
Geschäftsführer Jochen Erlhof ist zufrieden mit der Nachfrage nach den D-Tickets – auch wenn die Zahl der Kündigungen hoch ist. Sorgen gibt es wegen der zukünftigen Finanzierung.
Mainz. Das im Mai eingeführte Deutschlandticket (D-Ticket) wird in Mainz stark nachgefragt. Allein die Mainzer Mobilität (MM) hat bis Ende August 33.600 dieser 49-Euro-Tickets verkauft. Ende Juni lag die Zahl noch bei 23.600 D-Tickets. Hinzu kommen Mainzer Fahrgäste, die sich bei anderen Verkehrsunternehmen wie der Deutschen Bahn oder dem Rhein-Main-Verkehrsverbund (RMV) diese Fahrkarte besorgt haben.
Ab Mai haben sich zudem die Fahrgastzahlen in den Bussen und Straßenbahnen der MM erhöht: um acht Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Ob dies direkt auf das D-Ticket zurückzuführen ist, könne allerdings nicht gesagt werden, betont Jochen Erlhof, Geschäftsführer der MM-Dachgesellschaft Mainzer Verkehrsgesellschaft (MVG). Denn 2022 hatte die Corona-Pandemie noch Auswirkungen auf die Zahl der Fahrgäste im Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV).
Von den 33.600 Tickets haben laut Erlhof 16.000 Kunden das D-Ticket als Abo über die App der MM erworben, 5800 haben sich eine Chipkarte besorgt und 11.800 haben die Fahrkarte als Jobticket über ihren Arbeitgeber erhalten.
Ähnlich wie bundesweit gibt es auch in Mainz den Trend bei vielen Fahrgästen, das erworbene Abo wieder zu kündigen. In ganz Deutschland traf das in den ersten Monaten auf jeden zehnten Kunden zu. In Mainz seien das bei den App-Kunden sogar 15 bis 20 Prozent. Erlhof führt diese Quote auf zwei Gründe zurück. Ein Teil der Berufspendler habe vor der Ferienzeit das Abo unterbrochen, da sie in Urlaub waren und daher nicht oder nur wenig mit dem ÖPNV gefahren sind. Nach den Ferien schließen sie wieder ein neues Abo ab. Ein anderer Teil hat das D-Ticket als Monatskarte genutzt, um im Urlaub mit dem Regionalverkehr zu fahren. Das seien allerdings nur Vermutungen, genaue Erkenntnisse darüber gebe es noch nicht.
Jobtickets als „Erfolgsgeschichte“
Als „Erfolgsgeschichte“ bezeichnet Erlhof die Entwicklung bei den Jobtickets: „Vorm Deutschlandticket hatten wir 7000 Jobtickets, jetzt sind es 11.800.“ Dabei bieten Firmen ihren Mitarbeitern zu unterschiedlichen Konditionen ein vergünstigtes Deutschlandticket an. Wie der MM-Homepage zu entnehmen ist, gehören dazu große Arbeitgeber in Mainz wie die Unimedizin, Biontech, Coface, das ZDF, der SWR, die Stadt und die Stadtwerke. Mit dem Deutschland-Jobticket könnten jetzt auch kleine Firmen ihren Mitarbeitern dieses Angebot unterbreiten, sagt Erlhof. Das sei zum Beispiel auch für einen Apotheker mit vier Angestellten interessant. 63 Neuverträge habe die MM abgeschlossen.
Bislang ist das D-Ticket in Deutschland ab Januar 2024 nicht finanziert.
Während Erlhof mit der Nachfrage nach den D-Tickets sehr zufrieden ist, sieht er die künftige Finanzierung dieses Angebots mit Sorge. Bund und Länder finanzieren aktuell das Deutschlandticket je zur Hälfte mit insgesamt drei Milliarden Euro. Da das D-Ticket 2023 erst im Mai eingeführt wurde, würden die drei Milliarden Euro zur Finanzierung der den Verkehrsunternehmen entstehenden Mehrkosten für acht Monate eingesetzt. Ab nächstem Jahr seien allerdings für zwölf Monate Zuschüsse nötig, also 4,5 Milliarden Euro, so Erlhof. Für das Land Rheinland-Pfalz hieße das, es müsse 80 statt 50 Millionen Euro zur Verfügung stellen. „Bislang ist das D-Ticket in Deutschland ab Januar 2024 nicht finanziert“, kritisiert der MVG-Geschäftsführer.