
Bei Ausgrabungen im Stadtzentrum haben Archäologen unter der Ludwigsstraße potenziell spektakuläre Funde gemacht. Mainzer können bei den Arbeiten live zusehen.
Mainz. Dass im Mainzer Untergrund historische Schätze schlummern, ist nichts Neues. Jetzt zeigt sich nach und nach, was im Herzen der Stadt, unter den ehemaligen Karstadt-Bauten schon vor Jahrhunderten errichtet, wieder überbaut und nun wieder ausgegraben wird. Noch können Stephanie Metz, Leiterin der Mainzer Außenstelle der Generaldirektion Kulturelles Erbe (GDKE), und der leitende Grabungstechniker Thomas Dederer, nicht genau sagen, welche Gebäude es sind, die sich auf dem Bischofsplatz und in der Fuststraße tief unter der Erde verbergen; dass dort aber auch vor Hertie und Karstadt schon viel Leben in mehreren Epochen geherrscht hat, ist klar.
Der Ort, an dem nun gegraben werde, sei ein „Knotenpunkt der Geschichte“, sagt Stephanie Metz. Man dürfe mutmaßen, dass sich an dieser Stelle das einstige Forum befunden habe – also ein zentraler Platz der alten römischen Stadt. Viele verschiedene Mauern sind es, die gerade zutage gefördert werden – klar erkennbar ist ein Keller, der vermutlich aus der Barockzeit stamme, sagt Thomas Dederer.
Seit etwa drei Monaten sind die Archäologen zugange, so richtig detailliert einsteigen konnte man allerdings erst vor einigen Tagen, als die schweren Bagger aus der Baugrube herausgeholt wurden, sagt Stephanie Metz. Aber schon jetzt kann sie von einigen vielsagenden Funden berichten. Eine kleine römische Münze sei bereits gefunden worden – ein römischer Denar mit einem Bild von Trajan, sie stamme voraussichtlich vom Anfang des zweiten Jahrhunderts. Ein spektakulärer Fund, der aber noch nicht genauer untersucht und aufbereitet werden konnte, sei eine Papstbulle. Sie stamme voraussichtlich aus dem Hochmittelalter, also dem 10. oder 11. Jahrhundert. „Das ist ein herausragender Fund“, sagt Metz. Der Zustand sei allerdings schlecht, sodass sie nähere Details noch nicht habe herauslesen können. Baldmöglichst sollen nun konservatorische und restauratorische Arbeiten an der Bulle durchgeführt werden. Auch eine Kanne aus der Jungneuzeit ist bereits gefunden worden.
Die Ausgrabungen an diesem zentralen Ort in der Stadt sollen allerdings nicht hinter verschlossenen Türen oder Planen stattfinden – im Gegenteil. Die Mainzerinnen und Mainzer sollen Schritt für Schritt nahezu live miterleben können.
Dazu haben die Bauherren, die Fuststraße Entwicklungs GmbH, die aus J. Molitor Immobilien, der Sparkasse Rhein-Nahe und dem Domkapitel besteht, einen Container errichtet, von dem aus man nicht nur einen Rundumblick über die Baustelle genießen kann, sondern in dem auch Fundstücke ausgestellt und weitere Informationen zu den Ausgrabungen bereitgestellt werden. Tim Gemünden, Geschäftsführer der J. Molitor Immobilien, spricht von einem Meilenstein; Lob richtete er auch an die GDKE – schließlich habe die Vorgängerin von Stephanie Metz, Dr. Marion Witteyer, bereits vorausgesagt, dass die jetzt vermuteten Funde dort auftauchten. Oberbürgermeister Nino Haase freut sich, „einen Blick zurückzuwerfen“ und auch darüber, dass sich mit den Ausgrabungen ein neues archäologisches Zentrum der Stadt auftue. Und auch Denkmalschutz-Dezernentin Marianne Grosse zeigte sich froh und dankbar, dass die Öffentlichkeit an den Ausgrabungen teilhaben könne.
Der neue Container ist vom Bischofsplatz aus über eine Treppe erreichbar. Zunächst ist er für Publikum am Samstag, 1. April von 11 bis 14 Uhr, am Montag, 3. April, von 11 bis 13 Uhr, am Dienstag, 4. April, von 15 bis 17 Uhr und am Mittwoch, 5. April von 11 bis 13 Uhr geöffnet. Die Öffnungszeiten danach finden sich direkt am Container oder unter www.lu-erleben.de.