Stadtratsmitglied Andreas Behringer zieht es ins Stadthaus. Er wird dort künftig eng mit dem neuen Oberbürgermeister Nino Haase zusammenarbeiten.
Mainz. Direkt die erste Personalentscheidung des neuen Oberbürgermeisters sorgt im politischen Mainz für großes Aufsehen. Denn als am Montagnachmittag bekannt wird, dass Nino Haase einen persönlichen Referenten gefunden hat, lässt der dazugehörige Name aufhorchen: Denn mit Andreas Behringer wird ein Mann an Haases Seite im Stadthaus wechseln, der bislang als feste Größe für die SPD im Stadtrat saß. Jene Mainzer SPD, die im Oberbürgermeister-Wahlkampf mit der eigenen Kandidatin krachend gescheitert war und ihren Chefsessel im Mainzer Rathaus nach mehr als 70 Jahren an den parteilosen Haase verloren hat.
Seit 30 Jahren in der SPD
Andreas Behringer ist 1974 geboren, war bisher Sprecher für Finanzen und Beteiligung der SPD-Fraktion und sitzt außerdem im Ortsbeirat Altstadt. 2014 und 2019 kandidierte er jeweils für das Amt des Ortsvorstehers. 2019 bekam er im ersten Wahlgang 19,4 Prozent der Wählerstimmen. In der Stichwahl unterlag er anschließend mit 35,2 Prozent der Stimmen gegen Ortsvorsteher Dr. Brian Huck (Grüne), der auf 64,8 Prozent kam. Behringer ist seit 1993 Mitglied der SPD und Mitgründer der Bürgerinitiative Ludwigsstraße.
Bei der Kommunalwahl 2019 wurde Behringer seitens der Wähler von Platz acht der SPD-Liste auf Platz sechs hoch gewählt. In der Fraktion gehört er seit Jahren zu den gewichtigen Stimmen, gerade im zentralen Bereich der Haushaltspolitik. Gleichzeitig gehörte er in der Vergangenheit auch öfter einmal zu den Kritikern, die zu Projekten der Ampel-Koalition ihre eigene, abweichende Meinung äußerten. Behringer äußere seine Meinung stets ehrlich und frei von Fraktionszwängen, so formuliert es Haase selbst, und lasse sich nicht verbiegen. Er gehöre zu den fachkundigsten Stadträten überhaupt. Dass Behringer aktuell noch SPD-Mitglied ist? Das habe beim Bürgerentscheid zum Gutenberg-Museum schon keine Rolle gespielt und tue es auch jetzt nicht, so Haase weiter. „Es geht um die Person und um eine neue politische Kultur. Dafür wurde ich gewählt.”
Fraktionsspitze bedauert den Wechsel
Die SPD-Fraktionsvorsitzende Jana Schmöller bedauert Behringers Wechsel in die Verwaltung. „Es wäre mir lieber gewesen, wenn er in der Fraktion geblieben wäre.” Gleichzeitig sei es richtig, dass der neue Oberbürgermeister ein Team zusammenstelle. Nino Haase habe betont, dass ihm Inhalte wichtig seien, und deshalb sei es für sie „nicht die größte Überraschung”, dass er Behringer zu sich hole. „Ich sehe das auch als Anerkennung unserer politischen Arbeit.” Dass die SPD nun auseinanderzufallen drohe oder man inhaltliche Probleme bekommen werde, sehe sie nicht so, sagt Schmöller. „Die Fraktion funktioniert als Team und wir werden die freien Stellen neu besetzen können.” Wer für Behringer nachrücken werde, sei derweil noch nicht klar, da man noch nicht wisse, ob die nächste Person auf der Liste, Henning Franz, das Mandat annehmen werde.
Kontakt erst nach der Wahl entstanden
Es sei außerdem nicht so, dass sich aus dem Wechsel Behringers eine mangelnde Unterstützung für die Kandidatin der SPD herauslesen lasse. Der Kontakt zwischen Haase und Behringer sei erst nach dem ersten Wahlgang entstanden, in welchem Mareike von Jungenfeld auf dem vierten Platz gelandet war. So schildert es auch Behringer selbst. „Für das Vertrauen und Zutrauen bin ich ihm sehr dankbar”, so Behringer.
Nach gründlicher Überlegung und dem Beraten mit Menschen, mit denen er seit Jahren intensiv politisch zusammenarbeite, „darunter selbstverständlich auch Jana Schmöller als meiner Fraktionsvorsitzenden, habe ich mich Ende letzter Woche für diese neue Herausforderung entschieden”. Wenn alle Beteiligten, unter anderem etwa der Personalrat zustimmen, soll es künftig Behringers Aufgabe sein, an der Schnittstelle zwischen Rat und Verwaltung daran mitzuwirken, „dass zentrale politische Projekte vorangetrieben und erfolgreich umgesetzt werden”.
Aus den ersten Reaktionen der Partei auf die Entscheidung Behringers habe man „eine deutliche Überraschung” herauslesen können, so SPD-Co-Vorsitzender Christian Kanka. Auch er selbst habe „gar nicht mit so etwas gerechnet. Ich dachte, dass Nino Haase jemanden aus seinem Lager aus dem Wahlkampf hereinholt”. Der Schritt Behringers sei letztlich eine persönliche Entscheidung. Wie er sich auf die SPD und auf die Ampel-Koalition auswirken werde, das lasse sich zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht abschätzen.