Beim Projekt „Juniorwahl 2017“ machen Schüler der Realschule plus Lerchenberg ihre ersten praktischen Demokratieerfahrungen
Von Torben Schröder
Beim Schulprojekt Juniorwahl 2017 an der Realschule plus ging es drei Tage lang nur um das Thema Wahlen. Foto: hbz/Jörg Henkel
( Foto: hbz/Jörg Henkel)
Jetzt teilen:
Jetzt teilen:
LERCHENBERG - Draußen auf dem Flur, wo die Neunt- und Zehntklässler in einer Schlange stehen, ist es noch gut laut – man unterhält sich eben. Doch kaum sind die angehenden Juniorwähler durch die Tür in Richtung Wahlkabinen geschritten, macht sich respektvolle Stille breit. Eine achtköpfige Wahlkommission nimmt die Wahlberechtigung entgegen, prüft, was man in diesem Alter eben an Ausweispapieren hat, und händigt dann den Stimmzettel aus. Geheime Wahl in der entsprechenden Kabine, zwei Kreuze, doppelt falten und ab in die Wahlurne.
Für die gut 170 Schüler an der Realschule plus Mainz-Lerchenberg ist es die erste praktische Demokratieerfahrung. Deutschlandweit nehmen Schulen an der Wahlsimulation statt. „Die Juniorwahl haben wir an vielen Orten, aber nicht so intensiv vorbereitet wie hier“, lobt Costa Bauer von der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion Neustadt. Montag bis Mittwoch bestand der Unterricht in den ersten sechs Stunden im Klassenverbund ausschließlich aus dem Thema Wahl. Neben Grundsätzlichem wurden auch die Parteien und deren Inhalte durchgearbeitet. Im Foyer der Schule sieht man akribisch ausgearbeitete Infoplakate mit zusammengefassten Forderungen und der Geschichte der Parteien – objektiv und sachlich aufbereitet, von der Linken bis zur AfD.
Fragen des Wahl-O-Mats im Unterricht diskutiert
„Anhand des Wahl-O-Mats wurden die 38 Fragen im Unterricht diskutiert“, berichtet Larysa Oleshchuk, die das Projekt am Lerchenberg geleitet hat. Die Schüler konnten inhaltliche Schwerpunkte setzen. Über die doppelte Staatsbürgerschaft wurde, weil viele betroffen sind, intensiv diskutiert, auch über Fragen wie den sozialen Wohnungsbau, Terrorismusbekämpfung, bedingungsloses Grundeinkommen, Bafög oder das Tempolimit. Das Besondere an der Umsetzung in dieser Schule ist, dass über das Staatliche Studienseminar in Wallertheim acht Referendare eingebunden waren, von denen sieben sonst woanders unterrichten. „Für die Anwärter ist es eine völlig neuartige Situation“, sagt Bauer.
Der Aufwand lohnt sich. „Wir haben schon die Rückmeldung, dass sich auch Eltern nun stärker für die Wahl interessieren“, freut sich Oleshchuk. „Die Schüler sind extrem motiviert“, sagt sie. „Sie kommen so erstmals mit dem Thema Wahlen in Berührung“, betont Bauer, „das senkt mit Sicherheit die Hemmschwelle, selbst wählen zu gehen, wenn sie wahlberechtigt sind.“