Der Förderkreis setzt sich dafür ein, dass in der Einrichtung Extras für die Bewohnerinnen wie Brillen, Shampoo oder Schulmaterial gekauft werden. Und er sucht neue Mitglieder.
MAINZ. Eine Geschichte, die Helga Ahrens besonders nah gegangen ist, handelt von einer Pfarrersfrau. Die Frau war Alkoholikerin. Irgendwann setzte ihr Mann sie vor die Tür. Im Wendepunkt, der Einrichtung für obdachlose Frauen, fand sie schließlich Zuflucht. Und das Bittere an der Geschichte: Jahre zuvor hatte sich die Pfarrersfrau selbst noch für die Schicksale der wohnungslosen Frauen in der Einrichtung eingesetzt. Obdachlosigkeit kann durch alle Schichten gehen, weiß Ahrens, die seit 25 Jahren im Vorstand des Förderkreises aktiv ist. Genauso lange existiert der Verein auch. Ahrens war Gründungsmitglied.
Als vor 20 Jahren die Geldmittel von der Stadt gekürzt wurden, beispielsweise für den Brillen-, Arzneimittel- und Fahrtkostenzuschuss, wurden die heute 74-Jährige und zehn weitere Ehrenamtliche aktiv. Unter der Federführung von Gerhard Teuffel, Initiator des Wendepunktes, gründeten sie zur finanziellen, aber auch ideellen Unterstützung den Förderkreis.
Aktuell hat er 52 Mitglieder, die jährlich mindestens 18 Euro bezahlen. „Viele bezahlen aber deutlich mehr“, sagt Ahrens. Und das Gute sei, ergänzt Vorsitzende Lena-Maria Dannenberg-Mletzko: „Jeder Euro fließt direkt in einen sinnvollen Zweck.“ Der Förderkreis greift dann finanziell unter die Arme, wenn alle anderen Finanzierungsmöglichkeiten bei den Frauen ausgeschöpft sind. Zuschüsse gibt es dann für Klassiker wie Fahrtkosten und Hygieneartikel, aber auch für einen Schulranzen samt Schultüte. Sogar Kosten für Sportvereine, Ausflüge oder einen Kinobesuch können übernommen werden.
Die großzügige Spende aus der „Leser helfen“-Aktion hat vieles im Haus möglich gemacht. Doch auch weiterhin wird der Förderkreis auf Spenden angewiesen sein. „Obdachlose Frauen sind weniger sichtbar“, weiß Ahrens. „Oft schlagen sie sich bei vermeintlichen Freunden durch. Und dann lautet die Bedingung häufig: Wenn du bei mir schläfst, dann auch mit mir.“
Nach 25 Jahren Ehrenamt möchte sich Kassenwartin Helga Ahrens nun etwas zurückziehen und auf ihr Seniorinnendasein konzentrieren. Vorsitzende Dannenberg-Mletzko sucht Unterstützung im Vorstand. Auch sonst sind neue Mitglieder willkommen.