Wortpiratin rot-weiß: Interview mit „Meenzer on Tour“...

Wortpiratin Mara Pfeiffer hat den „Meenzer on Tour“, Christoph Kessel, zum zweiten Mal als Gast zu ihrer Videokolumne eingeladen. Foto: Malino Schust

Wortpiratin Mara Pfeiffer spricht mit Fan Christoph Kessel über das Ende der Chaoszeit bei Mainz 05. Er ist zum zweiten Mal Gast in der Videokolumne.

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MAINZ. Gute zwei Jahre ist es her, dass Christoph Kessel in der vierten Folge „Wortpiratin rot-weiß“ über seine Auswärtsfahrten und die Liebe zu Mainz 05 und zur Fotografie gesprochen hat. Nun ist der „Meenzer on Tour“ erneut zu Gast in der Videokolumne, wo künftig ein, zwei Mal pro Saison Menschen aus dem Umfeld des Vereins quasi als Wiederholungstäter geladen werden, um einen Blick auf dessen Entwicklung zu werfen. Kessels erster Besuch markierte den Auftakt der Chaostage rund um den Verein und in dessen Führungsetage. Den aktuellen Stand der Dinge bewertet der bestens vernetzte Fan, der sich selbst keiner speziellen Gruppe zuordnet, durchaus optimistisch. „Der Tiefpunkt als Fan war sicher der Zerfleischungsprozess an Fastnacht“, schaut er zurück und gesteht: „Da war ich am Boden zerstört.“ Zugleich markiert die Auseinandersetzung zwischen Fans, Mannschaft und Verein rund ums Spiel in Hoffenheim für ihn aber den Beginn einer Aufarbeitung der Krise, deren erster Erfolg das Treffen in der Länderspielpause im März war. „Sandro wurde meiner Meinung nach vom ersten Spieltag an gedisst.“ Warum der Meenzer Bub bei den Fans so wenig Kredit hatte, ist Kessel ein Rätsel. „Das ist doch wirklich ein Alleinstellungsmerkmal, das wir gerade haben: Ein Trainer, der so nah bei den Leuten ist.“ Umso besser, dass Schwarz nun bei den Fans besser angekommen sei als zu Beginn seiner Amtszeit. „Ich kann mit dem dauernden Shitstorm gegen alles aber ohnehin nichts anfangen“, ordnet Kessel Teile der Kritik deutlich ein.

Sein Antrieb in der Kommunikation um den Herzensverein sei vielmehr, zur Versachlichung beizutragen, mit Argumenten zu arbeiten. Dabei bewahrt er sich seine Unabhängigkeit in alle Richtungen, ist nur sich selbst und dem eigenen moralischen Kompass verpflichtet. Und einer gesunden Selbsteinschätzung, die ihn bei gewissen Themen deutliche Zurückhaltung üben lässt. „Ich habe doch vom Fußballerischen viel weniger Ahnung als ein Rouven Schröder. Wieso sollte ich es mir anmaßen, dessen Arbeit zu bewerten? Das halte ich für Quatsch.“

Vor den Transfers des Sportdirektors zieht der „Meenzer on Tour“ trotzdem den Hut. „Ich bin positiv gestimmt, dass die Saison diesmal nicht so dramatisch wird wie in den letzten beiden Jahren.“ Dazu könne auch die grundsätzliche Ruhe im Verein beitragen, die inzwischen wieder eingetreten ist. Weitergehen sollten die Verantwortlichen aus seiner Sicht auf dem Weg, mit den Fans gemeinsam aktiv zu sein und in aller Offenheit Gespräche zu führen. „Wenn ich sehe, was zum Beispiel auf dem Q-Block-Sommerfest los war, wie ansprechbar die Verantwortlichen da für jeden Fan waren, das ist mein Mainz 05, wie ich es lange nicht mehr erlebt hatte.“

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Neben dem Fußball gilt Kessels große Leidenschaft dem Reisen, auch weil es erde, gerade in Zeiten wie diesen. „Als Deutsche haben wir den Sechser im ‚Geburtslotto‘, das wird einem im Ausland besonders bewusst.“ Er halte es für seine Pflicht, sich gesellschaftlich einzubringen, erklärt er nachdrücklich. „Es erwächst Verantwortung daraus, dass es uns hier so gut geht.“

Von Mara Pfeiffer