Wendepunkt renoviert dank 67.000 Euro aus „Leser helfen“-Aktion

Alle 15 Wohnheimzimmer, die sich auf die Nahestraße und Wallstraße verteilen, wurden frisch gestrichen und neu möbliert. Foto: hbz/Jörg Henkel
© hbz/Jörg Henkel

2019 gingen über 67.000 Euro aus der „Leser-Helfen“-Aktion an den Wendepunkt, die Einrichtung für wohnungslose Frauen in der Nahestraße 7. Was hat sich seitdem getan? Ein...

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MAINZ. Rund 20.000 Euro sind noch übrig, obwohl ordentlich viel Geld ausgegeben wurde. 2019 gingen die Spenden aus der „Leser helfen“-Aktion dieser Zeitung an den Wendepunkt. Es waren über 67.000 Euro. Und die Einrichtung für wohnungslose Frauen in der Nahestraße 7 konnte das Geld gut gebrauchen. Möbel und anderes Inventar waren deutlich in die Jahre gekommen. Eine umfangreiche Renovierung der Räume war überfällig. Aus eigener Kraft hätte sich der Wendepunkt, dessen Träger seit 2005 das diakonische Unternehmen „Mission Leben“ ist, diese Investition nicht leisten können.

Alle 15 Wohnheimzimmer, die sich auf die Nahestraße und Wallstraße verteilen, wurden frisch gestrichen und neu möbliert. Foto: hbz/Jörg Henkel
Kaum wiederzuerkennen ist das Gemeinschaftswohnzimmer im Erdgeschoss mit neuem Laminat und modernen Möbeln. Foto: hbz/Jörg Henkel
2 Auch der Lichthof wurde verschönert – mit neuer Markise, neuem Bodenbelag und Möbeln. Foto: hbz/Jörg Henkel

Und doch gab es Hürden. Denn trotz Finanzspritze wurde die Einrichtung von der Pandemie ausgebremst, wie Michael Erlenbach informiert. „Wegen der Besuchsverbote konnten zeitweise ja keine Handwerker kommen“, erzählt der Leiter des Geschäftsbereichs „Hilfen für Menschen in sozialen Notlagen Rheinland-Pfalz und Hessen“. Renovierung und Neumöblierung des Hauses konnten nur „etappenweise“ durchgeführt werden.

Teppiche für mehr „Wohlfühlatmosphäre“

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Der erste Schritt sei dann schließlich gewesen, dass die Zimmer der Bewohnerinnen frisch gestrichen wurden, führt Erlenbach aus. Auch das Laminat für die Böden wurde neu verlegt, weshalb teilweise die Türen versetzt werden mussten. „Anschließend erhielten alle Frauen größere Betten als üblich, aus Massivholz mit stabilen Lattenrahmen und qualitativ ordentlichen Matratzen“, berichtet Erlenbach weiter. Da auch zahlreiche ältere und auf unterschiedliche Weise beeinträchtigte Frauen im Wendepunkt wohnen, habe besonders deren Lebensqualität durch diese „Extras“ deutlich verbessert werden können. Trotz hoher Nutzungsintensität hätten sich die Möbel prima bewähren können.

Die Bewohnerinnen erhielten außerdem Stehlampen für die Zimmer und für alle 15 Wohnheimzimmer wurden verschiedene kleinere und größere moderne Möbelstücke angeschafft, die neben neuen Teppichen für mehr „Wohlfühlatmosphäre“ sorgen. „Fernsehgeräte können unter normalen Umständen nicht zur Verfügung gestellt werden, aber durch die Spendengelder haben mehrere Frauen, abhängig vom persönlichen Bedarf, einen solchen erhalten können“, freut sich Erlenbach. Die Küchen der Wohngemeinschaften wurden teilweise ebenfalls neu möbliert, etwa mit besseren Vorratsschränken. Für das Selbstversorgerinnenhaus konnten großräumige Tiefkühlschränke angeschafft werden. Einen weiteren Schwerpunkt habe die Aufwertung des Innenhofs dargestellt. „Er erhielt eine neue Markise, einen neuen Bodenbelag sowie einige Terrassenmöbel und Pflanzen.“

Zur Wohnungslosigkeit in der Pandemie sagt Erlenbach: Es habe extrem viele Anfragen gegeben. „Die Frauen konnten auch länger als üblich bleiben“, sagt er. Um Infektionsrisiken zu minimieren, konnten zeitweise die vier Notübernachtungsplätze nicht komplett belegt werden. Doch es habe auch positive Entwicklungen durch die Pandemie gegeben. So seien Zwangsräumungen zeitweise ausgesetzt worden. Mit dem Jobcenter seien bestimmte Abläufe auch vereinfacht worden – leider nicht auf Dauer.

System für Nachbetreuung entwickeln

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Erlenbach hat auch Wünsche für die Zukunft: „Wir müssten in Mainz darüber nachdenken, wie ein Hilfesystem besser funktionieren kann. Wohnungslosigkeit ist nicht gleich Wohnungslosigkeit.“ Sie entstehe an Schnittenstellen wie Krankheit oder Behinderung, sozialen Schwierigkeiten und Süchten. Auch alleinerziehende Frauen mit Kindern würden tendenziell leichter in diese Situation geraten. „Es gilt, den Drehtüreffekt zu vermeiden. Wenn die Frauen aus dem Wohnheim ausziehen, fehlt die Nachbetreuung. Und dann kommen sie schnell wieder zurück.“ Das Angebot von betreutem Wohnen könnte den Drehtüreffekt verhindern. In Hessen werde das seit rund 20 Jahren mit Erfolg praktiziert. „Mission Leben und die Caritas haben der Stadt auch ein Konzept für Frauen und Männer vorgelegt, wie das in Mainz aufgezogen werden könnte. Und wir hoffen, darüber ins Gespräch kommen zu können.“