
Die Mainzer Fastnacht eG hat Fragen gestellt – und fünf Kandidaten haben geantwortet.
Mainz. Die Mainzer Fastnacht eG hat die heiße Phase der fünften Jahreszeit genutzt, um die OB-Kandidaten zur Fastnacht, der Finanzierung des Rosenmontagszugs oder den Saalmieten zu befragen. Um eine Antwort vorwegzunehmen: Dass der Jugendmaskenzug unverzichtbarer Bestandteil jeder Kampagne und essentiell wichtig ist, um die Jugend ans Brauchtum heranzuführen, darüber sind sich alle einig. Schriftlich geantwortet haben Marc Engelmann (FDP), Nino Haase (Parteilos), Mareike von Jungenfeld (SPD), Manuela Matz (CDU) und Christian Viering (Grüne). Laut eG haben Martin Malcherek (Linke) und Lukas Haker (DIe Partei) keine Antworten abgegeben.
Marc Engelmann: Für Marc Engelmann ist die Fastnacht „Ausdruck des Mainzer Lebensgefühls“. Zwar ist er in keinem Fastnachtsverein, dennoch verspricht er, für die Anliegen der Narren ein offenes Ohr zu haben. Durch die Fastnacht, insbesondere auch „Mainz bleibt Mainz“ habe Mainz nationale und internationale Beachtung erfahren. Handel, Gastronomie und Hotellerie profitierten von der Fastnacht. „Unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten ist die Fastnacht für Mainz von herausragendem Wert.“ Wenn es um die Finanzierung des Rosenmontagszugs geht, trete er dafür ein, dass die Stadt die Kosten für Sicherheit und Organisation der begleitenden Maßnahmen übernimmt. Zug-Organisation und Inhalte sollten beim MCV bleiben; auch die eG solle stärker eingebunden werden. Auch darüber hinaus solle sich die Stadt stärker finanziell für die Fastnacht engagieren; zudem sollen die Mieten für Bürgerhäuser und Rheingoldhalle für Vereine weiter reduziert werden. Statt Kommerzialisierung setzt er auf Ehrenamtlichkeit der Fastnacht – Ausgaben für professionelle Technikfirmen oder Orchester ausgenommen.
Nino Haase: „Ich habe mich in Mainz verliebt vor allem wegen des fantastischen Brauchtums“, sagt Nino Haase, der seit 2019 Mitglied der Marienborner Brunnebutzer ist. Die Fastnacht stärke die Wirtschaft und das Vereinsleben, vermittele teils von Kindheit an Werte wie Vielfalt und Toleranz. Die Kosten der Fastnacht, insbesondere für die Straßenfastnacht sollten gerechter verteilt werden – entsprechend der Einnahmen aus der Fastnacht. Wobei Vereine der Fernsehsitzung sich beispielsweise stärker an den Motivwagen beteiligen könnten als kleinere Vereine, meint er. Hier brauche es eine gute Kommunikation zwischen Stadt, MCV und Fastnachtsgenossenschaft. Zudem schlägt er vor, das Zugplakettchen zur Pflicht für jeden Teilnehmer der Umzüge zu machen, um einen kleinen Beitrag zu leisten und Teilnahmegebühren zu umgehen. Dass die Fastnacht ehrenamtlich organisiert wird, ist für ihn unumgänglich. Statt einer Kommerzialisierung sollte das Ehrenamt vielmehr durch Vergünstigungen im ÖPNV noch gestärkt werden. Auch die Zusammenarbeit in der eG solle gestärkt werden.
Mareike von Jungenfeld: „Die Fastnacht trägt mit ihrer Tradition ein großes Stück zum bekannten „Mainzgefühl“ bei“, sagt Mareike von Jungenfeld, Gardistin der Garde der Prinzessin. Auch wirtschaftlich sei sie von großer Bedeutung. Die Finanzierung des Rosenmontagszugs durch die Stadt befürworte sie; nach der aktuellen Kampagne müsse man mit allen Beteiligten an einen Tisch, um tragfähige Lösungen zu erarbeiten. Ein dauerhafter Dialog, der neue Entwicklungen und Herausforderungen thematisiert, müsse her. Von der finanziell verbesserten Lage der Stadt müsse auch die Fastnacht profitieren, gerade mit Blick auf die herausragende ehrenamtliche Arbeit, die dort geleistet werde. Die Bürgerhäuser sollten eine neue Preisstruktur erfahren, sodass diese von allen Mainzer Vereinen genutzt werden können. Eine Kommerzialisierung der Fastnacht heißt sie nicht gut; Veränderungen und neue Formate allerdings könnten der zukünftigen Attraktivität der Fastnacht nur guttun.
Manuela Matz: Die Fastnacht sei einer der Gründe, warum sich ihre Familie in Mainz so wohl fühle, sagt Manuela Matz. „Wir leben die Fastnacht in vollen Zügen“, sagt sie. Sie ist bei der Mainzer Ranzengarde, den Hechtsheimer Dragonern, beim MCC, KCK, der Mainzer Kleppergarde und der Fidelia Narrhalla Mitglied. Fastnacht sei eines der Aushängeschilder der Stadt, die nicht nur nach außen strahle, sondern auch der Kitt nach innen sei. Im Falle des Wahlerfolgs wolle sie sich dafür einsetzen, dass die Stadt künftig „einen fairen Beitrag“ zur Finanzierung des Rosenmontagszugs leiste; schließlich trüge die Medienberichterstattung über den Zug zur positiven Imagebildung bei. Eine partnerschaftliche Finanzierung sei ihr Ziel. Ebenso wolle sie die Mieten für Bürgerhäuser so festlegen, dass Stadt und Trägergesellschaften damit keinen Profit erzielten. Kommerzielle Interessen hätten in der Fastnacht – bis auf Anzeigen in Liederheften oder ähnliches – nichts verloren; zu groß sei die Gefahr, dass der besondere Charakter der Tradition verloren gehe.
Christian Viering: Für Christian Viering ist besonders die politisch-literarische Fastnacht wichtig; neben der Wirtschaftskraft, die von der Fastnacht ausgehe. Selbst aktiv ist er nicht: „Als Mitglied von Mainz 05 bin ich in einem sehr besonderen Carnevalsverein“, meint er. Was den Rosenmontagszug betrifft, müsse zu klären sein, wie die Verantwortlichkeiten zwischen Vereinen und Stadt neu aufzuteilen seien und was das für die finanzielle Beteiligung der Stadt bedeute. Dass es in den Bürgerhäusern bereits jetzt einen Rabatt für Vereine gibt, heißt er gut. Dieses Modell solle Vorbild für die Anmietung von Schloss und Rheingoldhalle durch Fastnachtsvereine sein. Eine Kommerzialisierung analog zu Köln mit professionellen Comedians wünscht er sich für Mainz nicht – vielmehr sei es so, dass die Kölner neidvoll auf die bodenständige und hochkarätige Mainzer Fastnachtskultur blickten. Auch wolle er dafür sorgen, dass auch die Menschen an Fastnacht teilhaben, die nicht auf der Sonnenseite des Lebens stehen..