Renate Correll malt abstrakte Bilder, Helga Krause ist Bildhauerin. Gemeinsam stellen sie jetzt Arbeiten in der Schmiede Wettig in Nieder-Olm aus.
Von Klaus Mümpfer
Abstrakte Bilder der Malerin Renate Correll (re.) und Skulpturen von Helga Krause vereint „Glockwerks Lichte Kunstobjekte“ in Nieder-Olm.
(Foto: hbz/Stefan Sämmer)
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NIEDER-OLM - Inmitten der Schmiede Wettig hat Helga Krause ihr Werkzeug aufgebaut: Holzhammer, Meißel und Stein. An den Wänden hängen die abstrakten Bilder der Malerin Renate Correll in Acryl auf Leinwand. „Leichtes und Schweres“ vereint „Glockwerks Lichte Kunstobjekte“ in der Nieder-Olmer Ausstellung. Franz Josef Schatz von der Stadt Nieder-Olm irritiert ein wenig das Motto der Ausstellung, denn er sieht in den Skulpturen Helga Krauses ebenso die Leichtigkeit des Materials wie in Corrells Bildern an den Natursteinwänden des historischen Gebäudes.
Modelle zeigen Werdegang bis zum fertigen Exponat
Seit den 80er Jahren beschäftigt sich Renate Correll intensiv mit der Malerei, wobei sie ihre Bilder in Acryl auf Leinwand oftmals mit anderen Elementen mischt: mit Stoffresten und Sand zu Collagen oder in mehreren Schichten gespachtelt zur Mischtechnik auf der Leinwand. Sie ist stets offen für das Kennenlernen neuer Techniken und Materialien. „Malzeit“ nennt Correll auch deshalb ihre Workshops in experimenteller Malerei und fordert Lust an der Probierfreude, auf das Einlassen mit dem Spiel von Farben und Formen. Oftmals weiß sie ebenso wenig wie ihre Kollegin, wie das Endprodukt ihres kreativen Schaffens aussehen wird. „Das Bild entsteht während des Prozesses und ist intuitiv meist vom momentanen Gefühl abhängig“, betont die Künstlerin.
Aus einem Block aus Kalkstein hat Renate Krause im vergangenen Jahr ihre Skulptur „Kopf mit Hut“ gemeißelt, weil sie dem Überbringer des Steins noch einen Gefallen schuldete. Aus vergoldetem Holz und Spezialglas für die russische Raumfahrt entstand ihre einer Hand nachgebildete Skulptur „Lichtobjekt“. „Dieses Exponat war ein Zufallsprodukt, weil das Glas nur mit besonderem Werkzeug bearbeitet werden kann, das aber nicht vorhanden war“, berichtet die Künstlerin. Deshalb steht es als unbearbeiteter Block in der vergoldeten Holzhand im Untergeschoss der Schmiede.
Ob nun die abstrakten Acrylbilder mit den Skulpturen harmonieren? Der Betrachter meint „ja“ und sieht Zusammenhänge zwischen den Acrylbildern und den oftmals halb fertig wirkenden Bildhauerwerken. Ob es nun die durchscheinende Halbkugel Krauses oder die in Stein eingebettete Schnecke ist. „Der Stein bestimmt nicht die Form, sondern liefert das Material“, erklärt die Künstlerin. Das Gleiche gilt für den „Schädel“ aus rosa poliertem Travertin-Stein. Einige Modelle zeigen den Werdegang bis zum fertigen Exponat – wie die „Schwingende Geometrie“.
Triptychons sind dreigeteilte Gemälde, die an den Wänden der Schmiede Wettig hängen und bereits als solche Kunstwerke konzipiert wurden. Ein großformatiges von Renate Correll ist im Erdgeschoss zu sehen, zwei weitere im Obergeschoss der Schmiede. Sie fesseln die Blicke der Betrachter, lenken aber nicht von den Skulpturen ab. Dass Helga Krause auch mit dem steinernen Material umgehen kann, beweisen die Köpfe ihrer Enkeltöchter, die in naturalistischem Stil in der Schmiede zu bewundern sind und den Werdegang von Gips zur Bronze verdeutlichen.
Die Musik von Miles Davis umrahmte die Vernissage. Das Duo mit dem Gitarristen Steffen Ahland und dem Kontrabassisten Ralf Schohl spielte vor allem Jazz des berühmten Musikers, dessen Platte „Kind of Blue“ vor 50 Jahren erschien.