Landschaftsschutz-Vorhaben in Mainz-Ebersheim: Bauern, Jäger und Winzer fürchten Nachteile und orgen für hitzige Debatte im Ortsbeirat
Von Michael Heinze
Der Landschaftsschutz in Ebersheim sorgt für Massenandrang – allerdings nicht in der schönen Gemarkung wie hier bei einer Weinbergswanderung, sondern im jüngsten Ortsbeirat. Archivfoto: hbz/Harry Braun
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EBERSHEIM - Die Beschlussvorlage in Sachen der einstweiligen Sicherstellung Landschaftsschutzgebiet „Südhang und Südplateau Ebersheim“ sorgte für einen selten zuvor erlebten Massenansturm zur Sitzung des Ortsbeirates. Fast 40 Bürger drängten sich in das kleine Sitzungszimmer, und das Interesse war so groß, dass die Tür zum noch viel kleineren Vorzimmer während der gesamten Sitzung offen war, weil dort auch noch Leute standen.
Der Grund: Zahlreiche Bauern, Jäger und Winzer waren gekommen, weil sie ob der Vorlage der Verwaltung spürbare Nachteile für sich befürchten. Die Weinbauern etwa fürchten unter anderem eine eingeschränkte Bewirtschaftung (die AZ berichtete). Der Rede- und Informationsbedarf war dermaßen groß, dass die Sitzung statt der üblichen ein bis zwei Stunden erst nach vier Stunden vorbei war. Ortsvorsteher Matthias Gill (Grüne) diskutierte nach eigener Aussage noch um 23.15 Uhr mit einzelnen Bürgern draußen vor der Ortsverwaltung.
„Als Beschluss ist gefasst worden, dass der Ortsbeirat die einstweilige Sicherstellung zur Kenntnis genommen hat“, resümierte Gill, dem noch am nächsten Morgen der Kopf brummte. Man habe dem Stadtrat empfohlen, dass es zu keinerlei Restriktionen für Landwirte, Winzer und Jäger kommt.
Martina Bauer vom Grün- und Umweltamt beantwortete ausführlich die Fragen der erzürnten und verunsicherten Männer und bestätigte, dass auch weiterhin das Jagdrecht uneingeschränkt gelte. Daran werde sich auch nichts ändern. „Dies ist auch ins Protokoll gekommen“, bekräftigte Gill. „Es gab nur wenige Reibungspunkte, die man in die Vorlage hätte einarbeiten können – zum Beispiel der Paragraf über die Jagd ist nicht eindeutig ablesbar, bei einem Wechsel der Kulturpflanze muss man die Zustimmung der Landespflegebehörde einholen.“ Der Ortsvorsteher: „Da hoffe ich, dass es da noch ein Nachsteuern gibt.“ Bauer betonte, man führe nichts Böses im Schilde und werde auf jeden Fall noch nachsteuern. Am Mittwoch muss nun der Stadtrat entscheiden.
Während Abteilungsleiter Johannes Köck von der Mainzer Verkehrsgesellschaft das Gremium über die ÖPNV-Anbindung des Stadtteils informierte und sich neben vereinzelten Lob auch jede Menge Kritik anhören musste, waren die Lokalpolitiker mit der neuen Bezirksdienstbeamtin Sandra Schmitt sehr zufrieden. Die 42 Jahre alte Polizeihauptkommissarin machte einen sehr engagierten Eindruck.