AZ-Redakteuer Michael Bermeitinger referierte in Gonsenheim über die Zeit, als noch keine Autobahn den Lennebergwald durchschnitt oder als die „Patchbridge“ den Rhein überspannte.
GONSENHEIM - Zu Fuß durch Mainz und durch die Welt enger Gassen ging AZ-Redakteur Michael Bermeitinger nicht nur in seinen ausführlichen Berichten in dieser Zeitung und in seinen beiden Büchern. Er legte diese Wege auch in einem so ausführlichen wie interessanten Vortrag vor zahlreichen Gästen des Heimat- und Geschichtsvereins im Barocksaal des Gonsenheimer Rathauses zurück. Stets unterstützt mit Lichtbildern aus seiner großen, in vielen Jahren angewachsenen Sammlung, die aus unzähligen Fotos, Ansichtskarten, Rechnungen, Kino- und Speisekarten, Werbung, Stadtplänen, Fahrkarten und Fahrplänen, Prospekten, Dokumenten und Zuschriften besteht – eine Sammlung von wohl unschätzbarem historischen Wert, die den Zeitraum von rund 125 Jahren von etwa 1860 bis zur Mitte der 1980er Jahre umfasst.
In Bildern aus den Zeiten vor und nach dem Krieg fehlten auch Aufnahmen von der durch Fliegerbomben zerstörten City nicht. Dabei gingen auch markante Gebäude unter; wie die große Stadthalle zwischen der nahezu völlig baumlosen Rheinachse und dem Strom, berühmte Hotels, nicht wieder erstandene Gaststätten, Verwaltungsgebäude und das generell recht lückenhaft gewordene Panorama. Doch auch der in den 1950er Jahren zögerlich begonnene Wiederaufbau wurde dokumentiert, einschließlich der von den Amerikanern in kürzester Zeit errichteten „Patchbridge“, einer Holzbrücke über den Rhein in Verlängerung der Kaiserstraße, als Ersatz für die noch in den letzten Kriegstagen gesprengte Straßenbrücke nach Kastel. Auch Pläne für den Bau von Straßenzügen wurden gezeigt. Dies alles ging nicht immer ohne den Abriss von zum Teil noch gut erhaltenen Gebäude ab.
Viele Foto schmerzen. Gewiss auch mit Blick auf die Forschungsarbeit der Gastgeber ging Michael Bermeitinger am Ende seiner Ausführungen auch auf Alt-Gonsenheim ein. Eine Luftaufnahme vom Lennebergwald ohne Autobahn, Fotos von der Breiten Straße, als sie noch „Straße der SA“ hieß, von den Lee-Baracks, den Panzerwerken „der Amis“ und von früheren Straßenbahnlinien weckten viele Erinnerungen. Jetzt kann man auf die in Arbeit befindlichen Bücher drei und vier des Autors gespannt sein.