Seit Anfang Mai gilt in der Verlängerung der Breiten Straße im Mainzer Stadtteil Gonsenheim Tempo 30. Ortspolitiker und Bürger sind irritiert. Wie die Stadt die Regelung begründet.
Von Elena Joser
Anfang Mai waren die Schilder plötzlich da: In der Elbestraße gilt seitdem Tempo 30.
(Foto: Harald Kaster)
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GONSENHEIM - Verwunderung und Unverständnis in Gonsenheim: Die Elbestraße ist zur Tempo-30-Zone erklärt worden. „Das war eine große Überraschung Anfang Mai. Plötzlich standen die Schilder da, und wir wussten von nichts“, sagt Ortsvorsteherin Sabine Flegel.
Ebenso verwundert hätten die Bürger reagiert. Eine Flut von Anrufen und E-Mails sei in der Ortsverwaltung eingegangen. Alle fragten nach dem Grund. Eine Antwort habe sie nicht geben können. Auch bei den anderen Ortsbeiratsmitgliedern nur Schulterzucken. „So etwas ist peinlich. Immerhin ist ein Ortsbeiratsmitglied ein Ansprechpartner.“
In der Regel würden die Dezernate den Ortsvorstehern bei solchen Veränderungen Bescheid geben. „Leider tut Verkehrsdezernentin Katrin Eder das nicht. Das ist sehr schade und ärgerlich“, sagt Sabine Flegel. Katrin Eder könne bestimmen, wo Tempo-30-Zonen eingerichtet würden. „Das ist ihr gutes Recht, aber das darf sie nicht von einem guten Stil entbinden – und das heißt, den gewählten Ortsvorsteher einfach mal zu informieren. Für mich ist das eine Missachtung des Ortsbeirats.“ Schließlich hätte dieser bei der Planung helfen können.
Auf Anfrage dieser Zeitung äußert sich Ralf Peterhanwahr, Pressesprecher der Stadt, zur Verkehrssituation in der Elbestraße: „Sie war mehrfach Thema in der regelmäßig tagenden Verkehrskommission. Dort besprechen Polizei und Straßenverkehrsbehörde verschiedenste Verkehrsproblematiken“, sagt Peterhanwahr. Die Maßnahme diene der Verkehrssicherheit und sei seitens der Stadt begrüßt worden. In der Elbestraße gebe es viele Geschäfte – einige Fußgänger und Radfahrer durchquerten sie. In der Breiten Straße habe es vor wenigen Jahren einen tödlichen Unfall gegeben, der die dortige Tempo-30-Zone begründet. „Daher hat die Verkehrskommission entschieden, den bereits auf der Breiten Straße existierenden Tempo-30-Bereich bis zur Haltestelle ,Hugo-Eckener-Straße’ zu verlängern.“
Doch das sei zu pauschal gedacht und größtenteils sinnlos, meint Ortsvorsteherin Sabine Flegel. An der Strecke von der Evangelischen Kirche bis hin zur Haltestelle „Elbestraße“ am Rewe-Markt gebe es keine Geschäfte und nur wenige Fußgänger. Die Straßenbahn nutze dies aus, um wieder Fahrt aufzunehmen und „verlorene Zeit“ einzuholen. Tempo 30 sei dort wenig sinnvoll. Im Bereich des Rewe-Marktes bedürfe es hingegen einer Individuallösung. Dort komme es oft zu gefährlichen Situationen zwischen Radfahrern und Fußgängern – Autofahrer seien nicht das Problem. Die Strecke Schulstraße und Herrnweg, die parallel zu Breiter Straße und Elbestraße verläuft, sei extra für Radfahrer eingerichtet worden. Diese werde aber selten genutzt. Stattdessen würden die Radfahrer auf den für Fußgänger und Radfahrer geteilten Gehwegen der Elbestraße fahren und beachteten Tempo 30 sowie den Zebrastreifen nicht. Vor Kurzem habe das zu einem Unfall zwischen einem Radfahrer und einer Frau mit Kinderwagen geführt.
„Ich bin generell nicht gegen Tempo-30-Zonen, aber gerade dort ist viel in Bewegung. Sie vermittelt den Fußgängern ein Gefühl von Sicherheit, und das ist an dieser Stelle nicht der Fall“, erklärt Flegel. Ein Hinweis, dass das Fahrrad nur geschoben werden darf, eine Ampel oder Hinweisschilder, die auf den Parallelweg verwiesen, seien sinnvoller.
Unverständlich sei auch die Beschränkung der Tempo-30-Zone bis zur Haltestelle „Hugo-Eckener-Straße“. „Sinn gemacht hätte die Zone vom Rewe-Markt bis hin zu den Schulen. Darüber hätte man reden können. Wenn die Schule wieder beginnt, sind dort viele Schulradfahrer“, sagt Sabine Flegel. Aber in dieser Verlängerung der Elbestraße, An der Bruchspitze, sei nach wie vor Tempo 50 erlaubt. „Da kann man einfach nur den Kopf schütteln.“