Wie in Mainz künftig geheizt werden soll

Für die dicht bebaute Neustadt empfehlen die Gutachter den Ausbau des Fernwärmenetzes zum Heizen der Wohnungen.
© Archivfoto: Sascha Kopp

Mit dem jetzt vorgestellten Wärmemasterplan 2.0 bereitet die Stadt den kommunalen Wärmeplan vor. Gutachter empfehlen den Ausbau der Fernwärme in der Innenstadt.

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Mainz. Wie soll ich künftig meine Wohnung oder mein Gebäude heizen? Diese Frage stellen sich auch viele Mainzer, die sich mit dem Austausch ihrer Heizanlage beschäftigen. Bis zum 30. Juni 2026 muss die Stadt aufgrund des vergangene Woche beschlossenen Gebäudeenergiegesetzes einen kommunalen Wärmeplan fürs Stadtgebiet erarbeiten, in dem eine Heizempfehlung für jedes Gebäude erstellt wird. Ein erster Schritt dazu ist getan: Die Stadtwerke haben gemeinsam mit der Stadt an diesem Dienstag einen Wärmemasterplan für Mainz vorgestellt, der bereits grundlegende Hinweise dazu gibt, welche Heizungsart sich für welches Stadtgebiet eigenen könnte.

Umweltdezernentin Janina Steinkrüger (Grüne) betonte bei der Vorstellung des Masterplans, dass dieser noch keine Festlegung für eine bestimmte Art der künftigen Wärmeerzeugung in einem bestimmten Gebiet darstelle. Es handele sich aber um sehr konkrete Vorschläge.

Nur zehn Prozent der Gebäude erfüllen die Vorgaben

Etwa 40.000 Gebäude gibt es in Mainz. Laut Stadtwerke-Vorstand Dr. Tobias Brosze sind davon etwa 3000 ans Fernwärmenetz angeschlossen und rund 1000 werden mit Wärmepumpen geheizt. Nur zehn Prozent erfüllen daher die Vorgaben aus dem Gebäudeenergiegesetz. Wie die verbleibenden 90 Prozent künftig beheizt werden sollten, dazu gibt es in der Fortschreibung des acht Jahre alten Wärmemasterplans nun erste Hinweise.

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Die GEF Ingenieur AG hat zusammen mit Fachleuten der Stadtwerke und der Stadt diesen neuen Wärmemasterplan 2.0 erarbeitet. Zunächst haben die GEF-Gutachter die aktuell bestehenden Heizarten wie Erdgasheizungen, Fernwärmeanschlüsse, Wärmepumpen oder Pelletskessel im Hinblick auf die Zuverlässigkeit der Technik, auf Wirtschaftlichkeit und Ökologie, rechtliche Rahmenbedingungen und auf die Akzeptanz bei den Bürgern hin bewertet.

Aus Sicht der Verbraucher stelle sich die Fernwärme als die günstigste Lösung zur klimaneutralen Wärmeversorgung dar, sagte GEF-Vorstand Dr. Stefan Richter. „Die Fernwärme sollte daher massiv ausgebaut werden.“ Die nächstbesten Varianten seien Luftwärmepumpen gefolgt von Erdwärmepumpen. Danach kämen Holzpelletskessel und am Ende Wasserstoff-geeignete Gaskessel. Reine Erdgas- oder Ölheizungen erfüllen die neuen ökologischen und rechtlichen Kriterien des Gebäudeenergiegesetzes nicht und stellten deshalb keine mittel- und langfristigen Alternativen in der Wärmeerzeugung dar, so Richter.

GEF hat das Stadtgebiet in 35 Untergebiete aufgeteilt und bewertet, welche Heizungsart aufgrund der vorhandenen Leitungsnetze, der städtebaulichen Gegebenheiten und der Gebäude sinnvoll wäre. In der Neustadt und in weiten Teilen der Altstadt würde sich demnach aufgrund der dichten Blockbebauung und der bereits in einigen Straßen liegenden Leitungen ein Ausbau des Fernwärmenetzes anbieten. Gleiches gelte für Teile der Oberstadt, da die Universität bereits ans Fernwärmenetz angeschlossen ist. GEF spricht bei diesen Bereichen von Fernwärme-Vorranggebieten und empfiehlt eine zeitnahe Planung zum Ausbau des Netzes. Der Ausbau der Fernwärme sei laut GEF zudem im Osten der Altstadt, in Teilen des Hartenbergs, von Mombach und Gonsenheim-Nord denkbar.

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Fernwärme in vielen Stadtgebieten nicht geeignet

In Stadtgebieten, die geprägt sind von Ein- und Zweifamilienhäusern, sei die Fernwärme „nicht unbedingt geeignet.“ Hier böten sich dezentrale Lösungen wie Luft- oder Erdwärmepumpen beziehungsweise Holzpelletskessel an. Auch kleine Nahwärmenetze könnten womöglich eine Lösung sein. Dazu zählen Hechtsheim, Ebersheim, Marienborn, Laubenheim, Drais, Bretzenheim, Teile von Weisenau und Gonsenheim sowie der Oberstadt.

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So sieht der Wärmemasterplan für Mainz aus. Die Stadt ist dabei in 35 Untergebiete unterteilt (Nummern siehe Infokasten)
© Mainzer Stadtwerke

Neben diesen 35 Arealen gibt es 52 Neubau- und Sanierungsgebiete (seit 2010), die bereits die Vorgaben aus dem Gesetz erfüllen, wie der Zollhafen, das Heilligkreuzviertel oder das neue Wohnquartier Hildegardis. Außerdem werden der Lerchenberg und die Berliner Siedlung seit Beginn der Bebauung mit Fernwärme versorgt.

Da liegt eine gewaltige Aufgabe vor uns.

Janina Steinkrüger Mainzer Umweltdezernentin

Die Gutachter weisen allerdings darauf hin, dass ein Fernwärme-Ausbau, wie er im Wärmemasterplan vorgeschlagen wird, bis 2030 oder 2035 unrealistisch sei oder extrem ambitioniert erscheine. Das Ziel der Klimaneutralität bis 2045 im Wärmebereich indes könne durch starke Anstrengungen vermutlich erreicht werden.

„Da liegt eine gewaltige Aufgabe vor uns“, sagt Dezernentin Steinkrüger. „Eine Aufgabe, die nicht nur viel Geld benötigen wird, sondern auch etliche Jahre in der Umsetzung dauern wird.“ Dies gehe nur gemeinsam mit den Bürgern. Eine erste Online-Bürgerbeteiligung ist daher für den 26. September von 19 bis 21 Uhr unter www.mainzer-stadtwerke.de geplant. Unter dieser Adresse finden sich auch detaillierte Infos und Grafiken zum Wärmemasterplan.