Ungefähr eine halbe Stunde dauerte die Vorstellung des Projekts in der Alten Mensa der Johannes Gutenberg-Universität. Dann steht eine 45-jährige Frau aus Armenien auf und...
MAINZ. Ungefähr eine halbe Stunde dauerte die Vorstellung des Projekts in der Alten Mensa der Johannes Gutenberg-Universität. Dann steht eine 45-jährige Frau aus Armenien auf und sagt einen Satz, der wahrscheinlich vielen der rund 40 Anwesenden aus der Seele spricht: „Ich habe fünf Jahre und mehr auf dieses Projekt gewartet.“ Nun endlich gebe es diese „Brückenmaßnahme Bildung und Beratung“ vom Zentrum für Wissenschaftliche Weiterbildung (ZWW), die sich speziell an kulturwissenschaftlich ausgebildete Migrantinnen wendet.
Für Geistes- oder Sozialwissenschaftlerinnen aus anderen Ländern ist es kompliziert, eine Anstellung in Deutschland zu finden. Davon kann die 45-Jährige ein Lied singen. In Ihrer Heimat war sie Journalistin, hat für die Unicef als Journalistik-Dozentin gearbeitet und sich in Psychologie weitergebildet. Seit fünfeinhalb Jahren lebt sie in der Bundesrepublik, doch der Arbeitsmarkt blieb ihr verschlossen. „Ich habe nichts gefunden“, erzählt die Frau am Rande der Veranstaltung. Noch nicht einmal als Kassiererin sei sie genommen worden, weil sie überqualifiziert sei. „Mit Akademikerinnen ist es schwer“, fasst die Journalistin zusammen. Nun hofft sie, in die Brückenmaßnahme aufgenommen zu werden.
Ob ihr das gelingt, ist aber nicht gesagt. Denn es gibt nur 18 Plätze – also viel weniger, als es Interessentinnen gibt. Zudem stellten auch die Organisatoren Ansprüche, die vermutlich nicht alle Frauen erfüllen können. „Wir werden Sprachtests machen“, erläutert Barbara Lampe, stellvertretende Leiterin des ZWW. Für diese schriftliche Prüfung, die am 2. Mai stattfinden soll, zu lernen, bringe allerdings nichts, ergänzt Projektleiterin Merima Dzaferovic. „Es geht darum eine Bestandsaufnahme zu machen“, so Dzaferovic. Es solle nur geprüft werden, ob die Frauen ausreichend Deutsch verstehen, um der Weiterbildung zu folgen. Als zweite Hürde gibt es dann noch ein Bewerbungsgespräch. Da werde geschaut, ob die Frauen zur Fortbildung passen. „Jemand der Angst davor hat, Menschen anzusprechen, sollte etwas anderes machen“, findet Lampe.
Die 18 Akademikerinnen, die die beide Prüfungen bestehen, können an der Brückenmaßnahme teilnehmen. Die besteht aus einem C1-Deutschkurs, einer Schulung zur Bildungsberaterin und einem Praktikum. Ende März 2019 soll das vom Landesfrauenministerium finanzierte Projekt zu Ende sein. Die Bewerbungsfrist endet am 30. April. Unterstützt wird die Maßnahme von der Arbeitsagentur Mainz sowie den Jobcentern der Domstadt und des Landkreises Mainz-Bingen.
Die Frauen, die zur Erstinformation gekommen sind, stammen aus ganz unterschiedlichen Ländern: viele Osteuropäerinnen und Syrerinnen, andere kommen aus Afghanistan, Italien, der Türkei oder weiteren Ländern. Karina Herrera Rosas ist Mexikanerin und lebt mit ihrem deutschen Mann sowie zwei Kindern hier. „Ich habe in Mexiko Jura studiert“, erzählt die 37-Jährige, die gerade einen B2-Sprachkurs absolviert. In Deutschland könne sie trotz ihrer Ausbildung nicht als Juristin arbeiten. „Ich weiß, es ist kompliziert“, sagt sie. Nun habe sie die Möglichkeit, hier einen Master zu machen oder an der Brückenmaßnahme teilzunehmen.