Raum ist da, doch in Ebersheim fehlt nach wie vor ein dritter Hausarzt
Welche Probleme sich in dem Stadtteil bei der Suche nach einem dritten niedergelassenen Mediziner auftun.
Von Petra Jung
Lokalredakteurin Mainz
Foto: Lukas Görlach
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EBERSHEIM - EBERSHEIM. Die Suche nach einem dritten Hausarzt für Ebersheim weitet sich zur unendlichen Geschichte aus. Während Ortsvorsteher Matthias Gill (Grüne) im sanierten ehemaligen Getreidespeicher von Wolfgang Ackermann vom Landhandel Ackermann im Harxheimer Weg einen nachgerade idealen Standort für die Einrichtung einer Arztpraxis aufgetan hat, kommen von der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Rheinland-Pfalz Signale, die die Euphorie dämpfen. „Das sogenannte ,Zulassungsfenster’ für Hausärzte im Bezirk Mainz ist jetzt geschlossen“, sagt Dr. Rainer Saurwein auf AZ-Anfrage. Der Pressesprecher der KV versichert: „Die KV entscheidet nicht über Öffnung und Schließung der ,Zulassungsfenster’. Das entscheiden unabhängige Ausschüsse. Wenn es nach uns ginge, könnte sich gerne ein dritter Arzt in Ebersheim niederlassen.“
Diesen dritten Arzt suchen die Ebersheimer bereits seit geraumer Zeit händeringend. Ende 2017 hatte eine der bis dahin drei Praxen im südlichsten Mainzer Stadtteil dichtgemacht. Was die Situation verschärft: Eine der beiden verbliebenen Praxen nimmt keine neuen Patienten mehr auf. Doch gleichzeitig wächst der Stadtteil; vor Kurzem wurde die 6000-Einwohner-Marke überschritten. Weswegen Ortsvorsteher Gill folgende Rechnung aufmacht: „Nach einem vom Bund festgelegten Schlüssel müssten wir pro 1500 Einwohner einen Hausarzt haben. Das wären dann vier Hausärzte für Ebersheim.“ Doch die Zulassungsausschüsse bewerteten die Sache anders, erläutert KV-Pressesprecher Saurwein. „Betrachtet wird stets das gesamte Mainzer Stadtgebiet – und nicht Ebersheim allein. Und das Mainzer Stadtgebiet gilt momentan mit über 110 Prozent als gut versorgt.“
Derweil steht Ortsvorsteher Matthias Gill auf dem rund 300 Quadratmeter großen Speicher des 1957 errichteten Gebäudes, in dessen Erdgeschoss die Ackermanns, die neben Heizöl auch Tiernahrung verkaufen, ihren Laden betreiben und in dem sich auch die Ebersheimer Post befindet. Gill blickt zur Holzbalkendecke und seufzt: „Das hier oben wäre einfach ideal für beispielsweise eine Gemeinschaftspraxis von Hausarzt und Physiotherapeut. Es gibt hier ja sogar einen Aufzug.“ Vor Kurzem habe sich ein Mediziner für den Raum interessiert, in dem seit 2001 kein Getreide mehr gelagert wird, dann aber wegen des Handymastes auf dem Dach Bedenken wegen möglicher Strahlenbelastung geäußert. Aus eigener Tasche bezahlte der Ortsvorsteher einen Gutachter, der Entwarnung signalisiert habe. Doch beim potenziellen Vermieter Wolfgang Ackermann hat sich der Arzt danach nicht mehr gemeldet. Für Ackermann ist es wichtig, dass der Mieter des Getreidespeichers „jemand ist, mit dem man gut auskommt“. Als Wohnung will er den großen Dachboden jedoch nicht vermieten: „Das ist mir zu nah an meinem privaten Wohnbereich.“
Die Räumlichkeiten wären ideal für eine Nutzung als Arztpraxis – es gibt sogar einen Aufzug direkt bis vor die Tür.
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Matthias Gill bemüht sich unterdessen weiter um Mediziner als Mieter. Auch mit einem Arzt, der seine Praxis in der Mainzer Innenstadt habe, hat der Ortsvorsteher, wie er sagt, Kontakt aufgenommen: „Dieser Arzt hat mir gesagt, er könne sich auch vorstellen, in Ebersheim eine Dependance seiner Praxis aufzumachen.“ Dazu KV-Pressesprecher Saurwein: „Auch wenn es sich um eine ,Zweigpraxis’ handelt, bräuchte dieser Mediziner für Ebersheim die Zulassung für einen Arztsitz.“
Interessenten sollen sich schnell an die KV wenden
Generell gelte, dass sich potenzielle Interessenten so schnell wie möglich mit ihrem zuständigen Kommunal-Berater bei der KV in Verbindung setzen sollten: „Diese Interessenten werden dann, weil das ,Zulassungsfenster’ derzeit ja geschlossen ist, auf eine Warteliste gesetzt und die Kollegen werden alles tun, um eine Niederlassung in Ebersheim zu ermöglichen.“
Zumindest einen „Nutznießer“ der Suche nach dem dritten Hausarzt in Ebersheim gibt es unterdessen: die örtliche Aerobic-Gruppe, deren Stepper in einer Ecke des ehemaligen Getreidespeichers stehen. Wegen der derzeit geschlossenen Töngeshalle trainieren die Damen bis auf Weiteres in dem Riesenraum.