Rundgang durch neues Mainzer Leibniz-Zentrum für Archäologie

Blick in eine der Restaurierungs- und Konservierungswerkstätten
© Tim Würz

Am Freitag wird das neue Mainzer Leibniz-Zentrum für Archäologie an der Neutorstraße eröffnet. Was erwartet die Besucher in dem 60 Millionen Euro teuren „LEIZA”?

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Mainz. In leuchtendem Rot flattern die Banner mit dem neuen Buchstaben-Logo „LEIZA” im Märzwind. Das Leibniz-Zentrum für Archäologie an der Neutorstraße ist gerüstet für die feierliche Eröffnung an diesem Freitag. Bereits am Montag laden LEIZA-Generaldirektorin Alexandra Busch und Wissenschaftsminister Clemens Hoch eine beachtliche Anzahl an Medienvertretern zu einer Führung mit markanten Ankerpunkten durch den 60 Millionen Euro teuren hochmodernen Wissenschafts- und Ausstellungskomplex.

Generaldirektorin Alexandra Busch und Wissenschaftsminister Clemens Hoch im Präsentationsraum der RGZM-Geschichte
Generaldirektorin Alexandra Busch und Wissenschaftsminister Clemens Hoch im Präsentationsraum der RGZM-Geschichte
© Tim Würz

An Eingang unterstreicht ein Poster die große Relevanz der archäologischen Forschungseinrichtung für die Gegenwart. „Was war – ist. Wir erforschen das Wesen des Menschen seit 170 Jahren”. Mit der Gründung des Römisch-Germanischen Zentralmuseums 1852 im Schloss begann der Aufbau einer archäologischen Sammlung mit Kopien, die kulturvergleichende Studien ermöglichte. Die Geschichte des RGZM, die das LEIZA unter neuem Namen mit erweitertem Forschungsansatz weiterführt, dokumentiert ein eigener Präsentationsraum im Erdgeschoss. Mittlerweile beherbergt das Leibniz-Zentrum 220 000 Objekte, jeweils zur Hälfte Kopien und Originale. In einer großflächigen Vitrine sind auf einer Zeitleiste die entscheidenden Entwicklungsschritte in 2,6 Millionen Jahre Menschheitsgeschichte bis ins Hochmittelalter dokumentiert. Ein Medienboard liefert über einen Touchscreen Informationen zu den Exponaten.

Computertomograf im Keller

Ein Wissenschaftler erklärt die Aufnahmen des Computertomografen.
Ein Wissenschaftler erklärt die Aufnahmen des Computertomografen.
© Tim Würz
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Erstmals kann man nun einen Blick auf den Hochleistungs-3 D-Computertomografen der Hürther Firma Waygate Technologies im Keller werfen. Die tonnenschwere Granitplatte, auf der die Apparatur ruht, wurde aus Transportgründen bereits während des Rohbaus platziert. Der 1,3 Millionen teure Computertomograf kann über zwei Röntgenröhren mit 450, beziehungsweise 300 Kilowatt Leistung auch sehr große Objekte bis 2,5 Meter Höhe mit 1000 Aufnahmen pro Scan detailliert in dreidimensionale Bilder auffächern.

3 D-Computertomograf im Keller.
3 D-Computertomograf im Keller.
© Tim Würz

Im Untergeschoss befinden sich auch sechs unterschiedlich große Depoträume für die Originale und Kopien der Sammlung, die in Spezialkartons verpackt in hunderten Rollregalen lagern. Bereits vor dem Umzug aus dem Schloss sind die Exponate gesäubert, inventarisiert und digitalisiert worden. Insgesamt fasst das LEIZA 1055 Quadratmeter Depotfläche.

Die große Treppe im Foyer leitet zum Ausstellungsflügel.
Die große Treppe im Foyer leitet zum Ausstellungsflügel.
© Tim Würz
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Dauerausstellung öffnet Ende 2024

Weit mehr Platz steht der künftigen Dauerausstellung zur Verfügung, die sich im Museumsflügel über zwei Etagen erstreckt. Unter dem übergeordnete Thema „Zusammenleben in Gemeinschaften” werden zirka 1500 Objekte davon erzählen, wie sich ab 12.000 v.. Chr. Gemeinschaften herausgebildet haben, welcher „soziale Kitt” diese zusammengehalten hat, wie sie mit Gewalt umgingen oder welche materiellen und immateriellen Werte wichtig waren. Bewegung komme in die Dauerausstellung über analoge und digitale Mitmachangebote, über die die Besucher selbst zum Handeln aufgefordert werden, sagt Alexandra Busch. Mit der Eröffnung der Dauerausstellung rechnet die Generaldirektorin Ende 2024.

Im künftigen Museumstrakt sind bereits einige Objekte zwischengelagert
Im künftigen Museumstrakt sind bereits einige Objekte zwischengelagert
© Tim Würz

Längst eingerichtet ist hingegen die archäologische Forschungsbibliothek, eine der besten Spezialbibliotheken in ganz Europa. In den Fahrregalanlagen finden sich Bücher und Publikationen auf einer Gesamtstrecke von neun Kilometern, die alle für Forscherinnen und Forschern, denen 70 Arbeitsplätze zur Verfügung stehen, frei zugänglich sind.

Den Schlusspunkt des Rundgangs setzen LEIZAs Herzkammern – die zirka zwanzig Labore sowie Restaurierungs- und Konservierungswerkstätten. In einer thront bereits die Nachbildung eines kaukasischen Trinkhorns in Form eines Pegasus aus dem 4. Jahrhundert v. Chr. aus vergoldetem Silber neben der Nachbildung einer Goldkette aus Isenbüttel auf dem Kopier-Tisch.

Eines der bedeutendsten Forschungs-Flaggschiffe des Landes hat Fahrt aufgenommen.