Die Ausstellung zeigt die Geschichte der keltischen Siedlung „Bellenheim“, die einst zwischen Lerchenberg und Ober-Olm lag. Foto: hbz/Harry Braun
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OBER-OLM - Natürlich war Sissi Westrich (SPD), die Ortsvorsteherin von Mainz-Lerchenberg, nach Ober-Olm gekommen, um zu sehen, ob die Ausstellung „2300 Jahre Bellenheim“ eine würdige Interimsunterkunft bekommen hat. Das Bürgerhaus auf dem Mainzer Lerchenberg war bisher das Zuhause der Bellenheim-Ausstellung, aber dem Bürgerhaus geht es an den Kragen; es muss saniert werden. Klaus Schulz, Mitglied im Förderverein Archäologische Denkmalpflege Mainz-Lerchenberg und Hüter der Bellenheim Ausstellung, hat sich deshalb um das neue Zuhause für die Schau im benachbarten Ober-Olm bemüht.
Der Zufall hat ihm in die Hand gespielt, genau wie ein Gespräch mit der Ober-Olmer Ortsbürgermeisterin Doris Leininger-Rill (FWG). Die freute sich darüber, dass man noch mehr Stühle in den großen Ratssaal des Ober-Olmer Rathauses schleppen musste, weil sich so viele Menschen für die „freundliche Übernahme“ interessierten. „Da der Umbau unserer Alten Schule im gesteckten Zeitrahmen zu Ende ging“, berichtete Doris Leininger-Rill, „konnte die Bibliothek ihre neuen Räumlichkeiten beziehen und die beiden seitherigen Räume der Bibliothek im Rathaus sind nun das Zuhause für ,Bellenheim‘, bis voraussichtlich 2019.“ Klaus Schulz erzählte in einem bebilderten Vortrag von dem „aufgegebenen Ort zwischen Ober-Olm und Mainz-Lerchenberg”.
Die kleine Siedlung Bellem, erst in der Frankenzeit wurde daraus „Bellenheim“, war 400 Meter südlich vom Lerchenberg und nördlich von Ober-Olm angesiedelt. Dort, in dem kleinen Tal an einem heute nicht mehr sichtbaren Wildbach, erinnert der Flurname „Bellem“ an den verschwundenen Ort. Die Kelten nannten ihren Quellgott „Bellecon“ oder „Bellocon“ und „Bellem“ die Pappel. Noch heute steht der Name „Bellbaum“ für Pappel, und in Ober-Olm wurde die alte Ulme so bezeichnet.
In Eckelsheim gibt es eine gotische Ruine, die die Bezeichnung „Beller Kirche“ trägt, und im Binger-Wald gibt es das „Bellerkreuz“ bei einer Quelle. Was man in Ober-Olm nun in der feinen, übersichtlichen und anspruchsvollen Innenarchitektur zu sehen bekommt, sind Artefakte des Ortes Bellenheim, die in der Gemarkung Ober-Olm auf dem nördlichen Hochplateau gefunden wurden. 1550 endete der Ort als Wüstung. Die Menschen waren vermutlich gezwungen, aus Wassermangel oder aber wegen der ständigen Kriegszeiten nach Ober-Olm oder ins Tal nach Marienborn umzuziehen. Die längste Friedenszeit auf dem nördlichen Hochplateau von Rheinhessen betrug zwischen 1500 und 1797 nur 19 Jahre. Durch die Abholzung des nahen Waldes erodierte der lehmige Waldboden.
Der Bach, die Häuser und die Gräber wurden über Jahrhunderte mit einer Lehmschicht überspült, die heute über dem alten Bellenheim ein bis drei Meter beträgt. Wertvolle Münzen, alte Glasflaschen, irdenes Geschirr, ein römisches Körpergrab aus der Bellenheimer Gemarkung und vieles mehr sind in der Ausstellung zu sehen.