OB-Kandidaten im Verhör der Mainzer IGS-Schüler

aus OB-Wahl in Mainz

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Die OB-Kandidaten werden von Schülern der Politik AG befragt.

Lieblingsfach, Tipps gegen Nervosität, Kaffeekonsum: Bei der Podiumsdiskussion in der IGS Hechtsheim müssen die OB-Kandidaten auch außergewöhnliche Fragen beantworten.

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Mainz. So müssen sich Popstars fühlen. „Da ist Nino Haase!”, ruft ein Fünftklässler laut, als der parteilose Kandidat mit Ehefrau Mandy die Mensa der IGS Auguste Cornelius Mainz-Hechtsheim betritt. „Und Manuela Matz”, lautet der nächste Ruf des Schülers, als die CDU-Kandidatin zur Tür hereinkommt. Für viele der rund 160 Schüler ist es das erste Mal, dass sie die Menschen sehen, die hinter den vielen in der Stadt hängenden Wahlplakaten stecken. Das führt bei einigen zu Aufregung. Im Anschluss der von der Politik AG der IGS durchgeführten Podiumsdiskussion spielen sich dann tumultartige Szenen ab. Die Schüler wollen Selfies, wenn möglich von allen Kandidaten. Auch Autogramme sind gefragt. Bei welcher Veranstaltung gab es schon einmal so viel Zuspruch?

Mareike von Jungenfeld und Martin Malcherek bei der Podiumsdiskussion der IGS.
Mareike von Jungenfeld und Martin Malcherek bei der Podiumsdiskussion der IGS. (© Sascha Kopp)

Wählen dürfen die allermeisten IGS-Schüler am 12. Februar nicht, dafür sind sie noch zu jung. Trotzdem wurden die Kandidaten eingeladen. „Die Kinder können hier gelebte Demokratie sehen”, sagt Schulleiterin Rosetta Scianna. Deutsch- und Sozialkunde-Lehrerin Anna Schönherr hatte mit ihrer Politik AG Fragen zu verschiedenen Themengebieten vorbereitet, die von den Moderatoren Ella Schlotmann, Amira Mataouk und Ayman Yamado vorgetragen werden. Abseits der von anderen Podien bekannten ÖPNV- und Wohnraum-Thematik geht es an der IGS auch um Persönliches.

Bei der Frage nach den Lieblingsfächern zeigt sich ein differenziertes Bild der Kandidaten. Mareike von Jungenfeld (SPD) nennt Sozialkunde und Sport, Nino Haase Sport und Naturwissenschaften, Manuela Matz konnte sich früher für die Fächer Geschichte und Kunst begeistern, Martin Malcherek (Die Linke) vor allem für Musik. Marc Engelmann (FDP) hatte ebenfalls Spaß an Sport, aber auch an seinen Leistungskursen Mathe und Physik. Der FDP-Kandidat hat seine einjährige Tochter Leni mit aufs Podium gebracht, was vor allem dazu führt, dass seine Sitznachbarin Manuela Matz tatkräftig bei der Kinderbetreuung unterstützt.

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Im Gegensatz zur einjährigen Leni sind die IGS-Schüler zum Teil etwas kritischer gegenüber der CDU-Kandidatin eingestellt, was vor allem an deren Verbindung zum Thema Winterhafen liegt. „Wenn man an den Winterhafen zieht, weiß man doch, dass es da lauter werden kann. Wenn ich meine Ruhe haben will, muss ich in den Vorort ziehen”, sagt ein Schüler im Publikum an die Wirtschafts- und Ordnungsdezernentin gewandt. Viele ältere Menschen aus dem Umland seien zurück in die Stadt gezogen, sagte Matz. „Am Winterhafen stand ein Bierpong-Tisch neben dem anderen. Das war Ballermann und hatte nichts mehr mit normalem Aufhalten zu tun. Die Anwohner haben ein Recht darauf, schlafen zu können”, so die CDU-Kandidatin.

Steinbruch soll auch Platz für Jugendliche werden

Und da alle städtischen Maßnahmen nicht gegriffen hätten, sei man zum Lautsprecherverbot übergegangen. Das habe gut funktioniert, auch der Müll sei weniger geworden seitdem. Ihrer Meinung nach sollen Jugendliche sich in Zukunft aber auch am Steinbruch aufhalten können, den sie zu einem Baggersee mit Biketrail und Kiosk umfunktionieren möchte.

Frischer Wind auf dem Podium: OB-Kandidat Marc Engelmann (Mitte) hatte in der IGS Tochter Leni mit dabei. Daran hatten auch die Sitznachbarn Manuela Matz und Nino Haase ihre Freude.
Frischer Wind auf dem Podium: OB-Kandidat Marc Engelmann (Mitte) hatte in der IGS Tochter Leni mit dabei. Daran hatten auch die Sitznachbarn Manuela Matz und Nino Haase ihre Freude. (© Sascha Kopp)
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Martin Malcherek hält Verbote indes für eine schlechte Idee. „Die Stadt braucht die Nerven, das auszuhalten.” Es müsse auch in Mainz Orte wie den Wiesbadener Schlachthof geben. Auch Nino Haase fordert die Erlaubnis für Musik am Winterhafen. In seiner Heimatstadt habe es zudem freie Angebote gegeben, um abends in die Sporthallen zu gehen. Dafür benötige man auch in Mainz mehr Hallen. Mareike von Jungenfeld nennt als Freiraum für Jugendliche das Allianzhaus. Dort schwebt ihr eine autofreie Zone vor. Marc Engelmann nennt ebenfalls den Steinbruch. Dort würde er gerne Möglichkeiten zum Wassersport schaffen.

Ob sie Tipps gegen Nervosität hätten, werden die Kandidaten außerdem gefragt. „Wir haben so viele Podiumsdiskussionen”, sagt Mareike von Jungenfeld. „Vorher innehalten, durchatmen, mit guter Laune drangehen.” Und Martin Malcherek empfiehlt, „sich auf das zu konzentrieren, was man kann”. Und wie sieht es mit dem Koffeinkonsum während des Wahlkampfs aus? „Zwei bis drei Tassen am Morgen”, sagt Manuela Matz, die sich als Koffein-Junkie bezeichnet. Nino Haase hat mittlerweile den „Geheimtipp” Grünen Tee für sich entdeckt, erzählt er.

Einige Fragen vor allem der jüngeren Schüler sind dann auch einfach sehr direkt. „Frau Mareike, können Sie nicht mehr Häuser mit mehr Zimmern bauen?”, fragt eine Fünftklässlerin. Ihr Ziel sei, Mainz zur familienfreundlichsten Stadt zu machen mit 9000 Wohnungen in acht Jahren. Darunter natürlich Wohnungen, in denen auch Familien Platz hätten. Es ist auffällig, dass alle Kandidaten die Antworten geben, die sie auf anderen Podien und in Interviews auch gegeben haben. Dass vor ihnen zum Teil zehnjährige Kinder sitzen, die noch nie einen Politiker gesehen oder gehört haben, ist den Antworten nicht anzumerken. Der Selfie-Nachfrage nach der Diskussion tut das jedoch keinen Abbruch.