
Der frisch gewählte künftige Stadtchef holt sich Vertreter von Vereinen und Verbänden aufs Podium: Und die formulieren gleich einen ganzen Strauß an Hoffnungen.
MAINZ. Für seine erste Pressekonferenz als designierter Oberbürgermeister hat sich Nino Haase ein ganzes Podium an Vertretern unterschiedlichster gesellschaftlicher Gruppierungen eingeladen. Die zeigen sich dankbar, sogar noch vor der Amtsübernahme ihre Wünsche formulieren zu dürfen. Er wolle den konstruktiven Geist in die Stadt und die Stadtverwaltung hineintragen, sagt Nino Haase zu Beginn der Konferenz im Foyer des Unterhauses, die Menschen in der Stadt wolle er in den Mittelpunkt stellen und nicht das Amt des Oberbürgermeisters.
Der Nachtkulturbeauftragte der Stadt Mainz, Timo Filtzinger, ist da. Er hofft, mit Nino Haase das ursprüngliche Konzept seines Jobs umsetzen zu können. Mit seinem Vorgänger Michael Ebling habe er gut zusammengearbeitet – allerdings sei es vorwiegend darum gegangen, Corona und seine Auswirkungen auf die Gastronomie zu bekämpfen. Jetzt müsse es darum gehen, die Stadt jünger zu machen, Gastronomie und Einzelhandel zu verzahnen, das Nachtleben zu fördern.
Auch Joachim Schulte von QueerNet Rheinland-Pfalz ist da: Dass er so schnell nach dem Wahlsieg eingeladen worden sei, sei eine schöne Geste, sagt er. Er formuliert einen Wunsch: Dass an den Ortseingängen zur Stadt der Zusatz „Mainz. Stadt der Vielfalt“ angebracht werde. Menschen zusammenbringen, die Diskussionskultur erneuern, das erhoffe er sich für die Zukunft.
Im Status Quo zu verharren, kann genauso schädlich sein wie Ungeduld.

Christiane Gerhardt, Vorsitzende des Seniorenbeirats, ist ebenfalls gekommen: „Es geht nur mit uns“, sagt sie zu Beginn; auch sie hat eine Idee. In Erfurt nämlich gingen sämtliche Anfragen, die Senioren betreffen, in den Seniorenbeirat und dann erst in die entsprechenden Ausschüsse und den Stadtrat. Sie setze Hoffnungen in Nino Haase, dass er den Senioren in Mainz mehr Gehör verschaffe.
Auch die junge Generation ist auf dem Podium: Soeren Herrmann vom Vorstand der StadtschülerInnenvertretung hofft ebenso, dass Beschlüsse, die die Jugendlichen in Mainz betreffen, endlich mit den Jugendlichen getroffen werden.
Guido Meudt, Vorsitzender der Pfarrer-Landvogt-Hilfe, will seinen Verein, der im sozialen Zentrum auf der Zitadelle seinen Sitz hat, in die Zukunft führen – und braucht dafür Unterstützung. Es werde noch mit Öl geheizt, auch das Dach müsse erneuert werden, zählt er nur zwei von vielen Aufgaben auf.
Weitere Vereine – insbesondere aus dem Sport – erhalten durch Ulrike Cohnen, Vorsitzende des Stadtsportverbandes ein Sprachrohr. „Wir brauchen dringend neue Hallen“, sagt sie. Zwar sei die Großsporthalle auf den Weg gebracht, allerdings stehe zu befürchten, dass diese dann wieder nur von großen Vereinen genutzt werde. „Die kleinen Vereine fallen hintenrunter.“ Auch in Sachen Schwimmunterricht gibt es einen Stau – die Wartelisten würden immer länger. „Wir hoffen, dass ein neues Schwimmbad gebaut wird“, bei der Eingemeindung unter anderem Hechtsheims 1969 sei das schließlich versprochen worden – jetzt sei es an der Zeit, das umzusetzen.
Für den Beirat für Migration und Integration ist Peimaneh Nemazi-Lofink dabei – auch sie hofft auf gute Zusammenarbeit und Austausch.
Nino Haase vergleicht sein neues Amt mit dem seines Ausbildungsberuf, dem Chemiker: Er wolle analytisch und besonnen viele Teile der Stadtgesellschaft zu etwas Neuem verbinden, permanent kommunizieren und „aktiv zuhören“. Bis 22. März stehen für ihn nun einige Termine an – diesen Mittwoch werde er mit dem Vorstand des Personalrats zusammentreffen; später werde er zum Streik des Erziehungswesens gehen, außerdem stehe ein Treffen mit dem Hauptamt an, um erste Gespräche zur Amtsübernahme zu führen.
Auch hätten ihn schon Einladungen von Fraktionen erreicht. Alle demokratischen Fraktionen wolle er baldmöglichst besuchen. Zudem werde er noch vor dem 22. März jedes Mitglied des Stadtvorstands persönlich treffen. Auch mit dem Katastrophenschutz wolle er sich schnellstmöglich vertraut machen, damit er als OB wisse, „wie die Koordination im entsprechenden Fall zu verlaufen hat.“
Was die von ihm versprochene Modernisierung der Stadtverwaltung angehe, wolle er mit Bedacht vorgehen. „Im Status Quo zu verharren, kann genauso schädlich sein wie Ungeduld.“ In kleinen Schritten und in permanentem Austausch solle eine Verbesserung angestrebt werden, sagt er.