Mainzer OB-Wahlkampf: Die Kandidaten im Kreuzverhör

OB-Forum in der VRM: Die KandidatInnen Malcherek, Matz, von Jungenfeld, Viering, Haase und Engelmann stellen sich den Fragen der Redaktion.

Es geht um bessere Bezahlung für Erzieherinnen, die Rückführung von AKK nach Mainz oder die Mombacher Hochbrücke. Wir haben die Kandidaten beim Wahlforum befragt.

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MAINZ . Allmählich geht der Wahlkampf in die letzte Runde – da liegen die Nerven auch mal blank, der Weichspüler wird gegen harte Bandagen getauscht. So war es zumindest beim Wahlforum der Allgemeinen Zeitung zu erleben, das am Montagabend im Verlagsgebäude der VRM in Marienborn stattfand. Dennis Rink, stellvertretender Chefredakteur der Allgemeinen Zeitung, und Lokalchefin Julia Krentosch befragten Marc Engelmann (FDP), Nino Haase (parteilos), Christian Viering (Grüne), Mareike von Jungenfeld (SPD), Manuela Matz (CDU) und Martin Malcherek (Linke).

Hier finden Sie die Aufzeichnung des Abends:

Manuela Matz sollte beispielsweise erklären, warum sie die Mombacher Hochbrücke für Freizeit erhalten möchte, obwohl der Stadtrat schon den Abriss beschlossen hat. Wie sie erläuterte, sei die Brücke für den Straßenverkehr nicht mehr nutzbar; andere Ideen könnten aber denkbar sein und sollten geprüft werden. Zum einen solle nämlich das Tierheim dort erhalten bleiben, ohne einen Interimsstandort suchen zu müssen, so Matz; zum anderen sei die Brücke auch Schattenspender für das Tierheim. Und da wäre es doch „cool“, wenn man die Brücke zur grünen Flaniermeile umfunktionieren könne..

Es wäre doch cool, wenn man die Hochbrücke umfunktionieren könnte. Ähnlich wie die Highline in New York.

MM
Manuela Matz OB-Kandidatin der CDU
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Wenn es um den Verkehr geht, fordert Manuela Matz ein Gesamtverkehrskonzept. „Neustadt und Ebersheim haben ganz unterschiedliche Anforderungen” sagt sie. Auch in Sachen Sicherheit sei viel nachzuholen – unter anderem im Begegnungsverkehr zwischen Radfahrern und Autofahrern. Dabei gebe es auch alternative Konzepte zur Straßenbahn, unter anderem Oberleitungsbusse oder E-Busse.

Marc Engelmann gibt seine Ideen für die Innenstadt preis: Man müsse die Reichweite erhöhen, also zunehmend Leute aus dem Umland dazu bringen, in Mainz einzukaufen. Die Innenstadt müsse daher attraktiv gehalten werden. Aufenthaltsqualität sei ein Stichpunkt, vor allem aber auch der Verkehr. Wer mit dem ÖPNV beispielsweise aus Mommenheim eine dreiviertel Stunde nach Mainz fahren solle, der fahre eher mit dem Auto nach Alzey. Vernünftiges Parkleitsystem, temporäre Abhilfe bei Leerständen, Förderung von Aufwertungsprojekten – das seien seine Ideen.

Ich stehe dafür, dass wir 9000 Wohnungen in Mainz realisieren.

Mv
Mareike von Jungenfeld OB-Kandidatin der SPD

Christian Viering und Nino Haase sind diesmal auf Konfrontationskurs: Als es ums Wohnen geht, geht’s ans Eingemachte. Man müsse sich Gedanken darüber machen, welche Flächen man noch habe und diese entwickeln, sagt Haase. Es gebe unter anderem in Hechtsheim eine Fläche, für die bislang eine Galopprennbahn vorgesehen sei, die dort sicher nicht mehr entstehe, sagt Haase. Ein Einfamilienhaus könne man sich nicht mehr leisten, so Viering, zudem könne man die ganz wenigen Flächen, die es in Mainz noch gebe, nicht dafür zur Verfügung stellen, sagt Viering. Die Flächen, die man habe, müsse man in städtischer Hand entwickeln, um dafür zu sorgen, dass es keine sozialen Verdrängungseffekte gebe. Wenn es um Reihenhäuser und Einfamilienhäuser gehe, müssen man über die Stadtgrenzen hinaus denken, was dann auch den ÖPNV betreffe, sagt Viering. Ob er denn in Mainz dann keine Wohnungen mehr bauen wolle, fragt Nino Haase provokant. Viering wird emotional, „ich weiß nicht, ob sie es nicht richtig verstanden haben... Wir nutzen die Flächen, die wir haben”; unter anderem nennt er Gfz-Kaserne oder Altes Postlager.

Wir nutzen die Flächen, die wir in Mainz haben. Aber wir müssen uns gleichzeitig mit dem Landkreis vernetzen.

CV
Christian Viering OB-Kandidat der Grünen.
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Ich würde da jetzt nicht die Ranzengarde einmarschieren lassen.

MM
Martin Malcherek OB-Kandidat der Linken zur Frage der Rückkehr von AKK nach Mainz

Es müsse ein Umdenken stattfinden, meint auch Mareike von Jungenfeld; die Zukunft des Wohnungsbaus in Mainz werde in Mehrparteienhäusern stattfinden, sagt die SPD-Kandidatin. Ein neuer Stadtteil sei für sie nicht denkbar, es gebe aber Flächen, die noch nutzbar seien. „Ich stehe dafür, dass wir 9000 Wohnungen in Mainz realisieren.”

Die einzige Möglichkeit, den Umsatz in der Innenstadt zu erhöhen, ist die Reichweite zu erhöhen.

ME
Marc Engelmann OB-Kandidat der FDP

Für Martin Malcherek ist klar, dass gebaut werden muss – gerade, wenn tausende Stellen im Biotechnik-Sektor entstehen sollen. Auch Infrastruktur wie Schulen oder Schwimmbäder sei dann dringend notwendig. Es seien dringend Lösungen notwendig – „wir haben keinen Masterplan für Mainz, wie diese Stadt entwickelt werden soll. Das kann in einer Stadt wie Mainz nicht die Wahrheit sein.“ Dabei müsse die Stadt auch in der Innenstadt Bestandsimmobilien übernehmen, um für die soziale Mischung zu sorgen.

Martin Malcherek und Marc Engelmann beim OB-Forum.
Martin Malcherek und Marc Engelmann beim OB-Forum. (© Sascha Kopp)

Mareike von Jungenfeld will sich für die Fastnacht und die Finanzierung des Rosenmontagszugs einsetzen: „Wir müssen uns sehr schnell an einen Tisch setzen, und Entwurf hinbekommen, der für die Zukunft tragbar ist.“ Wenn es um die Löhne für Erzieherinnen geht, kann sie sich allerdings zu keiner klaren Zusage durchringen:. „Eine bessere Bezahlung würde ich nicht kategorisch ausschließen“; das sei aber Sache der Tarifparteien, meint sie.

OB Forum in der VRM - Matz, Viering Foto: Sascha Kopp / VRM Bild
OB Forum in der VRM - Matz, Viering Foto: Sascha Kopp / VRM Bild (© Sascha Kopp)

Martin Malcherek hat die Rückführung von AKK nach Mainz auf dem Schirm: „Kastel ist der innenstadtnächste Vorort“, diese Frage sei nicht nur ein emotionales, sondern auch ein „lebensnahes Ding“. Er wolle in diesem Thema die Menschen fragen; im Ernstfall müsse man dann Ländergrenzen neu ziehen. Satirisch oder utopisch sei das nicht, findet Malcherek, sondern der Lebensrealität geschuldet. „Ich würde es aber nicht mit der Brechstange durchsetzen. Ich würde da jetzt nicht die Ranzengarde einmarschieren lassen.”

Wir haben leider Logistiker angesiedelt. Das war ein riesen Fehler.

NH
Nino Haase Parteiloser OB-Kandidat
OB Forum in der VRM -  von Jungenfeld, Haase, Viering Foto: Sascha Kopp / VRM Bild
OB Forum in der VRM - von Jungenfeld, Haase, Viering Foto: Sascha Kopp / VRM Bild (© Sascha Kopp)

Nino Haase beschäftigt der Biotech-Hub an der Saarstraße. Die schon in der Erschließung befindliche Fläche halte er für unstrittig. Die jetzt neu geplanten 50 Hektar dagegen sieht er eher skeptisch: Dort seien Frischluftschneisen und „fantastische Ackerböden”. Es gebe in Mainz auch andere Flächen, zudem seien Infrastruktur und Fachkräfte nötig. Andere Flächen müssten schneller entwickelt werden, Flächen müssten priorisiert werden - flächenintensive und personalarme Logistik-Ansiedlungen wie in Hechtsheim seien ein Fehler gewesen.

Zum Ende werden auch persönliche Nachfragen gestellt: Warum nimmt man Sie in Mainz nur dann öffentlich wahr, wenn Wahlen anstehen, lautet eine Frage an Nino Haase. „Ich möchte politische Ämter nicht angehen außerhalb von demokratischen Wahlen”, sagt er. „Ich finde es merkwürdig, parteilosen Oberbürgermeisterkandidaten vorzuwerfen, sich nicht wie ein Berufspolitiker zu benehmen. Meine Frau und ich haben aber im Sommer zusammengesessen und gesagt, man sollte sich wieder positionieren, weil sich viele Dinge nicht so entwickelt haben, wie ich mir das nach der letzten Wahl gewünscht habe.” Viering will das so nicht stehen lassen: Er verstehe zwar, dass man nach einem Wahlkampf erstmal Ruhe brauche. Nicht verstehen könne er die Äußerung, seit der letzten OB-Wahl sei nichts passiert. „Wir, die ehrenamtlich Kommunalpolitik gemacht haben, haben eine Corona-Pandemie bekämpfen müssen. Und das war eine verdammt große Herausforderung.” Er würde sich daher mehr Respekt den Menschen gegenüber wünschen, die im Ehrenamt „ganz ganz viel Engagement gezeigt haben”. Woraufhin Haase erneut mehr Kompetenzen für die Ortsbeiräte fordert – und Viering vorwirft, die Contenance zu verlieren.

Viering hingegen soll sich zu seiner Vergangenheit bei den Ultras äußern. „Ich war von 2003 bis 2006 Mitglied der Ultra-Szene Mainz, als es in Mainz noch anders aussah.” Man habe damals sehr gut mit Heidel und Klopp zusammengearbeitet und die Erfolge mitbegleitet. „Es ging damals darum, gemeinsam etwas zu erreichen.” 2006 sei er dann mit 22 Jahren zum jüngsten Fanbeauftragten der Bundesliga gemacht worden.