Dienstag,
05.11.2019 - 00:00
2 min
Gerhard Trabert liest in Bodenheim aus „Gratwanderungen“
Von Nicole Weisheit-Zenz
BODENHEIM - „Es gibt nur eine Welt“, betont Dr. Gerhard Trabert, bekannt als „Arzt der Armen“. Für ihn zählt die Gesundheit als Menschenrecht. Doch weltweit werden viele Menschen ihrer Würde beraubt, müssen um ihr Leben fürchten und fliehen. Das klagt auch die Flüchtlingsinitiative „Kulturbuntes Bodenheim“ an, die zur Lesung mit dem Arzt und Sozialarbeiter eingeladen hatte. Der Erlös der Benefizveranstaltung geht an die Initiative sowie an „Armut und Gesundheit“ und „Flüsterpost“, zugunsten von Kindern krebskranker Eltern.
Im Buch „Gratwanderungen“ hat Gerhard Trabert das Erlebte während und kurz nach seinen Hilfseinsätzen zu Papier gebracht. Seit über 25 Jahren engagiert er sich im Rhein-Main-Gebiet und in Krisenregionen weltweit für Menschen in Not. Mit dem Arztmobil und seinem Team ist er regelmäßig in Mainz unterwegs; derzeit werden neue, kälteresistente Schlafsäcke an Obdachlose verteilt. „Oft führen der Verlust der Arbeit und Schicksalsschläge dazu, den Halt im Leben zu verlieren und auf der Straße zu leben“, erklärte er.
Anhand von Fotos nahm er die Zuhörer im vollbesetzten Dolles-Keller mit auf eine bewegende Gedankenreise in andere Kontinente. Gratwanderungen, schilderte er, sind es dort für ihn, ob inmitten von Naturgewalten, Kriegs- und Krisengebieten, auf Augenhöhe mit Menschen aus verschiedenen Kulturen. Hautnah erlebe er Leid, Angst, Schmerz und Hoffnungslosigkeit mit, sagte Gerhard Trabert, doch sehr oft spüre er große Dankbarkeit. An Schicksalen Einzelner verdeutlichte er, dass jeder zählt und weitere Unterstützung notwendig ist. Haltung zeigen und helfen, dazu rief er auch auf mit Blick auf die Seenotrettung und den Einsatz für das Leben der Flüchtlinge auf dem Mittelmeer. Mit großer Sorge verfolgt er auch die Entwicklungen in Syrien.
Eine Besonderheit dieser Lesungen ist die musikalische Begleitung, um das in Worten und Bildern Vermittelte zu unterstreichen und nachklingen zu lassen. „Mir liegt es sehr am Herzen, Gesang und soziales Engagement zu verbinden“, sagte Anita Zimmermann, die Lieder passend ausgewählt und bearbeitet hat.
„Wo ist der Weg zum Paradies?“, fragte die Sozialpädagogin, die Gerhard Trabert seit vielen Jahren unterstützt, in einer einfühlsamen eigenen Version des Hits von Phil Collins. Meisterhaft musikalisch begleitet, bei Titeln auf Deutsch und Englisch, wurde sie in Bodenheim von Thomas J. Scheike am Piano, Kirchenmusiker und Kapellmeister aus Bad Kreuznach. Ob von der Zerbrechlichkeit des Lebens oder der Sehnsucht nach dem Glück: Viel Gefühl legten sie in die Lieder. Auch Titel wie „Pure Imagination“, „Seven Seconds“, „Sag mir, wo die Blumen sind“ oder „Take me to the Alley“ wechselten ab mit Passagen der Lesung.