Bürger fordern mehr Transparenz: Preisgestaltung des Versorgers Mainzer Wärme Plus erneut Thema im Ortsbeirat Lerchenberg
Von Julia Bernigau
Volontärin
Im Mai 2016 hat das Unternehmen Mainzer Wärme Plus die Fernwärmeversorgung im Stadtteil Lerchenberg übernommen. Archivfotos: Harald Kaster, dpa
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LERCHENBERG - Die Fernwärme auf dem Lerchenberg sorgt nicht nur für warme Häuser, sondern hat auch die Gemüter der Bürger ziemlich erhitzt. Mainzer Wärme Plus, die Tochtergesellschaft der Mainzer Stadtwerke und der RWE Energiedienstleistungen, übernahm im Mai 2016 die Fernwärmeversorgung auf dem Lerchenberg. Diskussionen im Ortsbeirat zwischen Bürgern und dem Fernwärmebetreiber nahmen im Laufe der Zeit ab, doch die Forderung nach mehr Transparenz blieb bestehen.
Anträge und Anfragen waren in den Sitzungen des Ortsbeirates an der Tagesordnung, doch sorgten die Antworten meistens für Verunsicherung. Als es um die Preisgestaltung der Mainzer Wärme Plus im Rahmen der Umbaumaßnahmen ging, hielt sich die Stadt bedeckt. In den Beschlussvorlagen hieß es, dass keine Auskunftspflicht der Mainzer Wärme Plus gegenüber der Stadt bestünde und dementsprechend die Stadt auch den Fernwärmebetreiber nicht verpflichten kann, den Antragsinhalten nachzukommen. Für den Ortsbeirat ist dies keine zufriedenstellende Antwort, es wird vielmehr als Rückzug angesehen. Konkret ging es in den Anträgen um die Kostenschätzung für eine indirekte Wärmeübergabestation pro Haushalt und eine empfohlene Systemtrennung. Die Kosten waren ursprünglich auf 2500 Euro für ein Ein- bis Zweifamilienhaus geschätzt worden, belaufen sich aber nach aktuellem Stand der Mainzer Wärme Plus auf 4300 Euro. Auf Nachfrage fügt der Wärmeversorger hinzu, dass er nur eine beratende Funktion innehabe und keinen Einfluss auf den Preis besitze. Deswegen stünde es den Anwohnern auch frei zu, den Anbieter für den Umbau selbst auszuwählen.
Auf Anfrage dieser Zeitung erklärte die Mainzer Wärme Plus, dass die günstigere Kostenschätzung nicht durch die Angebote von Heizungsbauern bestätigt wurde. Insgesamt 21 Unternehmen wurden eingeladen ein Angebot im Rahmen der Ausschreibung abzugeben, die Resonanz war jedoch gering. Der Markt sei durch die gute Konjunktur im Bausektor stark ausgelastet, was sich in der geringen Angebotsquote widerspiegele. Den Zuschlag erhielt ein Unternehmen aus Kaiserslautern, was im Ortsbeirat kritisiert wurde. Der Befürchtung, dass hohe Fahrtkosten für die Kunden entstünden, hält Mainzer Wärme Plus entgegen, dass der Heizungsbauer sich wegen der besseren Projektumsetzung und des günstigeren Preises gegen die Mitbewerber durchsetzen konnte.
Ortsbeiratsmitglied Markus Kilb hatte schon bei vergangenen Informationsveranstaltungen seine Bedenken gegenüber der Mainzer Wärme Plus geäußert. „Warum wird ausschließlich die Liste der Mainzer Stiftung für Energieeffizienz an die Anwohner weitergereicht, die nicht vollständig ist?“, sagt Kilb. Eine vollständige Liste werde bereits vom Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) geführt. Die Mainzer Wärme Plus begründet auf Nachfrage dieser Zeitung die Abweichung in der Liste damit, dass die Energieberater der Mainzer Stiftung eine zusätzliche Vereinbarung geschlossen haben, die BAFA konforme Beratung zu einem Festpreis von 300 Euro anzubieten. Deswegen seien die Listen bezogen auf Mainz nicht deckungsgleich.
Nach eineinhalb Jahren gibt es also immer noch mehr Fragen als Antworten.