400 Mannheimer Ultras beenden Mainzer Marktfrühstückidylle

aus Blaulicht

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Eine Gruppe Mannheimer Ultras sorgt in Mainz für einen Großeinsatz der Polizei.

Eigentlich auf dem Weg nach Wiesbaden, landen die Anhänger am Mainzer Rheinufer. Es kommt zu Schlägereien und einem Polizei-Großeinsatz. Dann geht es per Zug zurück nach Mannheim.

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Mainz. Um 12.49 Uhr könnte die Stimmung am Rheinufer in Höhe des Fischtorplatzes kaum entspannter sein. Als Ausläufer des Marktfrühstücks sitzen kleinere und größere Gruppen bunt gemischt auf den Stufen zum Rhein. Es ist der erste Samstag mit richtigen Frühlingstemperaturen, die Sonne scheint, es wird getrunken, gelacht – doch dann gibt es einen abrupten Stimmungsumschwung. Plötzlich fährt aus Wiesbadener Richtung rheinaufwärts kommend ein größeres Ausflugsschiff vorbei, von dem lautes Gegröle ans Ufer schallt, dahinter ein Boot der Wasserpolizei. Blaue Fan-Schals und Fahnen sind zu erkennen. Am Rheinufer gibt es viele fragende Gesichter, die noch fragender werden, als das Schiff auf Höhe der Holzstraße beginnt, anzulegen – und gleichzeitig Hundertschaften der Polizei im Laufschritt am Rheinufer in Stellung gehen. Große Bereiche des Ufers werden mit Polizeiautos und Flatterband abgesperrt, vom dicht bepackten Deck der „Alt Heidelberg” kommt lautes Brüllen. Mit einem Mal sind rund 400 Mannheimer Ultras in die frühlingshafte Mainzer Marktfrühstücksidylle eingebrochen.

Um kurz vor 13 Uhr wird die Marktfrühstücksidylle am Mainzer Rheinufer jäh unterbrochen, als die "Alt Heidelberg" mit rund 400 Mannheimer Fußballfans vorfährt.
Um kurz vor 13 Uhr wird die Marktfrühstücksidylle am Mainzer Rheinufer jäh unterbrochen, als die "Alt Heidelberg" mit rund 400 Mannheimer Fußballfans vorfährt. (© Paul Lassay)

Eigentlich waren die Anhänger des SV Waldhof Mannheim auf dem Weg nach Wiesbaden, wo am Samstag um 14 Uhr die Auswärtspartie des Traditionsclubs beim SV Wehen-Wiesbaden auf dem Plan stand. Doch schon auf dem Schiff hätten die Mannheimer Fans Feuerwerkskörper abgebrannt, berichtet später die Wiesbadener Polizei. Aus diesem Grund habe man sie beim Verlassen des Schiffs in Wiesbaden kontrollieren wollen. Diese Kontrolle hätten die Mannheimer verweigert und beschlossen, stattdessen wieder nach Mannheim zurückzufahren. Auf dem Weg zurück sei dann aber der Plan schnell wieder geändert worden und die Fans hätten in Mainz aussteigen wollen, um von hier doch noch nach Wiesbaden zu gelangen.

Hessische Polizeikräfte dokumentieren den Einsatz am Mainzer Rheinufer.
Hessische Polizeikräfte dokumentieren den Einsatz am Mainzer Rheinufer. (© Paul Lassay)
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Doch dieser Plan geht nicht auf. Ein Teil der Fans steht bereits auf dem Steg zum Mainzer Rheinufer, als die vielen überwiegend schwarz gekleideten Männer und einzelne Frauen von einem großen Polizeiaufgebot gestoppt werden. Die Stimmung ist aggressiv. Die Mainzer Polizei habe den Mannheimern dann in Absprache mit den Kollegen aus Hessen und von der Bundespolizei aus Sicherheitsgründen einen Platzverweis für die Stadt erteilt. Doch was nun? Zwischen den verschiedenen Polizeieinheiten beginnen Beratungen. Wohin mit den 400 teilweise sichtbar alkoholisierten und aggressiven Besuchern? In Busse? In einen Zug? Zunächst einmal sollen sie den Steg verlassen und erst einmal wieder zurück ins Schiff, dessen Kapitän wohl nicht besonders scharf darauf ist, die Passagiere noch weiter zu transportieren, wie zu vernehmen ist. Auf dem Steg zwischen Schiff und Ufer kommt es kurz darauf zu einer Schlägerei unter den Fans selbst. Erst fliegen die Fäuste zwischen einzelnen Gruppen, und kurz darauf vom Deck des Schiffs aus auch Bierflaschen in Richtung der Polizei, die diese aber nicht treffen.

Schließlich werden die Anhänger des SV Waldhof Mannheim von einem großen Polizeiaufgebot zum Bahnhof Römisches Theater eskortiert.
Für den Abtransport der Mannheimer müssen zahlreiche Straßen vorübergehend gesperrt werden.
Vom Römischen Theater aus werden die Mannheimer Fans mit einem Entlastungszug zurück nach Mannheim gebracht.

Kurz danach beginnen die Vorbereitungen für den Abtransport. Die Fans sollen zum Bahnhof Römisches Theater eskortiert werden. Dafür müssen zahlreiche Streifenwagen in Position, um die Straßen auf dem Weg zu sperren, unter anderem die Rheinstraße und die Holzhofstraße. Dann geht es los. Die Bereitschaftspolizei nimmt die Fans am Ufer in Empfang, die sich dann lautstark skandierend zum Bahnhof aufmachen, vorbei an irritierten Spaziergängern und Ausflüglern am Fort Malakoff. Am Römischen Theater seien die Mannheimer dann in einen „Entlastungszug“ zurück an den Neckar gebracht worden, erklärt die Wiesbadener Polizei. Dann ist der Spuk in der Mainzer Altstadt nach rund eineinhalb Stunden vorbei.