Angelika Steffen betreut eine Familie aus Nackenheim und freut sich daran, dass Eltern und Kinder ihr vertrauen.
Von Theresa Breinlich
Rebecca Koss, Mia Sofia und Tamara, Mandy Urban sowie Angelika Steffen (v.l.) berichten über das positive Wirken einer Familienpatin.
(Foto: hbz/Stefan Sämmer)
Jetzt teilen:
Jetzt teilen:
BODENHEIM - Ohne Angelika Steffen wüsste Mandy Urban nicht, wie sie es schaffen sollte. Ihr vertraut sie, obwohl sie bis vor kurzem noch eine völlig Fremde war. Angelika Steffen ist Familienpatin – und kümmert sich seit anderthalb Jahren um Mandy Urbans Töchter Tamara (12 Jahre) und Mia Sofia (6 Jahre). Einmal in der Woche verbringt sie einen Nachmittag mit einem der Mädchen. So ist es zumindest grundsätzlich vereinbart. Steffen springt im Zweifelsfall aber auch mal spontan ein oder macht mit den Kindern an Feiertagen einen Ausflug.
„Angelika Steffen ist in unserer Familie nicht mehr wegzudenken. Wir haben sie ins Herz geschlossen. Es sind auch ihre warmen Worte, die mir helfen“, erzählt Mandy Urban bei einem Gespräch in der Caritas-Sozialstation St. Alban in Bodenheim. Die Nackenheimerin ist im Grunde alleine mit den Kindern, ist allein für sie verantwortlich. Ihr Mann ist schwer krank, ein Pflegefall, er konnte nicht mehr in der Familie bleiben. Urbans Mutter wohnt auch nicht in der Nähe und ist selbst noch berufstätig.
„Angelika Steffen ist ein Volltreffer. Die Mädchen haben so viel Spaß mit ihr. Es ist notwendig, dass jemand einem hin und wieder die Last abnimmt“, weiß die 41-jährige Mutter, die als Sachbearbeiterin arbeitet. Auch für Angelika Steffen sind die beiden Mädchen ein Glücksfall. Sie wollte eigentlich Erzieherin werden, absolvierte aber wegen der besseren Berufsaussichten eine kaufmännische Ausbildung. Ihren eigentlichen Traumberuf vergaß sie dabei jedoch nicht. 2008 entschied sie sich mit ihrem Partner, ihr Leben zu ändern. Sie zogen von Ludwigshafen zunächst nach Bodenheim, dann nach Nierstein. Sie suchte sich eine Halbtagsstelle, um mehr Zeit für ein Ehrenamt zu haben. Sie engagierte sich zunächst als Vorlese-, dann als Familienpatin.
KONTAKTE
Weitere Informationen gibt es per E-Mail an info@caritas-bingen.de und r.koss@caritas-mz.de, telefonisch unter der 06136-7 52 02 88 und im Internet unter www.caritas-mainz.de.
„Die beiden von mir betreuten Mädchen sollen vor allem Freude haben. Wenn sie fröhlich nach Hause kommen, ist auch die Mutter entspannter – und mir tut es auch gut. Das spiegelt in viele Richtungen“, berichtet Steffen. Mit Mia Sofia hat sie feste Routinen. Sie holt sie vom Kindergarten ab, geht mit ihr turnen und kocht ihr Lieblingsessen, Möhrchengemüse. Mit Tamara plant sie „Abenteuer“, wie sie sagt. Sie backen zusammen Waffeln, gehen schwimmen oder besuchen eine Rollschuhparty. Die 58-Jährige hat sich auch dafür eingesetzt, dass die Zwölfjährige beim Ferienprogramm der Verbandsgemeinde Bodenheim teilnehmen konnte, und für Mia Sofia hat sie einen Platz beim Turnverein organisiert.
Derzeit sind 20 Familienpaten im Dekanat Mainz-Süd im Einsatz. Das sei aber zu wenig, um den Bedarf zu decken, erklärt Diplompädagogin Rebecca Koss von der Caritas. Es gebe viele Familien, die etwa, weil sich der Partner getrennt habe oder gar verstorben sei, dringend auf Unterstützung angewiesen seien. Daher starte im April eine neue Schulung für Familienpaten. Interessenten werden mit rechtlichen Fragen, Entwicklungspsychologie, dem richtigen Umgang mit Nähe und Distanz sowie mit Kommunikationsproblemen und mehr vertraut gemacht. „Familienpaten sollten offen sein und flexibel auf die unterschiedlichsten Situationen reagieren können“, erklärt Rebecca Koss.
Für Angelika Steffen jedenfalls hat sich der Einsatz gelohnt. „Die Eltern vertrauen mir. Das finde ich großartig“, sagt sie.