Zweite Corona-Nachtvorlesung

aus Coronavirus-Pandemie

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Wir streamen die Nachtvorlesung zum Thema Coronavirus live hier. Foto: Aliaksei - stock.adobe

Auch die zweite Nachtvorlesung der Mainzer Unimedizin zum Coronavirus wurde von der VRM live gestreamt. Hier sehen Sie die Aufzeichnung.

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MAINZ. Woche für Woche geraten wir tiefer in die Corona-Krise. Und trotz vielfältiger Infos werden die Fragen nicht weniger, weshalb Unimedizin Mainz und VRM einen neuen Weg gehen: Am 19. März gab es im Internet die erste Live-Ausgabe der Reihe „Nachtvorlesung“, bei der Experten in Vorträgen und Interviews über Aspekte der Virus-Erkrankung sprachen. 10.000 Zuschauer hatte der Livestream – nun gab es am 26. März die zweite Übertragung.

Seit 16 Jahren gibt es an bis zu 20 Abenden im Jahr die „Nachtvorlesung“, stets mit mehreren hundert Zuhörern. Das ist vorerst vorbei, doch ausfallen soll die Veranstaltung gerade jetzt nicht. Professor Christian-Friedrich Vahl, Direktor der Herz-, Thorax- und Gefäßmedizin, Erfinder und Organisator der Reihe: „Wir wollten die Corona-Vorlesung nicht ausfallen lassen, und der neue Weg war erfolgreich.“ In der neuen Live-Runde geht es um Risikopatienten, um die Behandlung auf der Isolierstation, um Intensivmedizin für schwer Erkrankte und um psychische Folgen der Isolation.

Aufzeichnung der zweiten Nachtvorlesung zu Corona

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Professor Roland Hardt hat als Leiter der Abteilung für Geriatrie der Unimedizin Tag für Tag mit der Risikogruppe zu tun – ältere Menschen, oft mit Vorerkrankungen. „Herz- und Gefäßerkrankungen gehören dazu, aber auch solche der Lunge wie COPD“, so der Altersmediziner. Dass Herzkrankheiten zu einem schwereren Verlauf führen können, liegt daran, dass das geschwächte Organ die schwere Belastung einer Infektion im Zweifelsfall nicht mehr lange aushält: „Das Herz gerät rasch an sein Limit.“

Zunächst befällt die Corona-Erkrankung die oberen Atemwege, steigt dann bei den schwereren Fällen sozusagen hinab und verursacht schwere Lungenentzündungen, was zu entsprechend kritischen Verläufen führen kann. Die meisten der bislang hier behandelten Patienten, seien weniger schwer erkrankt, so Professor Peter Galle, Direktor der 1. Medizinischen Klinik und zuständig für die Infektionsstation, allerdings zeigten sie Symptome: „Einschränkung der Atemfähigkeit, Luftnot, Fieber.“ Wichtig sei auch eine begleitende medikamentöse Behandlung, um zu verhindern, dass sich Bakterien auf das Virus setzen.

Akutes Lungenversagen bei Corona im Fokus

Hinter all den Maßnahmen, dem Aufbau der Kapazitäten, der Bereitstellung der personellen Ressourcen, stehe ein riesiger logistischer Aufwand und großer persönlicher Einsatz der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Nun stehe man Gewehr bei Fuß, falls die Zahl der Erkrankungen auch in Mainz stärker zunehme.

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Die Schwelle zwischen der Behandlung auf der Isolierstation und der intensivmedizinischen Therapie sei der Ausfall eines Organs, bei Corona gehe es hauptsächlich um akutes Lungenversagen, so Professor Christian Werner, Direktor der Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin. Er spricht darüber, welche Möglichkeiten die Intensivmedizin bei Corona bietet, wann die Stufen der Beatmungstherapie greifen.

Damit die Unimedizin einem deutlichen Anstieg schwerer Erkrankungsfälle gewachsen sei, habe man einen Eskalationsplan für die Ausweitung der intensivmedizinischen Kapazitäten entwickelt, so Klinikdirektor Werner. „Dazu gehört, dass wir OP-Säle und die dazugehörigen Räume für die Narkoseeinleitung mit Intensivbetten belegen könnten.“ Allerdings: So wie man derzeit OP-Patienten behandle, seien auch bei Zunahme der Corona-Fälle Notfall-Eingriffe gewährleistet.

Bei Ausgangsbeschränkungen Kontakt per Mail, Brief oder Telefon

Dass Ausgangsbeschränkungen belastend sein können, weiß Professor Manfred Beutel, Direktor der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie. Insbesondere bei Alleinstehenden gebe es Risikokonstellationen. „Aber gerade dann sollte man aktiv Kontakte suchen, per Mail, Brief oder Telefon“, so Beutel. Dass in Familien verstärkt Konflikte auftreten, sieht Beutel noch nicht: „Verständnis, Rücksicht, Strukturen helfen. Man sollte nicht schwarzmalen.

Seine Klinik hat die ambulante Behandlung eingestellt und auch die stationäre Therapie zurückgefahren. Allerdings gebe es telemedizinische Angebote, telefon- und videobasierte Online-Programme, die Krisenintervention, aber auch Infos für besorgte Bürger beinhalten. Zum Schluss berichtet der Vorstandsvorsitzende der Unimedizin, Professor Norbert Pfeiffer, über die aktuelle Lage am Klinikum.