Mainzer Literatin verfasst Buch über Marokko-Roadtrip

Miriam Spies‘ Buch enthält subjektive Reportagen, gewürzt mit Selbst- und Gesellschaftskritik. Foto: Conbook Verlag
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Der Autorin Miriam Spiel hat ihre subjektiven Reportagen mit Selbst- und Gesellschaftskritik gewürzt – herausgekommen ist ein Bericht über eine absurd-komische Irrfahrt.

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MAINZ. Es ist kalt in Marokko, dunkel dazu, und natürlich regnet es. Schon bei der Ankunft auf dem Flughafen von Nador geht einiges schief. Eigentlich sollte die Route von hier nach Tanger führen, doch daraus wird nichts. Busse fahren nicht mehr, und von den angepriesenen Sammeltaxis ist nichts zu sehen. Immerhin bieten zwei Männer einen Platz in ihrem Auto an. Leider wollen die beiden nicht nach Tanger, aber was soll’s. Irgendwann, irgendwie wird sie schon ans Ziel kommen.

Miriam Spies’ Reisebericht „Im Land der kaputten Uhren – Mein marokkanischer Roadtrip“ ist eine Chronik des Misslingens. „Travel the Moroccan way“ schrieb ihr ein Freund vorab: „Nimm’s mit einem Lächeln, wenn alles anders kommt.“

Der Verlag kündigt auf dem Rückdeckel vollmundig „Eine Winterreise an die abenteuerlichsten Orte Marokkos“ an. Die zweite Hälfte dieses Satzes entpuppt sich allerdings als völliger Blödsinn. Spies braucht keine abenteuerlichen Orte, um aus dem Gleis zu geraten.

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Es reichen alltägliche Routen, halbwegs durchschnittliche Menschen und dieses fiese Wetter. Am Ende wird sie ausgehungert, übermüdet und mit einer Bronchitis nach Hause zurückkehren.

Spies ist seit Jahren kaum aus der Mainzer Literaturszene wegzudenken. 2007 gründete sie ihren gONZoverlag. Sie veranstaltete Lesungen verschiedensten Formats, und das von ihr ins Leben gerufene, doch leider viel zu kurzlebige Mainzer Literaturfestival sucht bis heute seinesgleichen. Nun also tritt sie das erste Mal mit einem längeren literarischen Text an die Öffentlichkeit – ein Debüt, das durchaus gelungen ist, wenn auch mit einer Einschränkung.

Die Autorin hält große Stücke auf den Amerikaner Hunter S. Thompson, der mit seinem Gonzo-Journalismus subjektive Reportagen aus der Ich-Perspektive propagierte, gewürzt mit Selbst- und Gesellschaftskritik.

Dieses Credo hat sich Spies zu eigen gemacht. Sie erzählt mit leisem Humor und einer ordentlichen Ladung Ironie davon, wie Land und Leute auf sie wirken, was sie empfindet und wie sie reagiert. Damit bietet Spies nicht ganz so viel Marokko, dafür aber reichlich Spies. Nur wer das akzeptiert, wird Spaß haben an ihrer berückenden Art, den Leser an die Hand zu nehmen und mitzuziehen auf eine absurd-komische, oft auch traurige Irrfahrt.

„In Marokko liegt vielleicht kein Geld auf der Straße“, schreibt sie. „Aber dafür lauern die kleinen Wunder des Lebens hinter jeder Ecke.“ Auch dieses Buch ist solch ein kleines Wunder. „Nicht die deutsche Art von Wunder, die wumms, Deus ex Machina, mit großem Getöse inszeniert werden muss.“