Das Musical „Moggelguntia“ ist ein bunter, humorvoller Parforceritt durch 2000 Jahre Mainzer Geschichte – das fand auch das begeisterte Premieren-Publikum.
MAINZ. Da hat jemand aufgepasst im Heimatunterricht. Das Wissen in die Geschichte der fiktiven Stadt Moggelguntia verpackt, ein paar Namen etwas abgeändert und das Ganze in Musik gekleidet – so ist daraus ein Parforceritt durch 2000 Jahre Mainzer Geschichte entstanden.
Ausgedacht hat sich das alles Sebastian W. Wagner, Ensemble-Mitglied und Kopf des Vereins „Showbühne Musicals e.V.“ Weil die Bühne nach ihrem Auszug aus der langjährigen Spielstätte an der Großen Bleiche vor zwei Jahren immer noch heimatlos ist, wird das Stück an fünf Terminen an drei verschiedenen Orten gezeigt. Am Wochenende wurde die Premiere des neuen Musicals „Moggelguntia“ im Frankfurter Hof vom Publikum frenetisch gefeiert.
Schirmherrin und Kulturdezernentin Marianne Grosse sprach von einem „weiteren Geniestreich der Showbühne“ und versprach, „wir werden alle schlauer wieder heimgehen“. Zumindest aber irritiert-amüsiert werden viele am Ende gewesen sein.
Trockene Geschichte lebendig gemacht. Klamauk, ein wenig Fastnachtsatmosphäre – von allem ist etwas dabei bei dem Bühnenspektakel unter der musikalischen Leitung von Gerd Greis. Regisseur, Musikschreiber und Autor Wagner steht mit auf der Bühne, als Erzähler, als „Heldrusius“ vor allem, aber er schlüpft auch in die Rolle mancher Eroberer und Revolutionäre von und in Moggelguntia.
Die Geschichte kurz umrissen: Erst geht es vom „Bumm“ bis zum Menschlein, dieser verehrt Gott Mogglon, der dem Raxlifax (Patrick Twinem) elf Gebote diktiert. Die Bewohner Moggelguntias leben bei Wacker, Wedel und Weinum ein gemütliches Leben am Rhein, zwischenzeitlich kommen die Legionellen, die Gallonen, Frankonen und Sachselonen vorbei, ein „Döm“ wird gebaut und der „Buchdrück“ mit beweglichen Blättern erfunden. Kurfürst Lothar Franz und Gustavse Adolfse sowie Nonpolon Bonbon treten kurz in die Geschichte ein, dann soll Moggelguntia an die Hesslichen von der Ebsch-Seit verschachert werden. Es folgen: Revolution und die Moral von der Geschicht – die hier nicht verraten wird. Der Zuschauer wartet ständig gespannt, wie es in der Stadtgeschichte weitergeht und findet viele Vergleiche zur echten Stadt Mainz. So ist es gewollt. Weil es ein Musical ist, darf auch eine Liebesgeschichte nicht fehlen, und die entspinnt sich ganz dezent am Rande zwischen dem charmanten Raxlifax und Loreleya (Kathrin Y. Lothschütz). Tussnelda (Clenda Sabrina Lahr), Vielfreya (Kathrin Maier), Zahlerius (Garrit Lange) und Brunftia (Katharina Brellochs) tun sich auch noch hervor.
Neben dem Orchester sorgt Daniel Louis für die Live-Geräusche wie etwa das Kratzen der Feder auf Papier oder das Geklapper der Pferdehufe. Ein buntes, verrücktes, schnelles Spektakel entfaltet sich von der ersten Sekunde an auf der Bühne, 2000 Jahre Geschichte müssen in zwei Stunden verpackt werden. Und das gelingt. Das Publikum bedankt sich für die humorvolle Zeitreise.