Margit Sponheimer erhält die Ehrenbürgerwürde der Stadt Mainz

Margit Sponheimer hat am Mittwochabend die Ehrenbürgerwürde der Stadt Mainz im Ratssaal erhalten. Foto: Sascha Kopp

Die Fastnachterin Margit Sponheimer ist seit heute offiziell Ehrenbürgerin von Mainz geworden. Oberbürgermeister Michael Ebling (SPD) hat ihr die Auszeichnung im Ratssaal...

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MAINZ. Es sind ihre Hände. Margit Sponheimer sitzt im Ratssaal, Oberbürgermeister Michael Ebling wird ihr gleich die Ehrenbürgerwürde verleihen, sie lächelt. Aber ihre Hände sind unruhig, können sich auf keine Haltung einigen. Stattdessen legen sie sich aufeinander, nehmen wieder Abstand, verschwinden unter dem Tisch, erscheinen wieder sichtbar für alle, falten sich. Die Frau, die seit Jahrzehnten die Bühne kennt, die vielen Blicke, ist aufgeregt. Und tatsächlich, es ist ein besonderer Tag für die Fastnachts-Ikone. Margit Sponheimer ist die zweite Frau nach der Schriftstellerin Anna Seghers, die Mainzer Ehrenbürgerin wird. Am Mittwochabend wurde sie im Ratssaal ausgezeichnet.

Am Mittwoch, 7. März, wurde Margit Sponheimer im Ratssaal des Mainzer Rathaus von Oberbürgermeister Michael Ebling die Ehrenbürgerwürde der Stadt verliehen.
Am Mittwoch, 7. März, wurde Margit Sponheimer im Ratssaal des Mainzer Rathaus von Oberbürgermeister Michael Ebling die Ehrenbürgerwürde der Stadt verliehen.
Am Mittwoch, 7. März, wurde Margit Sponheimer im Ratssaal des Mainzer Rathaus von Oberbürgermeister Michael Ebling die Ehrenbürgerwürde der Stadt verliehen.
Am Mittwoch, 7. März, wurde Margit Sponheimer im Ratssaal des Mainzer Rathaus von Oberbürgermeister Michael Ebling die Ehrenbürgerwürde der Stadt verliehen.
Am Mittwoch, 7. März, wurde Margit Sponheimer im Ratssaal des Mainzer Rathaus von Oberbürgermeister Michael Ebling die Ehrenbürgerwürde der Stadt verliehen. Hier trägt sie sich ins Goldene Buch der Stadt ein.

"Mainzer Lebensfreude in Person"

Die Worte Eblings müssen Sponheimer runtergehen wie Öl. „Du bist die Mainzer Lebensfreude in Person, du warst es schon immer“, sagt er. Oder: „„Es gibt keinen einzigen Menschen, der nicht mindestens begeistert von deiner Ehrenbürgerwürde ist.“ In einer schön geschriebenen, mitunter lustigen Rede, geht er mit Anekdoten gespickt ihren Lebenslauf durch. Sponheimer, eine „Mainzerin, die irrtümlich im Körper einer Frankfurterin geboren wurde“, habe den Frauen mit Wucht die Tür in die männerdominierte Fastnacht aufgestoßen. Stellenweise erlischt das Lächeln Sponheimers, ihre Mundwinkel wandern nach unten vor Rührung, ihre Augen werden feucht. Sie bleibt aber gefasst, verliert keine Tränen der Freude.

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Und jetzt ist er da, der Moment. Ebling greift sich die rote Mappe, darin die Urkunde, die Ehrenbürgerwürde. Sponheimer schaut ihn mit direktem Blick an, strahlt. Sie fliegt über die Zeilen, hält die Mappe impulsiv in die Höhe und posiert damit wie Fußballspieler, die den Weltmeisterpokal gewonnen haben.

Welche immense Bedeutung die 75-Jährige für die Fastnacht noch immer hat, wird spätestens mit einem Medley ihrer größten Hits deutlich. Umwerfend arrangiert hat diese Sebastian Sternal, selbst am Klavier, vorgespielt mit Marko Mebus an der Trompete, Bastian Weinig am Kontrabass und Axel Pape am Schlagzeug. Die Musiker interpretieren etwa „Gell, du hast mich gelle gern“ modern, jung-beschwingt. Im Ratssaal können sich manche nicht halten, wollen schunkeln, klatschen, singen den Text stumm mit. Doch erst bei „Am Rosenmontag bin ich geboren“ trauen sich alle, es wird etwas lauter, gelöster. Und auch Sponheimer singt mit ihrer vertrauten tiefen Stimme mit.

Geografisch gesehen käme „es Margittsche“ als Frankfurterin ja aus dem Nahen Osten, sagt der Ehrenpräsident des MCV Dr. Rudi Henkel und fängt sich damit den ein oder anderen spitzen Lacher ein. Er selbst kann sein Lächeln kaum unterdrücken. Auch er beschenkt Sponheimer mit den wärmsten Worten, sagt, früher seien Frauen nur schmückendes Beiwerk gewesen. Erst, seit Sponheimer auf dem Bildschirm und in den Print-Medien präsent wurde, habe die Emanzipation der Frau bei der Fastnacht begonnen. Henkel erwähnt auch ihren Mann Joachim Weber, nennt ihn ihren Impresario, zu neudeutsch Manager.

Echtes Meenzer Mädche

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Das passt. Als Sponheimer mit einer Uraufführung ihres Lieds „Moguntia“ beglücken will, sucht ihr Mann den Blickkontakt zum Tontechniker, macht den Daumen mit einer Aufwärtsbewegung hoch und will damit sagen: „Lauter, lauter!“. Als nichts passiert, steht er kurzerhand auf, läuft durch den halben Ratssaal, vorbei an den vielen Besuchern, lehnt sich zum Tontechniker und sagt: „Man versteht sie ja kaum!“. Der hat sein Gesicht auf die Hand gelegt, dreht den Regler. Joachim Weber geht von dannen.

Gesang vorbei, jetzt wird gesprochen. Sponheimer Dankesworte, stellenweise gereimt. „Früh wusste ich, was mich berührt, nur weg von diesem Grau, das hat mich auf die Bühne geführt.“ Sie nehme die größte Auszeichnung stellvertretend für alle Mainzerinnen und Mainzer entgegen, sei und bliebe trotz der Ehrenbürgerwürde ein echtes Meenzer Mädche. Ein guter Übergang zu „Es goldig Meenzer Mädche“, das sie daraufhin singt. Es ist der Abschluss des offiziellen Festakts, der Sponheimer mehrfach stehende Ovationen beschert hat.

Von Lisa Maucher