, die Volkskunst, das Essen. Ich würde gerne auch Donald Trump thematisieren, aber meine beiden jüngeren Mitstreiter in den USA wollen das Politische lieber raushalten. Denn viele Deutschstämmige sind konservativ, wählen republikanisch, mit Trump einen Geschäftsmann statt der verhassten Politikerklasse. Ich kann das nicht verstehen. Da werden bei aller sprachlichen Nähe über die Mundart auch immer wieder Grenzen sichtbar. Auch dann, wenn ein Durchschnittsamerikaner ein halbes Dutzend geladene Schusswaffen im Haus hat.