So sieht das Programm von „Mainz bleibt Mainz“ aus

So sieht die "Mainz bleibt Mainz"-Bühne in diesem Jahr aus. Foto: Lukas Görlach

Das Programm für „Mainz bleibt Mainz“ wartet in diesem Jahr mit einem prallen Politikerpaket und neuen Ideen auf. Unter anderem wird der Nachtwächter zum Hygienebeauftragten.

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MAINZ. In der Mainzer Fastnacht werden in anderen Jahren Wetten abgeschlossen, wer es in die Fernsehsitzung schafft – allerdings haben die interessierten Narren da einen Großteil der Vorträge in den Sälen bereits gesehen und sich selbst ein Bild gemacht. Dieses Jahr ist alles anders.

Jetzt lüftet der SWR den Vorhang: Der politisch-literarische Aspekt soll im Fokus stehen, sagt Günther Dudek, zuständiger Hauptabteilungsleiter beim SWR.

Das Protokoll kommt von Erhard Grom: Bei ihm soll die nationale und internationale Politik ihr Fett weg kriegen, wenn er beispielsweise Armin Laschet als „Nasenbär“ mit nicht ganz korrekt getragener Maske zeigt, oder den „blonden Wischmopp“ aus Great Britain aufs Korn nimmt. „Erhard Grom ist trotz der außergewöhnlichen Bedingungen wie immer Kraft und schwungvoll in der Bütt präsent“, sagt Günther Dudek.

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Lars Reichow ist als Anchorman der Fastnachtsthemen dabei – und der schicke dankbar-donnernde „Helaus“ in Richtung der Impfstoff-Entwickler und ziehe genüsslich über Corona-Leugner im In- und Ausland her, kündigt Dudek an, „brandaktuell, hintersinnig witzig und mit Florett und Degen gleichermaßen unterwegs.“

Johannes Bersch bleibt seiner Moguntia treu und zählt somit inzwischen ebenfalls schon zur Stammbesetzung bei „Mainz bleibt Mainz“: Vom Hamstern in Pandemie-Zeiten, über die Querdenker-Szene bis hin zum ehemaligen und neuen US-Präsidenten – nichts entgehe Berschs treffsicheren Pointen. Als „kabarettreif“ bezeichnet Dudek den Vortrag.

Andreas Schmitt wird als Obermessdiener die Bütt zum Beben bringen und dabei gewohnt schonungslos austeilen.

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Adi Guckelsberger schlüpft in neue Rolle

Ein weiterer politischer Programmpunkt macht sehr neugierig: die Krisensitzung im Kanzleramt, bei der es fast wie in einer Talkshow zugeht - mit Florian Sitte als Angela Merkel, Johannes Bersch als Karl Lauterbach und Adi Guckelsberger als Peter Altmaier. Dabei habe speziell der Bundeswirtschaftsminister nichts zu lachen und wenig zu sagen – dafür umso mehr zu futtern. Alle reden fröhlich aneinander vorbei -nur „Mutti“ bleibt entspannt und führt das Regiment. Günther Dudek ist Fan dieses neuen Formats: „Dass Florian Sitte Angela Merkel kann, ist bekannt. Aber der näselnde Karl Lauterbach von Johannes Bersch und der genussfreudige Peter Altmaier von Adi Guckelsberger sind eine echte Entdeckung und sehenswert.“

In der Kokolores-Abteilung sind Jürgen Wiesmann als „Ernst Lustig“ und Uwe Ferger und Dieter Scheffler als „Kall un Kall“ dabei. Die beiden letzteren stammen von den Mombacher Bohnebeiteln – deren SWR-Fernsehsitzung 2021 wegen Corona ausfallen musste. Adi Guckelsberger schlüpft in eine neue Rolle – er ist als “Hygienebeauftragter der Stadt Mainz” unterwegs.

Die Musiksparte gibt dieses Jahr ein Open-Air-Konzert. Vorab waren alle Beiträge im Freien aufgezeichnet worden: Thomas Neger und die Humbas sind dabei, die Mainzer Hofsänger und Thorsten Ranzenberger. 2021 kommen erstmals auch die Moritze (Moritz Jennerich, Moritz Blaschek und Moritz Thielen) zum Zug – mit ihrem aus den Sälen bekannten Song „Meenz am Rhoi“. Der Rhein kommt auch in einem zweiten musikalischen Neuzugang zu Ehren: Sven Hieronymus, Se Bummtschacks und Freunde schaffen mit „So lang de Rhoi noch Wasser hot“ den Sprung in die Wohnzimmer Fernsehdeutschlands.

05-Stadionsprecher Andreas Bockius als Narrhallator

Bis auf etwa 100 Pappkameraden, die Mainzer Narren als Fotos von sich eingereicht haben, gibt es kein Publikum im Schloss. Für Applaus soll trotzdem gesorgt sein – und dafür holt sich der SWR einen Stimmungsexperten auf die Bühne: Andreas Bockius, die eine Hälfte von „DobbelBock“, Teil der „RotRockRapper“ und Stadionsprecher bei Mainz 05, gibt den Narrhallator, steht an den Reglern und fährt in den passenden Momenten die Applausregler hoch und spielt alte, erinnerungswürdige Publikumsmomente ein. Und liefert sich einen Schlagabtausch mit Sitzungspräsident Andreas Schmitt.

Mit der Auswahl der Akteure habe er mit seinem Kollegen Norbert Christ auf bekannte und erfahrene Narren gesetzt – die sich auch in der völlig neuen Situation gut zurechtfinden, sagt Günther Dudek. Ein Duo, mit dem viele ebenfalls gerechnet hatten, fehlt allerdings: Thomas Becker und Frank Brunswig. Er hatte die beiden zwar eingeplant, berichtet Günther Dudek. „Allerdings hat sich hier gezeigt, wie sehr uns die Kampagne fehlt.“ Der Trump-Vortrag, den die beiden vorgesehen hatten, habe ihm von Szenerie und Idee hervorragend gefallen – allerdings hätte dieser idealerweise ein paar Auftritte hinter sich bringen müssen, um sich zu perfektionieren. „Und dazu haben wir in diesem Jahr leider keine Zeit“, bedauert Dudek sehr.

Die Show wird im Schloss vorab aufgezeichnet und am Fastnachtsfreitag um 20.15 Uhr in der ARD ausgestrahlt. Diesen Montag, 8. Februar, startet auf www.mainz-bleibt-mainz.de zudem eine Abstimmung, welches historische Lied gezeigt werden soll: das „Heile Gänsje“ von Ernst Neger, „Gell du hast mich gelle gern“ von Margit Sponheimer oder „Da wackelt de Dom“ von Jean-Arthur Becker. Sollte die Wahl aufs „Heile Gänsje“ fallen, wird es eine auf Corona gedichtete Zusatzstrophe, gesungen von Laura Heinz, geben. Die Strophe stammt von zwei Leserinnen dieser Zeitung.

„Politikerinnen und Politiker müssen sich auf einiges gefasst machen“

Günther Dudek ist ist überzeugt, dass die Sendung auch mit ihrem beachtlichen Alter von 6x11 Jahren topmodern ist – generationenübergreifend, überraschend und auch ein Stückweit interaktiv. Und sie bleibe ihrem Anspruch treu, die Politik ordentlich ins Visier zu nehmen: „Zwar sind keine der sonst anwesenden prominenten Politikerinnen und Politiker dabei, aber selbst wenn diese die Sitzung aus ,sicherer Distanz‘ am heimischen Bildschirm verfolgen, müssen sie sich auf einiges gefasst machen“, sagt Günther Dudek.

„Mainz bleibt Mainz“ wird von Gonsenheimer Carneval-Verein (GCV), Karneval Club Kastel (KCK), Mainzer Carneval Club (MCC)_und Mainzer Carneval-Verein (MCV) ausgerichtet.