Klärschlammverbrennung: Bau der neuen Anlage in Mainz-Mombach beginnt
Viel ist zum Auftakt noch nicht zu sehen. Keine Kräne, keine Bagger – nur ein paar Lastwagen, Geräte und Werkzeuge. Trotzdem: Mit der Einrichtung der Baustelle auf dem Gelände des Zentralklärwerks in Mombach starten noch in dieser Woche die Arbeiten an der geplanten Klärschlammverbrennungsanlage.
Von Carina Schmidt
Lokalredakteurin Mainz
Auf diesem Grundstück des Wirtschaftsbetriebs wird die neue Klärschlammverbrennungsanlage entstehen. Foto: hbz/Judith Wallerius
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Mombach - Viel ist zum Auftakt noch nicht zu sehen. Keine Kräne, keine Bagger – nur ein paar Lastwagen, Geräte und Werkzeuge. Trotzdem: Mit der Einrichtung der Baustelle auf dem Gelände des Zentralklärwerks in Mombach starten noch in dieser Woche die Arbeiten an der geplanten Klärschlammverbrennungsanlage.
Betreiber der Anlage ist die Thermische Verwertung Mainz GmbH (TVM). Davon ist mit 68 Prozent der Mainzer Wirtschaftsbetrieb Hauptgesellschafter, auf dessen Firmengelände die Anlage auch gebaut wird. Weitere Gesellschafter sind: die WVE GmbH Kaiserslautern, die FWE Verwaltungs GmbH Kaiserslautern, der Avus Abwasserzweckverband „Untere Selz“ aus Ingelheim (alle drei mit zwei Prozent) und die Stadtentwässerung Kaiserslautern AöR (26 Prozent). Damit ist die Anlage zu 100 Prozent in öffentlicher Hand.
Drastische Veränderung der Düngemittelverordnung
„Eine unserer Hauptaufgaben ist die Reinigung der Abwässer aus Mainz und der Verbandsgemeinde Bodenheim“, sagt Jeanette Wetterling, Vorstandsvorsitzende des Wirtschaftsbetriebs. „Den dabei entstehenden Klärschlamm müssen und wollen wir auch in Zukunft sicher und für den Gebührenzahler so günstig wie möglich entsorgen.“
Auf diesem Grundstück des Wirtschaftsbetriebs wird die neue Klärschlammverbrennungsanlage entstehen. Foto: hbz/Judith Wallerius
Eine Simulation der geplanten Verbrennungsanlage: Hier sollen jährlich maximal 37.500 Tonnen Klärschlamm verbrannt werden. Foto: Wirtschaftsbetrieb
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Wegen drastischer Veränderungen der Düngeverordnung ab Mai 2017 sei die Anlage jetzt erst recht dringend nötig, erklärt Herbert Hochgürtel, Abteilungsleiter Abwasserreinigung. „Derzeit wird der Klärschlamm vieler Kommunen landwirtschaftlich verwertet. Die zulässige Aufbringmenge ist aber deutlich reduziert worden“, führt er aus. „Auch die Grenzwerte für die darin enthaltenen Schadstoffe, die das Grundwasser verunreinigen und über die Pflanzen in den Nahrungsmittelkreislauf gelangen, wurden verschärft.“ Deshalb müsse künftig mehr Schlamm in die Verbrennung gelangen – und weil die Kapazitäten der vorhandenen Anlagen begrenzt seien, gehe der Preis bundesweit drastisch in die Höhe – die Entsorgungssicherheit sei nicht mehr gegeben.
Gesetz
Noch schärfer greift die Düngemittelverordnung ab 1. Januar 2019: Klärschlämme, die mit synthetischen Polymeren, also ölhaltigen Flockungshilfsmitteln, behandelt worden sind, dürfen dann nur noch in begrenzter Menge in der Landwirtschaft verwendet werden. Jener Zusatz wird dazu verwendet, den flüssigen Klärschlamm soweit zu entwässern, dass er transportfähig ist.
BI zweifelt an Wirtschaftlichkeit
Schon seit über 20 Jahren wird der Mainzer Klärschlamm (jährlich 6.000 Tonnen) zu 100 Prozent in Anlagen bei Hanau, Aachen und Köln verbrannt. Mainz hat noch einen Vertrag für zwei Jahre. Auf dem Gelände des Wirtschaftsbetriebs sollen insgesamt 37.500 Tonnen Klärschlamm verbrannt werden. Dieser stammt nicht nur aus Mainz, sondern auch aus dem Umkreis von 100 Kilometern, wie aus Ingelheim und Kaiserslautern. Für den Transport werden täglich 21 Lastwagen angerechnet.
Wie berichtet, hat in den letzten Jahren nicht nur die Anlieferung von fremdem Klärschlamm zahlreiche Bürger in Mombach verärgert. Insbesondere die Mitglieder der Bürgerinitiative zweifeln an der Wirtschaftlichkeit der Anlage. Sie befürchten gar eine Umweltbelastung. Jüngstes Missverständnis, das in Gegnerkreisen kursierte: Die Pilotanlage der Chemischen Fabrik Budenheim auf dem Gelände des Wirtschaftsbetriebs würde den Bau der Klärschlammverbrennungsnalage überflüssig machen. Dabei verfolgt jenes Projekt ein ganz anderes Ziel als Klärschlammentsorgung. Vielmehr geht es um die Rückgewinnung des Rohstoffs Phosphor aus dem Klärschlamm.
Klage gegen Bau abgelehnt
Die Klage von Nachbarn gegen den Bau wurde vom Oberverwaltungsgericht jedoch abgelehnt. Ortsvorsteherin Eleonore Lossen-Geißler (SPD), die das Klageverfahren mitverfolgt hat, lehnt wie die BI-Mitstreiter die Anlage nach wie vor ab. „Die weiten Transportwege sind nicht umweltfreundlich“, sagt sie. „Außerdem ist der Standort einfach nicht adäquat.“
Nach der Einrichtung der Baustelle folgen zunächst die Tiefbauarbeiten. Im kommenden Frühjahr werden die Gebäude hochgezogen und die Technik eingebaut. „Bis dahin werden auch die letzten Ausschreibungen abgeschlossen und damit alle Grundvoraussetzungen erfüllt sein“, sagt Wetterling. Und im Herbst 2018 – so die Planung – sollen die Bauarbeiten abgeschlossen sein. Danach stehen noch die abschließenden Tests und der Probebetrieb an. „Klappt alles wie vorgesehen, wovon wir ausgehen, wird die Klärschlammverbrennungsanlage Anfang 2019 ihre Arbeit aufnehmen können“, sagt die Vorstandsvorsitzende.