
Das Mainzer Tierheim hat sich mit einem dramatischen Facebook-Post zu drei toten Tauben geäußert. Indes hat der Stadtrat Maßnahmen beschlossen, um die Tauben-Vermehrung zu stoppen.
Mainz. Für die einen ist sie das Symbol für Frieden, andere bezeichnen sie abwertend als die „Ratten der Lüfte“. Es gibt kaum ein Tier, welches so sehr die Gemüter erhitzt und so kontrovers diskutiert wird, wie die Taube. Auch in Mainz wird immer wieder darüber gesprochen, wie man der Verbreitung der Vögel begegnen könnte.
Auf die Agenda kommt die Taube meist dann, wenn es – wieder einmal – zu gewalttätigen Angriffen auf Tiere gekommen ist. In der Vergangenheit wurden in der Stadt häufiger vergiftete, angeschossene oder verkokelte Tiere gefunden. Zuletzt meldete sich das Mainzer Tierheim am Mittwoch mit einem dramatischen Post im Sozialen Netzwerk Facebook: „Uns wurden drei tote Tauben vor dem Theater gemeldet, angeordnet in einem Dreieck.“ Ergebnisse der Untersuchung der Tiere ergaben, dass alle drei Vögel durch einen Schlag auf den Kopf getötet worden seien. Nun sucht das Tierheim Zeugen.
Taubeneier werden durch Attrappen ersetzt
Ebenfalls am Mittwoch diskutierte der Stadtrat über die zunehmende Taubenüberpopulation: Die Ampel-Koalition hatte hier einen Antrag auf die Durchsetzung eines gemeinschaftlichen Stadttaubenprojekts eingebracht.
David Nierhoff (Grünen) machte zunächst auf die zahlreichen Angriffe auf die Tiere in der Vergangenheit aufmerksam. Außerdem verwies er darauf, dass die gemeine Stadttaube von der verwilderten Brieftaube abstamme und ihre Verbreitung deshalb ein menschgemachtes Problem sei. In Mainz seien zwar in der Vergangenheit schon ein paar Taubenschläge errichtet worden, doch für eine erfolgreiche und artgerechte Einschränkung der Überpopulation brauche es mehr als das. Deshalb wolle man sich am sogenannten „Augsburger Modell“ orientieren. Hier konnten seit 1995 zwei Taubentürme und zehn Taubenschläge im Stadtgebiet gebaut werden, die als kontrollierbare Nistplätze dienen. Dadurch können die Eier der Tauben kontrollierter durch Attrappen ersetzt werden.
Das Modell wurde schon in Städten wie Düsseldorf, Aachen oder Wiesbaden übernommen und sei durchaus erfolgsversprechend, so Nierhoff. Ein weiterer essenzieller Aspekt sei die richtige Aufklärungsarbeit zum Umgang mit den Tieren. „Die meisten Menschen wissen gar nicht, wie sie beispielsweise auf nistende Tauben an ihren Häusern und Wohnungen reagieren sollen“, sagte Nierhoff. Deshalb sei auch die Installation eines zentralen Ansprechpartners für Tierschützer und Bürger von hoher Bedeutung, so Grünen-Stadtrat weiter.
Dr. Eleonore Lossen-Geißler (SPD) pflichtete Nierhoff bei und betonte in ihrer Rede die Notwendigkeit, die Stadttaube nicht nur als innerstädtisches Problem zu sehen, sondern auch in den Vororten zu handeln. Großer Wert bei der Einschränkung des Taubenaufkommens, solle auch darauf gelegt werden, dass die Tiere nicht verletzt werden sollen, fügte Dr. Wolfgang Klee (FDP) hinzu. Um dies zu ermöglichen arbeitet die Stadt schon länger mit verschiedenen Tierschutzorganisationen wie dem Tierheim oder der Stadttaubenhilfe zusammen. Norbert Solbach von der CDU stimmte dem Antrag zu und bedankte sich in seiner Rede unter anderem bei der Parken in Mainz GmbH (PMG) und der Gebäudewirtschaft Mainz (GWM), die den Bau eines Taubenschlags am Hauptbahnhof und in der Anne-Frank-Schule ermöglicht haben.
Der Antrag wurde schließlich einstimmig beschlossen. Das freute auch Michelle Eis, die Vorsitzende der Stadttaubenhilfe. „Es ist schön, dass die Stadtverwaltung jetzt auch mal Eigeninitiative zu dem Thema zeigt, nachdem es lange Zeit sehr ruhig dazu war. Wir setzen viel Hoffnung in den Beschluss und freuen uns auf die Zusammenarbeit“, so Eis.