Wie trotzt man Stress? Diese Frage wird im Resilienz Zentrum erforscht. das jetzt zum Leibniz-Institut aufgestiegen ist und Besuch von der Ministerpräsidentin Dreyer erhielt.
MAINZ. Im Eingangsbereich versperren noch ein Gerüst und rot-weißes Absperrband einen der möglichen Wege. Es ist alles noch frisch im Gebäude in der Wallstraße 7. Auch oben, in der Etage des Leibniz-Instituts für Resilienzforschung (LIR), sehen die Büros noch aufgeräumt aus und die Wände noch sehr weiß. Doch hier und da sitzen bereits Probanden in den Räumen, schwer verkabelt an den Händen oder auf dem Kopf mit Gerätschaften, über die unter anderem Impulse gesendet und Ströme gemessen werden können. Was für ein Stress.
Aufnahme in einen erlauchten Kreis
Und genau darum geht es hier auch: Warum reagieren Menschen unterschiedlich auf Stress? Warum ist der eine resilient, also widerstandsfähig gegen Stress, der andere aber nicht? Lässt sich vorhersagen, wer unter Stress oder durch traumatische Ereignisse psychische Erkrankungen entwickeln wird? Mit diesen und weiteren Fragen beschäftigt sich das Institut in seiner Forschung. Doch wissenschaftliche Messungen finden heute nicht statt. Heute wird nur demonstriert für den hohen Besuch, schließlich gibt es etwas zu feiern.
Mit Jahresbeginn ist aus dem Deutschen Resilienz Zentrum das Leibniz-Institut für Resilienzforschung (LIR) geworden. Damit ist die Einrichtung, die 2014 an der Mainzer Uni gegründet und ab 2016 als medizinische Betriebseinheit der Unimedizin geführt wurde, nach einem mehrjährigen Prozess in einen erlauchten Kreis aufgenommen worden, der bundesweit 96 Institute umfasst. Grund genug für Ministerpräsidentin Malu Dreyer und Wissenschaftsminister Konrad Wolf, sich vor Ort ein Bild zu machen.
Dass es gelungen sei, die Einrichtung mit dem „Exzellenzsiegel“ zu versehen, sei ein „tolles Ereignis“, auf das man stolz sei, sagt Dreyer. „Das bedeutet nämlich, dass es nicht irgendein Forschungsbereich ist, sondern einen anspruchsvollen Prozess durchlaufen hat.“ Mit seiner Forschung bearbeite das Institut „eine der großen Fragen unserer Zeit“, betont Dreyer. Entscheidend dabei sei, dass am LIR „der Mensch ins Zentrum gestellt“ werde, da der Fokus auch auf der Anwendung der Forschungsergebnisse in der Praxis liege. Die Translation, also die Umsetzung von Forschungserkenntnissen, sei hier Konzept. Das sei auch an den Plänen für eine Ambulanz zu erkennen, die demnächst eingerichtet werden soll.
Diesen Punkt hebt auch Prof. Veronika von Messling hervor. Einzigartig sei am Institut, dass von der Grundlagenforschung bis zur Anwendung in der Praxis der komplette Prozess abgedeckt werde – immer mit dem Blick darauf, die Prävention „zu den Menschen zu bringen“, betont die Abteilungsleiterin aus dem Bundesforschungsministerium, das das Institut mitfinanziert. Diese praxisnahe Forschung sei wichtig, denn psychische Erkrankungen hätten aufgrund der hohen Fallzahlen nicht nur persönliche, sondern auch volkswirtschaftliche Auswirkungen. „Die Erwartungen sind hoch“, gibt von Messling den Mitarbeitern mit auf den Weg.
Eigenes Gebäude ist das langfristige Ziel
Doch das ist bei der Leibniz-Gesellschaft ohnehin klar. Alle sieben Jahre werden die Leibniz-Institute standardmäßig evaluiert – und in rund fünf Prozent der Fälle fällt die Bewertung negativ aus. Man muss also liefern. Dafür steht im laufenden Jahr ein Budget von 9 Millionen Euro zur Verfügung, berichtet der Kaufmännische Geschäftsführer Dr. Thorsten Mundi. 5,5 Millionen Euro kommen als Grundfinanzierung von Bund und Land und 2,5 Millionen Euro aus Drittmitteln. Oben drauf gibt es eine zusätzliche Unterstützung durch das Land, erklärt Mundi. Insgesamt verfüge das Institut über 82 Mitarbeiter und 32 Hilfskräfte, wobei diese nicht alle in dem neuen Gebäude in der Wallstraße arbeiten, sondern teilweise auch in Gebäuden der Unimedizin auf dem Uni-Campus angesiedelt sind, wo unter anderem die Tierversuche durchgeführt werden, die zum Forschungsprogramm gehören.
Langfristig sei es aber das Ziel, ein eigenes Gebäude für das LIR zu errichten, sagt der Geschäftsführer. Wann und wo dies geschehen könnte, sei allerdings noch nicht klar.