Andreas Hertel Quintett stellt bei aufsehenerregendem Jazz-Konzert in Mainz seine neue CD vor.
MAINZ - Das Rhein-Main-Gebiet ist nicht nur Keimzelle des Nachkriegsjazz in Deutschland. Nirgends sonst finden sich so viele Musiker in Lehre und Konzertbetrieb wie in Frankfurt, Wiesbaden und Mainz. Auf Einladung der Musikschule Hechtsheim fand nun ein aufsehenerregendes Konzert mit dem Andreas Hertel Quintett statt, das seine neue CD „Keeping The Spirit“ vorstellte.
Hertel, der selbst an der Musikschule als Klavierlehrer arbeitet, kann auf eine Allstar-Band der besten Solisten der Region zurückgreifen. Fast schon legendär ist „Lady Bass“ Lindy Huppertsberg, Ehrenbürgerin von New Orleans und langjährige Bassistin der Barrelhouse Jazzband. Der Saxofon-Solist der HR-Bigband Tony Lakatos spielt weltweit mit namhaften Größen des modernen Jazz. Ergänzt wird die Besetzung durch den erfahrenen Trompeter und Flügelhornisten Heiko Hubmann, der mit Paul Kuhn spielte, und dem international renommierten Drummer Jens Biehl. Zusammen zelebrieren sie die Eigenkompositionen Hertels im Spannungsfeld aus Bebop, Latin, Modern Jazz, R ‘n B und intimen Balladen, die unter die Haut gehen.
Mit der Swingnummer „Ratzfatz“ geht Hertel sogleich in die Vollen. Huppertsbergs Walking Bass trifft auf das lockere Ride-Becken-Spiel Biehls. Flirrend aufsteigende Trompetenklänge rauen die elegischen Tenorsaxmelodien auf und verbinden sich zum eingängigen Chorus. Mit der Samba „Brasilian Beauty“ gibt es einen Abstecher in südamerikanische Gefilde. Ungemein intensiv kommt der langsame Walzer „Timelessness Remembered“ als Hommage an den früh verstorbenen Piano-Stilisten Bill Evans daher. Die folkloristisch anmutende Komposition besticht durch den vollen Klang des hochmelodisch gespielten Flügelhorns. Im Kontrast dazu steht der funky Souljazz von „The Joy Of Fun“ mit heftiger Interaktion von Bass und Schlagzeug. Als einzige Fremdkomposition erklingt Hank Mobleys alte „Blue Note“ Nummer „Uh Huh“ in dem Heiko Hubmann ein intensives Solo spielt.
Nach der Pause verbindet Hertel Blues und Bebop zum „Blue Bop“, in dem das Bläserduo einen Chorus im Unisono spielt. Der Funken sprühende Shuffle „Blues for Lily“ ist der Bassistin gewidmet, die sich dabei im Solo mit dem Drummer abwechselt. Der Charlie Parker gewidmete Bebop „Twittering Bird“ kommt kurzweilig mit Drumbreaks, knappen Soli und Bläserchorus im Unisono daher. Im Finale „Keep Going“ findet sich hymnisches Umkreisen der Harmonien in einem hochmelodischen Finale. Das Publikum erklatscht sich noch Jens Biehls „Nice To Meet You“ als zündende Zugabe.