Frederic Hormuth päsentierte im Bodenheimer Kulturkeller sein aktuelles Programm „Halt die Klappe – wir müssen reden“. Foto: hbz/Stefan Sämmer
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BODENHEIM - Kulturelle Veranstaltungen in der Verbandsgemeinde organisieren und Menschen in Not unterstützen – diesen Aufgaben stellen sich die überparteilich und überkonfessionell tätigen Bodenheimer Kulturfrauen nun im 23. Jahr. In der Regel laden sie zweimal im Jahr ein, meist zu Kabarett und Musik. Nun war der Kabarettist Frederic Hormuth zu Gast und servierte im ausverkauften Kulturkeller des Bürgerhauses ein reichhaltiges, köstliches, aber manchmal schwer verdauliches Menü, bei dem den Zuschauern dann doch das ein oder andere Mal der Bissen im Halse stecken blieb.
„Halt die Klappe – wir müssen reden!“ heißt das aktuelle Programm des Kabarettisten, der schon diverse Preise eingeheimst hat. Vor allem mit dem Problem der Meinungsbildung setzt sich Hormuth auseinander. Bei einem Brunch habe man sich über die Bodenhaltung von Hühnern unterhalten, erzählte er, und beschrieb dann die entsprechenden Bedingungen, die den positiven Eindruck, den das Wort impliziert, zunichtemachen. Mit deutlichen Worten deckte er auf, was hinter der gewissenberuhigenden „Bio-Illusion“ stecke.
Neben seinen Ausführungen zu Helikoptereltern, Burnout-Geschädigten und dem Hamsterrad, kritisierte er die enge Verflechtung zwischen Wirtschaft und Schule und stellte Auszüge aus Unterrichtsmaterialien vor, die unter anderem von Ritter Sport – zum Thema „Von der Kakaobohne zur Schokolade“ – oder vom Kaugummihersteller Wrigley zum Thema Umwelt zur Verfügung gestellt werden.
Triefend vor Ironie trägt er das Lernergebnis vor, nämlich den korrekten Umgang mit Kaugummi: „Ausspucken – einpacken – wegwerfen“. Hormuth gibt dabei nicht nur Allgemeinplätze zum Besten, bei denen der Applaus quasi programmiert ist, sondern liefert dazu fundierte, recherchierte Erläuterungen.
Ausführlich widmet er sich politischen Themen, stellte aber resignierend fest: „Du blickst nicht durch“. Das gehe jedoch nicht nur dem normalen Bürger so, sondern auch dem Geheimdienst, wie die Ereignisse rund um den Terrorakt auf dem Berliner Weihnachtsmarkt bewiesen. Das Wahlprogramm der AfD qualifizierte er genauso ab, wie die Entscheidungen Donald Trumps. In klaren Worten beschrieb er das Flüchtlingsabkommen mit der Türkei. Das sei ja so, als ob er einer Oma nur über die Straße helfen dürfe, wenn eine andere Oma dafür auf den Mittelstreifen geschickt werde, verdeutlichte er die Vereinbarung. Auch wenn bei diesem Vergleich das Publikum herzhaft lachte, so kam der Kern der „Message“ doch gut rüber.
Scharfzügiges und pointiertes Kabarett
Seine Ausführungen bestätigte er, indem er hin und wieder auf den knallroten Buzzer schlug, oder mit Liedern, bei denen er sich selbst auf dem Piano begleitete. Wer scharfzüngiges, pointiertes politisches Kabarett, kritische nachdenkliche Lieder mit schönen Melodien und virtuoses Klavierspiel mag, sollte sich den Namen Frederic Hormuth merken.