Archäologie in Mainz: Freigelegte Festungsmauern in Hartenberg-Münchfeld gehören laut Heimatforscher zu Reduit von Fort Hauptstein
Von Bernd Funke
Fort Hartenberg um 1900: Das hintere Gebäude mit der Tordurchfahrt und der Beschriftung „Fort Hartenberg“ ist das Reduit, von dem nun ein Teil freigelegt wurde. Foto: Stadtarchiv
( Foto: Stadtarchiv)
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HARTENBERG-MÜNCHFELD - Er muss es wissen, denn kaum ein anderer als der Ebersheimer Dr. Rudolf Büllesbach hat sich intensiver mit Mainz als Festungsstadt befasst. Unter anderem als Mitautor des Buches „Bollwerk Mainz“. Zum „Fund“ der Festungsmauern unterhalb der ehemaligen Peter-Jordan-Schule (die AZ berichtete) hat Büllesbach eine schlüssige Erklärung: „Die gefundenen Bauteile gehören zum Reduit von Fort Hauptstein.“ Erbaut wurde es ab 1828, umgebaut nach 1870 und teilweise mit Beton verstärkt nach 1888.
Der Ebersheimer Autor und Heimatforscher glaubt, dass noch alle Mauern aus dem Reduit, dem Verteidigungsbau, in den sich die Soldaten zurückzogen, wenn der Feind den Verteidigungswall überrannt hatte, erhalten sind. Bei weiteren Ausgrabungsarbeiten würden sie, so Büllesbach, sicherlich freigelegt. Auch die „unterirdischen Gänge“ hat der Fortifikationsforscher „enttarnt“: „Das sind Hohlgänge zu den Verteidigungsanlagen im Graben und zu einem Bereitschaftsraum, die bei der Entfestigung allerdings gesprengt wurden.
Wohlstand in der Stadt, aber auch beengte Verhältnisse
Fort Hartenberg lag im Eingangsbereich des heutigen Hartenbergparks. Gebaut wurde das Werk zwischen 1826 und 1834 und es wurde später zwischen 1887 und 1890 verstärkt. Die Feuerlinie der Geschütze betrug 245 Meter. Mainz war damals Bundesfestung und wurde „Bollwerk Deutschlands“ oder „Schlüssel zum Reich“ genannt. Büllesbach: „Durch die Festung wurden die Entwicklung der Stadt sowie das Leben der Bevölkerung nachhaltig geprägt. Sie brachte Wohlstand in die Stadt, aber auch beengte Lebensverhältnisse.“
WIE GEHT’S WEITER?
Ein Teil der Mauern bleibt stehen. Durch das Gelände wird aber eine Tiefgarage für ein MAG-Projekt führen.
Erhalten sind heute noch die Geschützstellungen (Kavaliere) Hartenberg, Hauptstein und Prinz Holstein. Diese Festungswerke waren Teil des Rheingauwalls, der nach der Stadterweiterung nach 1871 gebaut wurde und kein Bestandteil von Fort Hartenberg war. Beide Festungswerke waren allerdings miteinander verbunden.
Schon jetzt hat Rudolf Büllesbach übrigens eine weitere Veröffentlichung im Auge: „Ende des Jahres wird mein Buch über die Festungsstadt Mainz von den Römern bis heute erscheinen.“ Für eine ausführliche Illustration hat der Ebersheimer den bekannten Festungsmaler André Brauch aus Reutlingen gewinnen können, der sich auf die Periode des Festungsbaus von 1870 bis 1918 spezialisiert hat. Eines seiner Bilder, das die Zitadelle aus der Vogelperspektive zeigt, ist im Zitadellen-Café zu sehen. Büllesbach macht neugierig: „Unter den 25 Aquarellen von Brauch wird auch eins sein, das erstmals die Schweikhardsburg auf dem Jakobsberg zeigt.“
In das derzeit zu sehende Stück des Reduits von Fort Hauptstein wird allerdings in absehbarer Zeit eingegriffen. Auf dem Gelände der ehemaligen Peter-Jordan-Schule soll ein neues Wohnquartier entstehen (die AZ berichtete). Noch wird das Projekt der MAG in den städtischen Gremien behandelt, aber Baudezernentin Marianne Grosse schließt nicht aus, dass spätestens im kommenden Jahr mit den Bauarbeiten begonnen werden kann. Für den Bereich der Reduit-Reste ist eine Tiefgarage geplant. Grosse: „Wegen der historischen Mauern ist umgeplant worden. So kann ein Teil des Reduit erhalten werden.“
Die Mainzer Archäologie werde, so erklärte Landesarchäologin Dr. Marion Witteyer, die noch unterirdisch vorhandenen Reste von Fort Hartenberg weiter erforschen.