Beschwerden über freilaufende Hunde im Mainzer Sand: Zu wenige Kontrollen im Naturschutzgebiet
Von Amelie Heß
Trotz Verbots lassen viele Hundebesitzer ihrer Vierbeiner frei im Mainzer Sand herumlaufen. Foto: Harald Kaster
( Foto: Harald Kaster)
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MOMBACH/GONSENHEIM - Sonnenstrahlen, die ersten wärmeren Tage – der Frühling naht. Mit ihm auch viele Vierbeiner und ihre Herrchen. Dagegen sei grundsätzlich nichts zu sagen, wenn sie nicht gerade im Naturschutzgebiet im Mainzer Sand frei herumliefen, sagt Marie Boehlke, die deswegen ernsthaft besorgt ist. Sie bezeichnet sich selbst als tierlieb und könne deshalb umso weniger verstehen, wie Tierfreunde, die einen Hund besitzen, ihre Vierbeiner hier frei im Gelände herumlaufen lassen: „Die Flora und Fauna in diesem seltenen Gebiet ist ohnehin auf dem Rückgang – der Mainzer Sand muss geschützt werden.“
Das Problem: Nur wenige Schilder weisen auf das Hundeverbot außerhalb der Spazierwege hin, und auch eine Erklärung für das Verbot gibt es nicht. Gründe sind, dass die Hunde die seltene Tier- und Pflanzenwelt im Sand zerstören und ihr Kot zudem schädlich ist. „Ohne Schilder ist es kein Wunder, dass viele ihren Hund hier herumlaufen lassen“, meint Boehlke. Die Studentin ist oft im Sand. „Ich mag die Natur und ich gehe gerne spazieren.“
"Regelmäßige Kontrollen würden helfen"
Jürgen Weidmann vom Arbeitskreis Umwelt Mombach kennt das Problem gut: „Es gibt Menschen, die halten sich an die Regeln und Menschen, die das nicht tun.“ Die Stadt habe sich durchaus gekümmert und Schilder aufgestellt. „Die werden aber immer wieder beschädigt oder das Hundeverbot wird herausgeschnitten“, berichtet der Umweltschützer. Dabei seien es nicht nur Hundebesitzer, die sich nicht an die Regeln hielten, auch viele Erwachsene oder Kinder liefen quer durch den Sand und beschädigten so die seltene Pflanzenwelt. „Das einzige, was wirklich helfen würde, sind regelmäßige Kontrollen“, meint er und sieht dafür die Stadt in der Pflicht.
MAINZER SAND
Das Naturschutzgebiet Mainzer Sand, zwischen Mombach und Gonsenheim, gehört zu den bedeutendsten Naturgebieten Europas. Es ist ein Relikt der letzten Eiszeit vor mehr als 12 000 Jahren. Viele der Pflanzen, die dort wachsen, stehen unter Schutz und sind vom Aussterben bedroht.
Die Stadt wiederum verweist auf bestehende Schilder und betont das Verbot von freilaufenden Hunden. Es gebe zwar immer wieder vereinzelt Beschwerden, diese träten aber nicht häufiger auf, als in anderen Naturgebieten der Stadt auch, sagt Stadtsprecher Ralf Peterhanwahr. Regelmäßige Kontrollen des Ordnungsamtes seien allerdings nicht möglich, da die Personaldecke ohnehin schon angespannt sei. Jegliche Verstöße, die aufgenommen werden, würden aber geahndet.
"Hinweisschilder fehlen"
Beim Rundgang durch den Mainzer Sand kommen Marie Boehlke drei Hundebesitzer entgegen. Die Hunde sind nicht angeleint, laufen aber brav neben ihren Besitzern her. Das Hundeverbot kennen die drei. „Ich lass’ meine Hunde hier nie im Gelände frei herumlaufen“, sagt eine Hundebesitzerin, die namentlich nicht genannt werden möchte. Sie sehe aber auch immer wieder Besitzer, denen die Regeln „wohl egal“ sind. Kürzlich habe sie jemanden angesprochen, der seinen Hund quer durch den Sand laufen ließ: „Das mach ich nie wieder. Da wurde ich noch dafür beschimpft, dass ich auf die Verbote aufmerksam mache.“
Auch die drei sind sich einig, dass es an Hinweisschildern fehlt. „Es müsste viel mehr darauf aufmerksam gemacht werden – auf die seltenen Tiere und Pflanzen, die es hier gibt wird doch auch überall hingewiesen“, sagt ein Mann.
Marie Boehlke hofft, dass zumindest mehr Schilder aufgestellt werden und appelliert an die Bürger: „Wir haben hier ein europaweit einzigartiges Naturschutzgebiet, ein Überbleibsel der letzten Eiszeit, wenn das nicht schützenswert ist, was denn dann?“