Mainzer Erinnerungen an Heiner Geißler: Fürs Ministeramt kam...

Als Minister für Soziales, Gesundheit und Sport zeigte Heiner Geißler sich auch gern in sportlicher Pose.Archivfoto: Klaus Benz  Foto:

Heiner Geißler war ein guter Redner. Eindringlich, auch provozierend bis bissig – aber wenn alles nicht mehr half, setzte er schlicht auf seine Ausdauer. Der langjährige...

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MAINZ. Heiner Geißler war ein guter Redner. Eindringlich, auch provozierend bis bissig – aber wenn alles nicht mehr half, setzte er schlicht auf seine Ausdauer. Der langjährige CDU-Kreisvorsitzende und Bundestagsabgeordnete Johannes Gerster amüsiert sich in seinem Buch „Typen und Mythen“ über Geißlers Taktik: „Durch lange Monologe und Diskussionen zermürbte er seine Gegner und setzte seine Pläne unbeugsam durch.“

Als Minister für Soziales, Gesundheit und Sport zeigte Heiner Geißler sich auch gern in sportlicher Pose.Archivfoto: Klaus Benz  Foto:
Beim 125-Jährigen der Sektion Mainz des Deutschen Alpenvereins hielt der Ex-Vorsitzende 1988 die Festansprache.  Foto: DAVSektion Mainz, H. Requardt  Foto: DAVSektion Mainz, H. Requardt

Am Dienstag nun starb Heiner Geißler, der als Generalsekretär der CDU von 1977 bis 1989 Parteigeschichte schrieb. Zuvor war er zehn Jahre in Mainz, war Minister, CDU-Kreisvorsitzender, aber auch Vorsitzender des Mainzer Alpenvereins.

1967 hatte CDU-Fraktionschef Helmut Kohl dem Noch-Ministerpräsidenten Peter Altmaier mit Bernhard Vogel und Heiner Geißler zwei junge Minister ins Kabinett gesetzt. Geißler wohnte erst in der Göttelmannstraße 53 in der Oberstadt, später im Gonsenheimer Kehlweg, und er wurde heimisch. Nicht nur in der Landespolitik.

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Per Kampfkandidatur machte er dem langjährigen CDU-Kreisvorsitzenden Heinz Laubach dessen Amt abspenstig, „aber im Vorstand hatten immer noch die Laubach-Leute die Mehrheit“, erinnert sich Gerster. Aber das störte Geißler nicht: „Er hat die Leute so lange bequatscht, bis sie müde waren.“ Nachteil: „Die Sitzungen haben doppelt so lange gedauert wie sonst.“

Nur einmal sei Geißler krachend gescheitert: „Er wollte Rauchverbot für Vorstandssitzungen, aber da biss er auf Granit.“ Jahre später ertappte Gerster den Tabakgegner Geißler, wie dieser bei einem Treffen der pfälzischen Tabakpflanzer genüsslich eine Zigarre rauchte. Gerster süffisant: „Der eigene Rauch stinkt nicht.“

Geißler sei ein großer Erneuerer gewesen, sagt der langjährige CDU-Bundestagsabgeordnete, habe frischen Wind in die Mainzer CDU gebracht. So wie übrigens später auch in die Bundes-CDU. 1976 hörte er als Kreisvorsitzender auf, 1977 wurde er schließlich für zwölf Jahre Generalsekretär der Bundespartei.

Noch bevor er sich in der örtlichen Politik engagierte, trat Heiner Geißler der Mainzer Sektion des Deutschen Alpenvereins bei – am 1. Januar 2018 wäre er 50 Jahre Mitglied gewesen. Schon wenige Jahre später wurde der Staatsminister Erster Vorsitzender des Vereins, und in seine Amtszeit fällt auch der Beschluss des Vereins, den Wiederaufbau des einstigen Hindenburgwegs als „Mainzer Höhenweg“ in Angriff zu nehmen. Anfang Mai 1973 wurden im Pitztal die Verträge unterzeichnet, 15 Monate später war der acht Kilometer lange Weg auf dem Geigenkamm zwischen Pitz- und Ötztal fertig.

Auch wenn es Heiner Geißler von Mainz wegzog, weil er 1980 im Wahlkreis Südpfalz für den Bundestag kandidierte, so blieben familiäre Bindungen, und er blieb auch dem Alpenverein treu: Als der 2008 sein 125-jähriges Bestehen feierte, ließ Geißler sich nicht zweimal bitten, die Festrede zu halten. Der heutige Vorsitzende Rolf Lennartz erinnert sich an einen Satz des einstigen Vereinschefs genau: „Fußball und viele andere Sportarten sind Handwerk, Klettern ist Kunst.“