OB-Wahl: Braucht Mainz einen neuen Stadtteil?

aus OB-Wahl in Mainz

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2019 stand unter anderem der Bereich zwischen Hechtsheim und Ebersheim zur Debatte, als es um einen möglichen neuen Stadtteil ging.

Bereits 2019 wurde im OB-Wahlkampf darüber heiß diskutiert: Braucht Mainz einen neuen Stadtteil? Und wenn ja, wo sollte der liegen? Das sagen die Kandidaten dazu.

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Mainz. Neu ist diese Diskussion nicht – da reicht schon ein Blick in die jüngere Vergangenheit: 2017 brachte die CDU einen neuen Stadtteil für Mainz ins Spiel. Die Christdemokraten hatten damals die sogenannte „Rheinhöhe” auf der Laubenheimer Höhe im Blick, doch der Gedanke stieß auf Widerstand in den angrenzenden Stadtteilen Laubenheim und Hechtsheim. Im OB-Wahlkampf 2019 präsentierte dann Amtsinhaber Michael Ebling (SPD) den Vorschlag, einen neuen Stadtteil zwischen Hechtsheim und Ebersheim, stadtauswärts links der Rheinhessenstraße, auf den Weg zu bringen. Bis heute ist das Standortproblem nicht gelöst. Derzeit wird ein Gutachten erstellt, das nach Flächen außerhalb der aktuellen Bebauung sucht. Ergebnisse sollen im Frühjahr vorliegen. Unabhängig davon ist ein neuer Stadtteil auch Thema im OB-Wahlkampf – und damit verbunden die Frage, wie und wo wir künftig in Mainz leben wollen. Wir haben die sieben Kandidaten gefragt, wie sie dazu stehen.

Marc Engelmann (FDP)

Marc Engelmann ist der Kandidat der FDP bei der Mainzer OB-Wahl.
Marc Engelmann ist der Kandidat der FDP bei der Mainzer OB-Wahl. (© Sascha Kopp)

„Ich stehe einem neuen Stadtteil grundsätzlich nicht skeptisch gegenüber, aber es gibt auch noch reichlich Lücken, die man erst angehen könnte. Was bei einem neuen Stadtteil wichtig wäre: Er müsste infrastrukturell gut angebunden sein. Satellitenstadtteile wie Ebersheim, die nur über eine zweispurige Straße angebunden sind, führen nur zu Verkehrsinfarkten. Das kann man sich auf der Rheinhessenstraße oder Kurmainzstraße jeden Morgen angucken. So Stadtteile anzubinden, ist auf jeden Fall nicht empfehlenswert. Ob es ein komplett neuer Stadtteil wird, ob man vorhandene Stadtteile zusammenführt oder erweitert – das ist am Ende eine Frage des Effekts. Ins Unreine gesprochen: Zwischen Ebersheim und Hechtsheim, wo sich Möbel Martin befindet, wäre aus meiner Sicht aber durchaus noch Platz. Dann müsste man aber auch gleich das Problem mit der Rheinhessenstraße auflösen, also diese ausbauen. Und den ÖPNV in dem Bereich attraktivieren.”

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Nino Haase (parteilos)

OB-Kandidat Nino Haase kandidiert als unabhängiger OB-Kandidat.
OB-Kandidat Nino Haase kandidiert als unabhängiger OB-Kandidat. (© Sascha Kopp)

„Ja, denn Mainz wächst seit Jahren und platzt aus allen Nähten. Die „Nachverdichtung“ stößt flächenmäßig an ihre Grenzen, die Prüfungen der Varianten Ebersheim und Layenhof liegen unverständlicherweise auf Eis. Aber: Gerade weil Mainz schon eine sehr hohe Bevölkerungsdichte hat, müssen wir besonders sparsam mit unseren Flächen umgehen und für Grünflächen und Frischluft sorgen. Für das Wo braucht Mainz ein Gesamtkonzept: Entwickeln wir Mainz endlich mit Strategie – statt uns kleinteilig zu verzetteln! Für ein weitsichtiges Stadtentwicklungskonzept möchte ich unsere engagierte Verwaltung personell und digital besser aufstellen und unsere interessierte Bürgerschaft beteiligen. Nur so wächst Mainz nachhaltig und sozial.”

Lukas Haker (Die Partei)

Lukas Haker tritt für "Die Partei" bei der Mainzer OB-Wahl an.
Lukas Haker tritt für "Die Partei" bei der Mainzer OB-Wahl an. (© Sascha Kopp)

„Nein, Mainz braucht nicht einen neuen Stadtteil, sondern Mainz braucht drei alte zurück. Die Wiesbadener Vororte Mainz-Kastel, Mainz-Kostheim und Mainz-Amöneburg müssen wieder an die Gutenbergstadt Mainz angegliedert werden. Dies würde alle Bewohner von den Vororten und von Mainz glücklich machen und wäre zudem ein Booster für die Wirtschaft.”

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Mareike von Jungenfeld (SPD)

Mareike von Jungenfeld tritt für die SPD bei der Mainzer OB-Wahl an.
Mareike von Jungenfeld tritt für die SPD bei der Mainzer OB-Wahl an. (© Sascha Kopp)

„Mainz braucht in den kommenden Jahren weiterhin zusätzlichen Wohnraum, um die aktuellen und zukünftigen Bedarfe abbilden zu können. Mein Fokus liegt dabei insbesondere auf der Schaffung von bezahlbarem Wohnraum auch für Menschen mit kleinem und mittlerem Einkommen. Mit Blick auf klimatologische Aspekte und den Flächenbedarf bei der Entwicklung des Biotechnologie-Clusters am Europakreisel plädiere ich für eine Erweiterung der bestehenden Siedlungsgrenzen, wo dies sinnvoll und möglich ist. Einen neuen Stadtteil auf der grünen Wiese sehe ich dagegen derzeit nicht.”

Martin Malcherek (Die Linke)

Martin Malcherek kandidiert für die Linke.
Martin Malcherek kandidiert für die Linke. (© Archivfoto: Sascha Kopp)

„Mainz braucht mehr Wohnungen und ein Ende der eskalierenden Mietpreisspirale. Dazu gehört, Wohnraum zu schaffen. Dass es in Mainz keinen Masterplan Wohnen gibt, ist auf das Versagen der Verwaltung zurückzuführen. Die Stadt muss im großen Stil kaufen, die Wohnbau entwickeln. Wir müssen die Potentiale der einzelnen Stadtteile für Bauvorhaben ausloten und dann abwägen, ob ein neuer Stadtteil günstiger ist. Auf jeden Fall müssen die sozialen und ökologischen Belange von Anfang an mitgedacht werden: Möglichst viel günstiger Wohnraum bei möglichst geringer Flächenversiegelung. Das geht nur, wenn wir Hochhäuser bauen. Wir brauchen mehr Grün, also keine Tiefgaragen und Stellplätze, sondern vernünftigen ÖPNV und das 9-Euro-Ticket.”

Manuela Matz (CDU)

Manuela Matz ist OB-Kandidatin der CDU.
Manuela Matz ist OB-Kandidatin der CDU. (© Sascha Kopp)

„Wir brauchen in jedem Fall mehr neue Wohngebiete. Mainz muss wachsen. Ob dafür ein neuer Stadtteil geschaffen werden muss, halte ich für fraglich. Er würde auf Flächen entstehen, die aus bestehenden Stadtteilen herausgelöst werden müssten. Das wäre nicht unkompliziert. Ich bevorzuge eher ein organisches Wachstum an den Ortsrändern. Es gibt in vielen südlichen und westlichen Stadtteilen durchaus noch Flächenpotenziale. Ob in Hechtsheim, Ebersheim, Bretzenheim, Gonsenheim, Marienborn oder auf dem Lerchenberg. Wichtig ist aber auch der Wohnformenmix. Geschosswohnungsbau ist wichtig, weil die Nachfrage nach Wohnraum groß ist. Wir müssen aber darauf achten, dass das Neubauangebot auch künftig Wohn- und Reihenhäuser mit eigenem Garten umfasst. Wir wollen ein attraktiver Wirtschaftsstandort sein, Arbeitskräfte binden. Dafür braucht es einen Wohnformenmix. Auch unter ökologischen Gesichtspunkten macht es Sinn, wenn Menschen, die hier arbeiten, auch in der Nähe wohnen.“

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Christian Viering (Grüne)

Christian Viering kandidiert für die Grünen bei der OB-Wahl in Mainz.
Christian Viering kandidiert für die Grünen bei der OB-Wahl in Mainz. (© Lukas Görlach)

„Nein. Wir müssen mit den Flächen, die wir haben, sehr sorgsam umgehen. Sowohl innerhalb der Stadt als auch außerhalb. Ich möchte die finanzielle Situation nutzen, um Grundstücke und Wohnimmobilien zu erwerben und in den Bestand der Wohnbau zu übernehmen. Die Stadt muss eine größere Rolle auf dem Wohnungsmarkt spielen. Wenn wir das Ziel der Klimaneutralität bis 2035 erreichen wollen, müssen jährlich 4 Prozent des Gebäudebestands saniert werden. Dabei sollte direkt geprüft werden, wo eine Aufstockung möglich ist. Ich sehe noch einzelne Entwicklungsmöglichkeiten innerhalb der Stadt, aber irgendwann stoßen wir an die Grenzen des Wachstums. Wenn alle Frischluftschneisen zugebaut werden, wird es in heißen Sommern unmöglich sein, sich in der Altstadt aufzuhalten.”