„Medienbildung Mainz“ hilft Schulen und Kitas

Die Welt des Programmierens kennenlernen können Schüler mit den „WeDo 2.0-Wochen“, die die „Medienbildung Mainz“anbietet. Foto: Silvia Casado

Warum sollte ich keine Partybilder auf Facebook hochladen? Nur eine von vielen Fragen, bei denen die „Medienbildung Mainz“ hilft. Knapp 9000 Medientitel veleiht sie außerdem.

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MAINZ. „Chancen, Risiken, Erweiterungen.“ Das sieht Silvia Casado in der Digitalisierung. Die Lehrerin an der Realschule Plus Lerchenberg ist seit einem Jahr Leiterin der „Medienbildung Mainz“. Die Einrichtung des Schulamtes, die es seit 70 Jahren gibt, ist für Medienverleih und Medienpädagogik, Fortbildung und Beratung zuständig – an 42 Schulen, von der Förder- bis zur Volkshochschule, sowie sämtlichen Kitas im Stadtgebiet. Und Medienbildung ist ohne Digitalisierung nicht mehr denkbar. Doch für die Leiterin handelt es sich nicht um eine Einbahnstraße.

„Die Digitalisierung bringt gesellschaftliche Änderungen mit sich, wie es auch die Industrialisierung tat“, sagt Casado, „Medienkompetenz ist eine Schlüsselqualifikation. Und wir leben in einer leistungsorientierten Gesellschaft. Da ist diese Schlüsselqualifikation die Voraussetzung für eine souveräne Teilhabe an der digitalen Lebenswelt.“ Der Lehrerin, die in Schwaben groß geworden ist und vor zehn Jahren nach Mainz kam, geht es nicht nur um die technische Handhabung moderner Mediennutzung, mit Laptop, Tablet oder Smartphone. Ethische und soziale Facetten treten hinzu. Gefahren und Risiken im Online-Datenverkehr, die kritische Bewertung von Apps. Welche Informationen sind glaubwürdig? Wohin fließen meine Daten? Warum sollte ich keine Partybilder auf Facebook hochladen?

„Die Digitalisierungsstrategie des Landes sieht vor, dass die Medienbildung nicht losgelöst, sondern im Fachunterricht verankert wird“, sagt die Mathe- und Physiklehrerin, „daher geht es auch um Lehrerschulung und -ausbildung.“ Viele Beratungen gehen telefonisch vonstatten, doch Casado bietet auch Weiterbildungen und Infoveranstaltungen an. Überwältigend groß ist die Nachfrage nach Letzteren bislang nicht. Wesentlich interessierter sind die Mainzer Schulen an den knapp 9000 Medientiteln, die Casados Einrichtung verleiht. Im Schnitt sieben DVDs und acht Videos pro Tag wurden voriges Jahr von den Schulen und Kitas genutzt, und in drei Vierteln des Schuljahres ist der Verleih-Koffer mit 16 iPads im Einsatz.

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Casado ist für 13 Abordnungsstunden in der „Medienbildung“ aktiv, ihr Kollege, Holger Schmidt von der Anne-Frank-Realschule, für sieben. 28 solcher Einrichtungen gibt es in Rheinland-Pfalz. „Wir sind Dienstleister für den Träger“, erläutert sie. Die Ausstattung der Schulen, um die Digitalisierung auch in den Unterricht zu bringen, ist unterschiedlich. „Aber wir haben einen sehr großzügigen Schulträger“, versichert sie, „wenn Schulen ein fundiertes Mediennutzungskonzept haben, wird eine Anfrage in den seltensten Fällen abgelehnt.“ Und bei der Erstellung dieses Konzepts hilft Casado gern.

Wie digital die Schulen werden sollen, ist ein viel diskutiertes Thema. Wie steht es um Nutzung oder Verbot von Smartphones in der Schule? „Ich bin für einen pädagogisch sinnvollen Einsatz“, sagt Casado, „für die Erreichbarkeit gibt es das Sekretariat. Aber einen verantwortungsvollen Umgang kann ich den Schülern nicht beibringen, wenn ich es verbiete.“ Auch am traditionellen Erlernen der Handschrift, dem Schreiben an der Tafel, dem Griff zu Bleistift und Geodreieck will die Lehrerin festhalten. „Das Motorische, das Haptische, das Gefühl dafür“ dürfe nicht verloren gehen. „Und um die digitalen Programme zu verstehen, muss man verstehen, was dahinter steckt.“

Dieses Lernen kann durchaus schon in der Kita beginnen. Bei der Filmbildung sieht Casado hier Potenzial, und wenn es darum geht, dass Kinder mit „besonderen Bedürfnissen“ dabei unterstützt werden, den anderen Kindern zu folgen. „Der Mehrwert der Angebote ist mir wichtig“, sagt sie. Niemals dürfe der Einsatz digitaler Medien zum Selbstzweck werden.