Jürgen Schunk wird der neue Schwammhalter bei den Jüngern Gutenbergs. Das Gautschen zur Mainzer Johannisnacht ist ihm schon seit vielen Jahren eine Herzensangelegenheit.
MAINZ. Es gibt Jobs, die kennt man nur in Mainz. Und hier sind sie höchst angesehen. Einer dieser Jobs ist der des Schwammhalters. Genau einmal im Jahr muss er seinen Job antreten – dann aber vor veritablem Publikum. Der Schwammhalter ist einer der Jünger Gutenbergs – und zwar der, der am Ende des Gautschens bei einem jeden Gautschling den Schwamm nochmal auf dessen Haupt ausdrücken muss. Jürgen Schunk wird heute Winfried Wiese, der sich aus Altersgründen aus dem Amt zurückzieht, ablösen. Vorab gab der 50-Jährige, der mit seiner Familie in Weisenau lebt, der AZ ein Interview.
Herr Schunk, wie wird man Jünger Gutenbergs und Mitglied des Gautsch-Trupps?
Natürlich muss man selbst gegautscht sein. Ich wurde 1987 gegautscht. Zuvor hatte ich bei der AZ meine Druckerausbildung absolviert, damals firmierte die VRM noch unter dem Namen „Mainzer Verlagsanstalt“ und hatte ihren Sitz in der Großen Bleiche. 1988 habe ich dann gleich als Packer beim Gautschen angefangen, der Trupp suchte Verstärkung und ich hatte große Lust mitzumachen. Zwar arbeite ich heute bei einem Verpackungsunternehmen, aber dem Gautschen bleibe ich natürlich treu.
Was haben Sie in den 31 Jahren an der Gautschbütt erlebt?
Zum einen habe ich viele Promis nass machen dürfen: Da war Margit Sponheimer, OB Michael Ebling und viele andere Politiker. Zum anderen habe ich auch unterschiedliche Standorte der Bütt erlebt: den Gutenbergplatz, den Schillerplatz und schließlich den Liebfrauenplatz.
Welcher Platz hat Ihnen am besten gefallen?
Der Gutenbergplatz. Die Gautschbühne stand vor dem Theater, wir und die Gautschlinge hatten die Gutenberg-Statue vor Augen. Das war eine tolle Atmosphäre.
Was sind die Aufgaben des Schwammhalters?
Der Schwammhalter hält an der Bütt das Zepter in der Hand, ist derjenige, der den Trupp der Packer im Blick hat. Beim Gautschen rundet der Schwammhalter das Ritual der Buchdruckertaufe ab, indem er dem Gautschling zum Abschluss noch einmal den Schwamm auf den Kopf drückt. Ich wurde aus dem Kreis der Jünger Gutenbergs zum neuen Schwammhalter gewählt. Das ist eine ganz große Ehre für mich. Schließlich ist das Gautschen für mich eine echte Mainzer Herzensangelegenheit, eine ganz wichtige Tradition.
Warum ist das Gautschen so unverzichtbar bei der Johannisnacht?
Beim Gautschen werden die Auszubildenden des Druckerhandwerks von den Sünden der Lehrjahre reingewaschen. In der Stadt Gutenbergs ist es schön, wenn wir gerade an Johannisnacht den Menschen ins Gedächtnis rufen, warum wir die Johannisnacht eigentlich feiern.
Das Gespräch führte Maike Hessedenz.