Bei Bauarbeiten auf dem Gelände der Mainzer Schützengesellschaft in Hartenberg-Münchfeld hat der Baggerfahrer einen historischen Fund gemacht. Er stieß auf Knochen von...
MAINZ. Vergangene Woche feierte die Mainzer Schützengesellschaft 1862 (MSG) noch den Spatenstich auf dem Grundstück neben ihrem Vereinsheim, wo das neue Domizil entstehen soll. Einen Tag später stieß der Baggerfahrer beim Ausheben der Baugrube auf etliche Knochen. Kurze Zeit später stellte sich heraus: An der Stelle, wo der Verein seine neue Schießsportanlage inklusive Vereinsheim bauen möchte, befindet sich ein Massengrab aus dem Jahr 1813.
Seit Montag sind die Archäologen vor Ort, um die Knochenfunde zuzuordnen und zu dokumentieren. „Hier wurden mehrere 100 Personen aus dem militärischen Kontext beigesetzt“, sagt Dr. Jens Dolata, stellvertretender Leiter der Landesarchäologie. Darauf deute etwa der Fund von kleinen grünen Knöpfen hin, die typisch für die Kleidung von Soldaten waren. Laut AZ-Recherche war das Fleckfieber von französischen Soldaten eingeschleppt worden, als Napoleons „Grande Armée“ nach der Niederlage in der Völkerschlacht bei Leipzig im Oktober 1813 nach Mainz zurückkam, von wo sie einst ausgezogen war. Durch die Fleckfieber-Epidemie starben rund 17.000 Soldaten sowie 2500 Mainzer.
Viele Skelette sind gut erhalten
Grundsätzlich sei der Fund, der sich im ehemaligen Festungsbereich in Hartenberg-Münchfeld befindet, nicht ungewöhnlich, macht Dolata deutlich. Im Bereich des Südwestrundfunks seien einmal ähnliche Gräber entdeckt worden. Ob es sich auf dem Gelände der Schützengesellschaft um Franzosen oder Deutsche handelt, soll die weitere Untersuchung klären. Die Körper wurden schichtweise und wohl geordnet nebeneinander gelegt. Viele Skelette sind sehr gut erhalten. Einige wurden von der Baggerschaufel zerstört.
Als Gerhard Weitzel, der Vorsitzende der Schützengesellschaft, von dem Fund erfuhr, kontaktierte er sofort die Kriminalpolizei. „Noch an demselben Abend kamen Beamte, um sich die Stelle anzuschauen“, erzählt er. Um auszuschließen, dass es sich bei den Knochen um einen aktuellen Kriminalfall handelt, wurde ein Knochen mitgenommen und zunächst von der Pathologie untersucht. Dort konnte die Liegezeit auf den Beginn des 19. Jahrhunderts datiert werden.
Gebeine werden auf einem Mainzer Friedhof erneut bestattet
Wie lange die Archäologen nun vor Ort sein werden, ist noch unklar. Wenn sie mit ihren Arbeiten fertig sind, werden die Gebeine sehr wahrscheinlich auf einem Mainzer Friedhof erneut bestattet, sagt Dolata und betont: „Schließlich soll die Totenruhe gewährleistet werden.“
Die Baggerarbeiten sind nun zur Straße hin verlagert worden. Der Fahrer gehe nun besonders sorgsam beim Schaufeln vor, versichert Vereinsvorsitzender Weitzel. „Er legt jeden Schaufelinhalt erst mal vor den Bagger, um zu prüfen, ob dort erneut Knochen gefunden wurden.“ Bislang sei das aber nicht der Fall gewesen.
Eigentlich wollte die Schützengesellschaft noch in diesem Jahr das Fundament für den gesamten Neubau auf ihrem Gelände in der Straße Am Fort Gonsenheim 90 gießen lassen. Und zwar aus einem Guss. „Sollte das wegen der Arbeiten der Archäologen nicht möglich sein, muss die Bauleitung entscheiden, was zu tun ist“, sagt Weitzel.