Mit Bannern und Warnwesten bahnten sich die Klimaaktivisten am Mittwochnachmittag den Weg durch die Innenstadt. Diesmal ganz ohne Sitzblockade, der Verkehr stockte trotzdem.
Mainz. Mit einem Protestmarsch durch die Mainzer Innenstadt haben Aktivisten der „Letzte Generation“ am Mittwochnachmittag für Klimaschutz und „ein sozial-gerechtes Ende des fossilen Zeitalters“ demonstriert. Zu außergewöhnlichen Vorkommnissen kam es am Rande der insgesamt rund zwei Stunden dauernden Aktion nicht.
Die „Letzte Generation“ hatte im Vorfeld unter anderem im Internet zu der bei den Behörden zunächst bewusst nicht angemeldeten Aktion aufgerufen. Ab 16 Uhr versammelten sich rund 110 Demoteilnehmer auf dem Vorplatz der Christuskirche in der Kaiserstraße. Einige trugen orangefarbene Warnwesten, andere hatten Banner und Fahnen bei sich. Das Teilnehmerfeld war sehr heterogen, bestand aus Menschen unterschiedlichsten Alters. Am Rande der Menschentraube, die sich im Schatten der großen Bäume auf der Freifläche vor der Kirche bildete, beobachteten Polizisten und Mitarbeiter des städtischen Ordnungsamtes die Situation.
Zunächst hielten die Organisatoren eine kurze Ansprache, erklärten den Anwesenden, was genau sie vorhatten. Ziel sei ein friedlicher und effektiver Protest mit einem Aufzug rund um das Bleichenviertel, wandte sich ein Aktivist an seine Mitstreiter. Mit einem Aufzug in gemächlichem Tempo wolle man den Verkehrsfluss vorübergehend ausbremsen, so der Mann in der orangefarbenen Weste. Keine Sitzblockade, kein Festkleben. Der Protest sei friedlich, aber entschlossen. Man wolle widerständig sein, zeigen, dass man nicht einverstanden sei mit Bundesregierung und Bundespolitik.
Dann gab der Mann in der Weste die Route des Protestmarsches bekannt. Wiederholt rief er zu friedlichem und deeskalierendem Verhalten auf. Währenddessen stimmte sich einer seiner Mitstreiter mit Mitarbeitern der städtischen Versammlungsbehörde und der Polizei ab. Die Versammlungsbehörde genehmigte den Aufzug schließlich als Spontanversammlung.
Letztlich habe man sich über Route sowie weitere Details verständigen können, berichtet Heiko Arnd, Leiter der Polizeidirektion Mainz und Einsatzleiter, im Gespräch mit dieser Zeitung. „Sodass wir uns ein Stück weit darauf einstellen konnten“, so Arnd. Unter anderem sollten die Protestler nur auf den Spuren in eine Fahrtrichtung gehen, sodass der Verkehr in entgegengesetzter Richtung weiter fließen konnte. Zudem kündigten die Veranstalter an, dass der Demozug nur rund eine Stunde dauern werde. Gegen 16.30 Uhr machte sich das Feld, wie angekündigt, langsamen Schrittes auf den Weg; eskortiert von der Polizei.
Aktivisten verteilten Flyer an Passanten. Es kam immer wieder zu kurzen Gesprächen. Kritische und lobende Worte. Doch die Stimmung blieb ruhig. Keine Spur von hitzigen Wortgefechten und Beleidigungen durch aufgebrachte Passanten – wie seinerzeit mehrfach am Rande von Blockadeaktionen. Der Aufzug sorgte zwar für Aufsehen, mündete aber in keinem Aufruhr. Über Bauhofstraße, Große Bleiche und Gärtnergasse ging es schließlich wieder zurück auf die Kaiserstraße. Kurz vor der Kreuzung zur Bauhofstraße stoppte das Feld. Auf der Straße fand eine kurze Abschlusskundgebung statt. Gegen 17.45 Uhr war die Protestaktion beendet.
Ab 18 Uhr setzte sich am Hauptbahnhof ein weiterer Demozug in Bewegung. An dem Solidaritätsaufzug durch die Mainzer Innenstadt für Lina E. und weitere Mitglieder der linken Szene, die wegen Angriffen auf Rechtsextreme in Dresden zu Haftstrafen verurteilt wurden, beteiligten sich rund 90 Personen.