Nachdem eine Gruppe junger Männer einen Polizisten auf einer Halloween-Party in Mainz schwer verletzt hatte, laufen die Ermittlungen gegen die vier Hauptverdächtigen auf...
MAINZ. Nach dem schweren Angriff auf einen 32-jährigen Zivilpolizisten am Rande einer Halloween-Party an der Pyramide in Hechtsheim in der Nacht auf Freitag, ist der Beamte auf dem Weg der Besserung. „Es geht ihm den Umständen entsprechend gut. Er ist positiv gestimmt, das ist jetzt erstmal das Wichtigste“, sagt Polizeisprecher Rinaldo Roberto.
Der verletzte Georg C. selbst lässt sich am Sonntag vom Krankenbett aus zitieren: „Die riesige Anteilnahme aus der Bevölkerung und von Kollegen aus dem ganzen Bundesgebiet ist überwältigend.“ Er brauche noch einige Zeit, um wieder fit zu werden, wolle sich aber schon jetzt für die Genesungswünsche bedanken, so C. Aktuell wird er noch stationär behandelt. „Mittlerweile steht aber fest, dass keine Verletzung der Halswirbelsäule vorliegt“, so Roberto. Nach derzeitigem Stand erlitt der Beamte eine schwere Gehirnerschütterung sowie mehrere Prellungen und Platzwunden an Kopf und Körper.
Den ganzen Abend über aggressive Grundstimmung
In der Nacht auf Freitag vergangener Woche war C. nach einem massiven Angriff mit dem Rettungswagen ins Krankenhaus eingeliefert worden. Es habe schon den gesamten Abend rund um die Halloween-Party in der Pyramide eine gewisse Grundaggressivität in der Luft gelegen, sagt Polizeisprecher Roberto. Streifenwagen seien mehrfach wegen verschiedener Delikte gerufen worden, wegen Körperverletzung oder Raub beispielsweise. Um auf weitere Zwischenfälle reagieren zu können, positionierten sich der 32-jährige Beamte und seine Kollegin schließlich im Laufe der Nacht als Zivilstreife im Umfeld des Gebäudes. Als die Situation gegen 2 Uhr erneut eskalierte, griffen die beiden Polizisten von der Lerchenberger Dienststelle ein. Im Foyer der Pyramide war eine zehnköpfige Gruppe mit Sicherheitspersonal des Veranstalters in Streit geraten. Es wurden auch Möbelstücke geworfen. Die Polizisten erteilten Platzverweise.
Diese wollten einige Beteiligte aber nicht akzeptieren: Vor der Pyramide umzingelten sie die Beamten und griffen den 32-Jährigen an. Er setzte noch Pfefferspray ein. Doch die Täter schlugen ihm mehrfach ins Gesicht. Als der Polizist am Boden lag, trat ihm einer gezielt gegen den Kopf. Der Beamte verlor das Bewusstsein. Die Täter flohen, wurden aber kurz darauf im Umfeld gefasst. Bereits wenige Stunden nach der Tat wurde eine über 20-köpfige Ermittlungsgruppe eingesetzt. Geleitet wird sie vom für Kapitalverbrechen zuständigen Kommissariat 11 der Mainzer Kriminaldirektion. Am Freitagmorgen sicherten Spezialisten am Tatort und in der Umgebung Spuren. Zudem werteten sie Aufnahmen von Überwachungskameras benachbarter Unternehmen aus.
„Solche Taten sind nicht hinnehmbar“
Nach Zeugenbefragungen erhärtete sich im Laufe des Samstags der Verdacht gegen einen 16-Jährigen aus Mainz-Bretzenheim sowie drei 21, 22 und 24 Jahre alte Männer aus Wiesbaden-Dotzheim. Sie sollen teils polizeibekannt sein, unter anderem wegen Drogen- und Körperverletzungsdelikten. Wegen des dringenden Tatverdachts erwirkte die Staatsanwaltschaft entsprechende Beschlüsse und durchsuchte noch am frühen Samstagabend die Wohnräume der Verdächtigen. Dabei wurden Tatbekleidung und Mobiltelefone sichergestellt. Insbesondere Nachrichtenverläufe können für die Ermittler interessant sein, etwa Aufschlüsse zur Zusammensetzung der Gruppe liefern. Drei der Männer wurden noch am Samstag als Beschuldigte vernommen. Die Wohnräume des vierten Verdächtigen wurden ebenfalls durchsucht. Er war nicht zu Hause, soll aber noch vernommen werden. Gegen die Männer wird wegen des Verdachts der gefährlichen Körperverletzung, Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte und dem 2018 eingeführten Tatbestand des tätlichen Angriffs gegen Einsatzkräfte ermittelt. Das Strafmaß bei gefährlicher Körperverletzung reicht von sechs Monaten bis zu zehn Jahren.
Am Sonntag meldete sich der rheinland-pfälzische Innenminister Roger Lewentz (SPD) zu Wort: „Solche Taten gegenüber unseren Einsatzkräften sind nicht hinnehmbar. Menschen, die sich rund um die Uhr für die Sicherheit in unserem Land einsetzen, gebührt unser allergrößter Respekt.“ Die große Anteilnahme zeige jedoch, wie viele Bürger hinter der Polizei stünden. Seit Jahren bewege sich die Anzahl der Übergriffe auf Einsatzkräfte auf einem konstant hohen Niveau, so Polizeisprecher Roberto. Im Jahr 2018 kam es alleine im Bereich des Polizeipräsidiums (PP) Mainz, der sich von Bad Kreuznach bis Worms erstreckt, zu 428 Übergriffen auf Polizisten. Häufig wurden bei einem Fall mehrere Anzeigen geschrieben, konkret 306 wegen Beleidigung, 181 wegen Widerstands und 111 wegen Körperverletzung, darunter fünf gefährliche.