Ein Zug im Baum: Die „Kunst am Bau“ vor der alten Schule Ober-Olm ist fertig
Helena Hafemann lässt als „Kunst am Bau“ vor der renovierten alten Schule einen hölzernen Modellzug durch die Krone der Platane fahren. Ein Spezialkonstrukt trägt ihn.
Von Nicole Weisheit-Zenz
Künstlerin Helena Hafemann setzt einen Zug in einen Baum – Kunst am Bau in der Ober-Olmer Ortsmitte.
(Foto: hbz/Stefan Sämmer)
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OBER-OLM - Zug-Vögel: Das Wortspiel passt zum neuen Kunstwerk mitten im Ort, das nun feierlich übergeben wurde. In der Baumkrone der Platane, zwischen alter Schule, Kirche, Rathaus und Grundschule, steht ein hölzerner Modellzug auf einer Endlosschleife. Die Waggons sind den Bauwerken ringsum nachempfunden und nicht nur Blickfang, sondern auch praktisch – als Vogelhäuschen gedacht. Sehr zufrieden und mit dem guten Gefühl, etwas Bleibendes geschaffen zu haben, schaute die junge Künstlerin Helena Hafemann auf ihr fertiges Werk. In Zusammenarbeit mit der Kunsthochschule hatte sie das Vorhaben über 15 Monate lang begleitet, von ersten Ideen im Kopf bis zur ansprechenden Umsetzung im Baum. Nun sollen sich Menschen aller Generationen hier treffen und ins Gespräch kommen.
20 junge Leute bringen Ideen ein
Als Begegnungsstätte wurde zuvor schon die alte Schule von Ober-Olm umgestaltet und von Grund auf renoviert. Dabei waren Mittel von rund 10 000 Euro für Kunst am Bau vorgesehen. „Das ist kein Geldbetrag für einen renommierten Künstler“, weiß Marianne Hoffmann, die sich in ihren Wohnort engagiert. So stellte sich die Frage: Was kann man damit realisieren? Ihre Anregung, die Mainzer Kunsthochschule einzubinden und Studierende mit der Aufgabe „Kunst am Bau“ vertraut zu machen, wurde gleich gut angenommen. Vor Ort schauten sich 20 junge Leute um und hatten bei der Ideenfindung sogar freie Hand. Es folgte ein Prozedere, wie es auch später im Berufsleben ähnlich sein wird: Skizzen und Modelle anfertigen, die eigenen Entwürfe im Gespräch erläutern und bereit sein, erste Vorstellungen zu modifizieren, erklärte Martin Schwenk. Als Professor für Bildhauerei schätzt er sehr, dass jungen Künstlern diese Möglichkeit geboten wird; er begleitete auch Helena Hafemann bei ihrem Projekt.
Ihre Idee hatte sich in der Endrunde gegen einen weiteren Entwurf durchgesetzt, berichtete Bürgermeister Matthias Becker. In Gemeinderat und Kulturausschuss wurde darüber beraten und nach gründlicher Überprüfung grünes Licht gegeben für die Umsetzung der originellen Idee.
Aufwändig wurde eine spezielle Konstruktion in der Baumkrone befestigt, die den Zug hoch über den Köpfen im Baum schweben lässt. Sorgsam wurde dabei geschaut, was möglich und sinnvoll ist. Auf knallige Farben wurde bei den Waggons aus Holz bewusst verzichtet. Deutlich wird, dass sie Symbolik enthalten und mehreres kombinieren: Zum einen stellt die Künstlerin, Jahrgang 1997, durch die Erinnerung an Spielzeugeisenbahnen einen Bezug her zu Kindern. Die Gebäude ringsum greift sie auf, weckt mit den Schienen die Reiselust und setzt sich mit den Nistkästen ein für die Natur. All das überzeugte die Jury.
Dankbar ist die engagierte junge Wiesbadenerin für den Preis, die wertvolle Erfahrung und Referenz. Und auch dafür, dass technischen Herausforderung gemeinsam gemeistert werden konnten, in Zusammenarbeit mit Hochschule und Gemeinde, Schreinerei und Schlosserei. Ein weiterer Wunsch der Ober-Olmer ist, dass die wenig einladenden Mauern am Platz gestaltet werden.