„popCHORN“ bei Mainzer Jubiläumskonzert furios und mitreißend

Gelungenes Poesie-Experiment: Auftritt von „PopCHORn“ in der Mainzer Rheingoldhalle. Foto: hbz/Kristina Schäfer
© hbz/Kristina Schäfer

Der Pop- und Gospelchor feierte sein 25-Jähriges mit einem Konzert in der Rheingoldhalle. „PopCHORn trifft – Poesie“ war das Motto und das Ergebnis war einmal mehr mitreißend.

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MAINZ. Minutenlang steht das mit Beifall begrüßte PopCHORn-Ensemble auf der Bühne des Gutenberg-Saals der Rheingoldhalle. Chorleiter Ha-Jo Schöne nimmt sich Zeit, wartet darauf, dass die abgesprochene Lichttechnik nach seinen Vorstellungen funktioniert. Und dann setzt er ein, der seit einem Vierteljahrhundert umjubelte Pop- und Gospelchor aus Klein-Winternheim. Furios, mitreißend, ganz neu aufgestellt in seiner vokalen Thematik. Macht aus dem Eingangssong „The greatest show“ gleich den roten Faden des Abends, der tiefstapelnd als „Experiment“ bezeichnet wird.

Ein Experiment freilich nicht etwa, was Stimm- und Strahlkraft der mehr als hundert Sängerinnen und Sänger betreffen würde, sondern ausschließlich die Thematik. „PopCHORn trifft – Poesie“ heißt es an diesem Abend beim dritten Benefizkonzert des außergewöhnlichen Chores zugunsten der Stiftung Tumorforschung Kopf-Hals. Deren Vertreter, Professor Reinhard Urban, verweist sich bedankend auf die Wichtigkeit gerade dieses Forschungszweigs. Das eigentliche „Experiment“ erscheint ganz in Rot. Passend zu den Chorfarben Schwarz und Rot: Schauspielerin („Hinter Gittern“) und Sängerin Katy Karrenbauer. Die gemeinsamen Proben haben in ihr die Überzeugung wachsen lassen: „Ein toller Chor“.

Ihre Poesie erwächst aus den mit großer Empathie gelesenen Übersetzungen der Songtexte. Und wenn sie die exzellente Begleitband auffordert „Lasst es knacken“, dann weiß sie, dass sie damit das Startzeichen gibt für eine erprobte Formation, der sich diesmal akzentsetzend mit Chormitglied Miriam Römheld eine einfühlsame Querflötistin hinzugesellt hat.

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Ebenso überraschend wie grandios lässt der Chor es zur Pause handgemacht „regnen“. Passend zum Ohrwurm „Africa“, mit dem die US-Rockband „Toto“ 1982 Musikgeschichte schrieb. Ha-Jo Schöne hat sich dieser und weiterer Meilensteine der Popularmusik bedient, um ein gesungenes Brillantfeuerwerk zünden zu können, das bei „Music“ (John Miles, 1976) in Andreas Stegemann einen besonders einfühlsamen Interpreten gefunden hat. Chorleiter Schöne ist es einmal mehr glänzend gelungen, Originalversionen ausgewählter Titel passgenau für seine „Popchörner“ umzuschreiben, ohne dass sie ihre ursprüngliche Aussage verloren hätten.

Und während Katy Karrenbauer immer gelöster wird, lässt des Dirigenten Ehefrau Silke staunen. Ihr im Duett mit Carlos Oliveira gesungenes „You raise me up“ gehört zu den eindrucksvollsten Beiträgen des Abends.

Ha-Jo Schönes Moderation ist spritzig-humoristisch. Aber wenn er die Besucher des Abends zum Reigentanz auf dem Jockel-Fuchs-Platz animiert, ist schon fast das von stehendem Beifall begleitete Ende des Programms gekommen – wäre da nicht noch das augenzwinkernd gemeinsam gesungene „Last Christmas“. Weihnachten kommt (wieder mit PopCHORn) ganz bestimmt ...