Ohne Tier in der Tüte: Wir schauen uns in den Supermärkten der Mainzer Innenstadt um. Welche Produkte gibt es, was unterscheidet Rewe, Aldi und Co?
MAINZ. Ob wegen ethischer Bedenken, für das Tierwohl, wegen der Gesundheit oder aus Gründen des Klimaschutzes: Immer mehr Menschen leben vegan.
Stand 2020 lebten in Deutschland mehr als 1,3 Millionen Menschen komplett ohne tierische Produkte. Acht Millionen dazu leben noch vegetarisch. Mehr als zehn Prozent der deutschen Bevölkerung macht diese Gruppe also aus. Tendenz: steigend. Und gerade bei jungen Menschen liegen diese Zahlen um einiges höher, so wohl also auch in der Studentenstadt Mainz. Dazu kommt die noch viel größere Gruppe der Flexitarier: Menschen, die bewusst ihren Fleischkonsum reduzieren, aber nicht vollständig darauf verzichten.
Immer mehr vegane Produkte auf dem Markt
Diesen Trend und diese große Zielgruppe erschließt nun auch der Handel: Immer mehr vegane Produkte kommen auf den Markt. Viele davon nehmen die Rolle ein, die Fleischprodukte für Omnivoren, also "Allesfresser", haben. Vegane Wurst, veganes Grillsteak, veganer Joghurt: Längst haben die meisten Supermarktketten Hausmarken eigens für vegane Produkte. So führt Lidl zum Beispiel die Marke "Vemondo", Penny bietet "Food for Future", Aldi hat "mein veggie Tag" im Sortiment. Selbst bei den Discountern ist der Trend zu tierfreier Ernährung also tief im Sortiment verankert. Hinzu kommen die vielen Angebote anderer Marken, die die Discounter, aber eher noch Supermarktketten wie Rewe führen.
Wie sieht es aus in den Mainzer Supermärkten? Wir haben uns in den Filialen in der Mainzer Innenstadt umgeschaut. Und als Erstes festgestellt: Mit welcher Selbstverständlichkeit die Produkte mittlerweile in den Regalen stehen, ist beeindruckend. Vor fünf Jahren wäre eine so durchgehend gute Auswahl wohl noch nicht denkbar gewesen.
Die Kreativität bei den Angeboten beeindruckt dabei gleichermaßen: So gibt es bei Penny als Ersatz für Lachs das Produkt "Laxxs" aus Weizenprotein. Als Fleischersatz im Curry findet man Jackfruit im Regal. Die bis zu 35 Kilogramm schwere Frucht aus den Tropen ähnelt unreif geerntet und anschließend gekocht in ihrer Konsistenz stark normalem Fleisch. Brokkoli-Burger, Buchweizen-Drinks als Milchersatz, vegane Zitronengarnelen auf Basis von Kartoffelstärke: Die Auswahl ist vielfältig. Dabei fällt auf: Die Discounter führen vor allem Produkte ihrer Eigenmarke, mit wenig anderen Alternativen. Rewe, Tegut, Alnatura und Co haben weniger Produkte der eigenen Linien, aber eine höhere Auswahl allgemein - zumindest an den Dingen, die sie führen. So gibt es im Rewe in der Mittleren Bleiche zum Beispiel allein fünf verschiedene Sorten an veganen Nuggets, aber kaum Tiefkühlware. Wenig überraschend: Das Angebot ist größtenteils spürbar teurer als die Produkte der Discounter.
Kennzeichnung und Auswahl
An den Backautomaten punkten die Ketten, die die Waren als vegan beschriften. Lidl, Aldi und Rewe tun das beispielsweise. Bei Penny muss man an der Backstation mühsam die Inhaltsstoffe durchgehen, während die Auswahl der eigenen veganen Marke mit am stärksten unter den besuchten Supermärkten ist.
Die mit großem Abstand größte Auswahl an Tofu hat der Alnatura in der Großen Langgasse. Wo andere Ketten nur normales Tofu und Räuchertofu anbieten, hat der Bio-Markt satte 15 Sorten.
Bei der Sortierung punkten neben Alnatura auch Rewe, Aldi und Tegut: Hier sind die veganen Produkte zumindest im Kühlregal alle an einem Platz. So muss man sich nicht durch das gesamte Sortiment wälzen, um die eine vegane Kräuterfrischcreme zu finden. Leicht irritierend: Während die Auswahl im Kühlregal bei Tegut sehr groß ist, ist sie es im Tiefkühlregal nicht. Genauer gesagt: Bis auf zwei vegane süße Gebäckstücke und Garnelen- und Tintenfischersatz gibt es hier kaum etwas. Das machen alle anderen Läden besser: Hier gibt es gefrorene Nuggets, Schnitzel, auch vegane Pizza ist bei vielen erhältlich. Das große Manko von Aldi und Lidl: Vegane Sahne ist hier nicht zu finden, wo doch alle Läden ein reichhaltiges Angebot an Milchalternativen bieten. Erfreulich: Die Preise für die meisten Produkte sind ähnlich oder nur geringfügig teurer als vergleichbare tierische Produkte.
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Unser Fazit: Als Veganer lässt es sich - zumindest in der Innenstadt - sehr gut leben. Der oft gehörte Satz, dass Veganismus auch Verzicht bedeute, scheint bei dieser Auswahl an Alternativen eine leere Phrase zu sein. Und auch preislich sind die Produkte ihren tierischen Konkurrenten sehr nahegekommen - oder sogar schon günstiger.